Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)
Plätze auf der nächsten Mondfähre; wenn möglich noch heute. Wir treffen uns hier wieder; ich trage dann die neuen Sachen.«
»Wir? Zum Mond?«, brachte sie mühsam hervor.
»Ja, wir. Ich muss weg von der Erde, bevor man mich umbringt. Denn beim nächsten Mal wird es endgültig sein.«
12
Meine kleine Hester nahm all ihren Mut zusammen und begann Wunder zu vollbringen. Zehn Stunden später stöhnten wir Seite an Seite unter der Startbeschleunigung des Mondschiffes David Ricardo . Sie hatte sich kaltblütig als Schocken-Angestellte mit Sonderauftrag für den Mond ausgegeben und mich als Groby, einen Verkaufsanalytiker der Gruppe 6. Natürlich hatte man das Fangnetz für Groby, Verbindungskuppler Klasse 9, nicht auf den Astoria-Startplatz für Raumschiffe ausgedehnt. Kanalisationsarbeiter, die wegen Handelsdelikten und Mord auf der Flucht sind, haben im Allgemeinen nicht das Geld, in eine Rakete springen zu können.
Wir nahmen eine Einzelkabine und die maximale Verpflegung. Die David Ricardo war so konstruiert, dass die meisten Passagiere eine eigene Kabine und die maximale Verpflegung buchen konnten. Eine Mondreise war nichts für gelangweilte Neugierige oder für die unterdrückten fünfzehn Sechzehntel der Bevölkerung. Der Mond war nur etwas für Geschäftsleute, hauptsächlich Bergbau – und ein bisschen Tourismus war auch dabei. Die übrigen Passagiere, soweit wir sie auf der Rampe sehen konnten, waren Ingenieure, ein paar Arbeiter, die im winzigen Zwischendeck saßen, und blasierte Reiche, die nachher sagen konnten, sie seien einmal da gewesen.
Nach dem Start war Hester eine Weile vergnügt und überdreht, dann schlug ihre Stimmung um. Sie schluchzte an meiner Schulter; das Ungeheuerliche, das sie getan hatte, ängstigte sie. Sie kam aus einem durch und durch moralischen, handelsfürchtigen Elternhaus, und man konnte nicht erwarten, dass sie ein so schweres Handelsdelikt wie Vertragsbruch begehen könne, ohne unter fürchterlichen Bedenken und Zweifeln zu leiden.
Sie schluchzte: »Mr. Courtenay – Mitch –, wenn ich doch nur sicher wäre, dass alles richtig war! Ich weiß, dass Sie immer gut zu mir waren, und ich weiß, dass Sie nichts Falsches tun würden, aber ich hab solche Angst und fühle mich so elend.«
Ich trocknete ihr die Tränen und fasste einen Entschluss.
»Ich werde Ihnen alles genau erzählen, Hester«, begann ich. »Sie sollen dann selbst urteilen. Taunton hat eine grauenhafte Entdeckung gemacht. Er hat herausgefunden, dass es Menschen gibt, die es nicht schreckt, mit Cerebrin für einen nicht provozierten Handelsmord bestraft zu werden. Er glaubt, Mr. Schocken habe ihm das Venusprojekt unrechtmäßig entwendet, und er macht vor nichts halt, um es zurückzubekommen. Mindestens zweimal hat er versucht, mich umzubringen. Ich hielt Mr. Runstead für einen seiner Spione, damit beauftragt, Schockens Venusprojekt zum Scheitern zu bringen. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Mr. Runstead hat mich niedergeschlagen, als ich ihm zum Südpol nachgereist bin. Er hat dafür gesorgt, dass ich mit falscher Identität auf einem Arbeiterfrachter verschwand und hat statt meiner eine andere Leiche im Schnee zurückgelassen. Und«, fügte ich vorsichtig hinzu, »die Consies haben ihre Finger in der Angelegenheit.«
Sie stieß einen kleinen Schrei aus.
»Ich habe keine Ahnung, wie das genau zusammenhängt«, sagte ich. »Aber ich war selbst in einer Consie-Zelle –«
»Mister Courtenay!«
»Doch nicht aus Überzeugung«, erklärte ich hastig. »Ich saß in der Chlorella-Fabrik in Costa Rica fest, und der einzige Weg nach Norden führte über das Natschu -Netzwerk, auf das die so stolz sind. Sie hatten in der Fabrik eine Zelle, ich wurde Mitglied, ließ mein Talent leuchten und wurde nach New York versetzt. Den Rest kennen Sie.«
Sie schwieg lange Zeit und fragte dann: »Sind Sie sicher, dass es richtig ist?«
Ich wünschte mir verzweifelt, recht zu haben und sagte mit fester Stimme: »Natürlich, Hester.«
Sie lächelte mich an: »Ich hole die Verpflegung«, sagte sie wieder fröhlich. »Sie bleiben besser hier.«
Später sagte ich zu Hester: »Dieser verdammte Steward geht wirklich zu weit! Sehen Sie sich das einmal an! Der denkt nur an den Schwarzmarkt.« Ich zeigte ihr mein Trinkgefäß und meine Verpflegungsschachtel. An beidem war das Siegel erbrochen und offensichtlich fehlte Wasser. »Maximale Rationen«, fuhr ich fort, »sollen eigentlich tadellos verpackt sein, dies ist
Weitere Kostenlose Bücher