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Eine Handvoll Leben: Meine Kindheit im Gulag (German Edition)

Eine Handvoll Leben: Meine Kindheit im Gulag (German Edition)

Titel: Eine Handvoll Leben: Meine Kindheit im Gulag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dahlhoff
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auf und ab, klatschte dabei jauchzend in die Hände, schlug sich auf die Schenkel, Knie und Schuhsohlen und stampfte mit den Füßen auf. Mama, die Kinder und die meisten anderen Gäste lachten und klatschten den Takt mit. Als Toni wieder an unseren Tisch kam, hingen ihm die Locken lustig in der Stirn. »Komm her, Monika«, sagte er, und ich wäre am liebsten unter dem Tisch verschwunden. Doch schon zog er mich in die Mitte des Raums und drehte mich zur Musik im Kreis, lachte und drehte mich immer wieder, bis mir schwindelig war, dann hob er mich hoch, und nun tanzte er mit mir auf dem Arm immer schneller im Kreis. Meine Füße hingen in der Luft, seine Arme waren um meine Taille geschlungen, meine lagen fest um seinen Hals. Mir wurde schwindelig, und ich hielt meinen Blick auf den tanzenden, lachenden Mann gerichtet. »Papa, nicht so wild!«, rief ich immer wieder, doch jetzt begann auch ich zu lachen. Ich hatte ihn zum ersten Mal Papa genannt. Und ich hatte zum ersten Mal seit langer Zeit aus voller Kehle gelacht und Spaß gehabt. Als die Musik endete, setzte er mich vorsichtig auf meine Füße, verneigte sich vor mir und sagte: »Vielen Dank für den Tanz, schönes Kind.« Ich wankte benommen zu unserem Tisch.
    Es dämmerte bereits, als wir uns mit der schlafenden Marion und dem müden Thomas auf den Heimweg machten.
    »He, Monika, Langschläferin, du musst aufstehen, ich bin spät dran und muss gleich in den Laden.« Ich hätte tatsächlich verschlafen, wenn mich Annemarie nicht geweckt hätte. Ich rieb mir kurz die Augen, sprang aus dem Bett und ging ins Badezimmer. Als ich mein Spiegelbild erblickte, zuckte ich zusammen. Mit dem lockigen kinnlangen Haar erkannte ich mich im ersten Moment nicht wieder.
    Annemarie und ich machten das Frühstück, Thomas und Marion waren ebenfalls wach, und ich überlegte fieberhaft, ob ich nun Mama und Toni wecken gehen sollte. Aber da hörte ich schon ihre Stimmen und atmete erleichtert auf. Tante Maria hatte mit den Geschichten über die beiden wohl übertrieben.
    Beim Frühstück wartete ich mal wieder auf einen Moment, wenn die anderen sich unterhielten, und betete stumm, die Hände unter dem Tisch gefaltet. Mama schaute mich hin und wieder an … Ob sie auch nach Ähnlichkeiten suchte wie ich, wenn ich sie ansah? Manchmal wollte ich ihr gern ähnlich sein, aber dann dachte ich daran, wie es sein würde, ein Nonnengewand zu tragen und mich um bedürftige Kinder zu kümmern. Auch für Marion und Thomas sorgte ich; es machte mir Freude, sie zu waschen, ihnen beim Anziehen zu helfen und mit den beiden zu spielen. Doch an diesem Morgen sah Marion blass aus und hustete ein paar Mal. »Na, du wirst dich doch nicht erkältet haben, meine Kleine«, sagte Mama und strich Marion über den Kopf. Solche liebevollen Berührungen gab es selten, nicht nur für mich, auch die beiden Kleinen wurden in dieser Hinsicht nicht verwöhnt. Ich wünschte mir oft, von Mama in den Arm genommen zu werden, abends im Bett stellte ich mir vor, wie sie noch mal in mein Zimmer kam und mich fest drückte und mir einen Gute-Nacht-Kuss gab. Aber sie kam nicht.
    In den nächsten Tagen hustete Marion immer häufiger und heftiger; einmal bekam sie fast keine Luft mehr. Mama und ich waren mit ihr zum Arzt gegangen, und es wurde Keuchhusten diagnostiziert. »Am besten, Sie gehen mit dem Kind rauf aufs Nebelhorn. Etwas Besseres als die Höhenluft gibt es nicht«, sagte der Arzt. Und noch am selben Tag stiegen Toni mit Marion auf dem Arm und ich hinauf auf den Berg, wo Toni mir einen wunderschönen See, Unterstände und lauschige Bänke zeigte. Noch war ich das Bergsteigen nicht gewohnt, und es strengte mich an, aber nachdem ich über eine Woche lang mit einem Rucksack auf dem Rücken und Marion auf den Schultern hinauf- und wieder hinuntergewandert war, hatte ich Übung. Oben in den Bergen fühlte ich mich wohl und leicht, in der Einsamkeit, der Stille und der Bergluft und nicht zuletzt in der Natur mit all den Tieren. Manche hatte ich nie zuvor gesehen, etwa die scheuen Gämsen. Und Marion ging es mit jedem Meter höher und mit jedem Tag besser. Wenn wir müde waren, legten wir uns auf eine Wiese, und Marion schlief, während ich den Himmel betrachtete, die weißen Wolken, die manchmal vorüberzogen, und die großen Vögel, die am Himmel ihre Flügel weit spannten. Und dann träumte ich davon, einmal mitzufliegen und in den Himmel zu schauen, wo Papa, die Großeltern und Peter waren.
    Als es Marion wieder besser

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