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Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Titel: Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Cyril M. Kornbluth
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regelrechter Einbruch. Wie sieht’s bei Ihnen aus?«
    »Dasselbe«, erwiderte sie einsilbig. »Man kann nichts daran machen. Lassen Sie uns mit dem Essen noch ein bisschen warten, Mr. Courtenay.« Sie versuchte krampfhaft, unternehmungslustig zu wirken. »Wie wäre es mit Tennis?«
    »Gut«, brummte ich und baute das Feld auf, das wir uns aus der Unterhaltungskabine des Schiffes geliehen hatten. Sie war im Tennis besser als ich, aber ich machte es ihr nicht gerade leicht. Ihre Koordination war nicht besonders gut. Entweder versuchte sie, einen Ball im rechten Aufschlagfeld zu erwischen und verfehlte dabei den Knopf, oder sie schickte den Ball ins Netz, weil sie vergessen hatte, mit der linken Hand den Rheostaten zu bedienen. Eine halbe Stunde Ablenkung tat uns beiden ausgesprochen gut. Sie wurde wieder heiter und aß anschließend ihre Ration mit großem Appetit.
    Das Tennisspiel vor dem Essen wurde zur festen Gewohnheit. In dem engen Quartier konnte man nur wenig unternehmen. Alle acht Stunden holte sie unsere Verpflegung. Ich schimpfte über die angezapften Rationen. Wir spielten Tennis, und anschließend aßen wir dann. Die übrige Zeit verbrachten wir damit, dass wir uns die Werbung anschauten, die an den Wänden eingeblendet wurde – alles von Schocken. Sehr gut, dachte ich. Schocken ist auf dem Mond, und niemand wird mich mehr zurückhalten. Die Dinge schienen wieder Konturen anzunehmen. Vom Mond zu Schocken, von dort zu Kathy – eine Fülle von Gefühlen wurde in mir wach. Ich hätte Hester unauffällig fragen können, was sie von Jack O’Shea gehört hatte, doch ich tat es nicht. Ich hatte Angst, es würde mir vielleicht nicht gefallen, was sie über den Zwergenhelden und seine Triumphzüge von Stadt zu Stadt und von Frau zu Frau berichtete.
    Eine monotone Durchgabe unterbrach schließlich die Werbung KÖCHE IN DIE KOMBÜSE (Die David Ricardo war ein britisches Raumschiff) ZUR LETZTEN FLÜSSIGEN MAHLZEIT. WIR LANDEN IN ACHT STUNDEN, BIS ZUR LANDUNG WIRD KEINE WEITERE FLÜSSIGE NAHRUNG AUSGETEILT.
    Hester lächelte und ging mit unserem Tablett hinaus.
    Wie gewöhnlich dauerte es zehn Minuten, bis sie zurückkehrte. Man spürte bereits die Anziehungskraft des Mondes: es genügte, um mir Übelkeit zu verursachen. Während ich wartete, musste ich wiederholt unangenehm aufstoßen. Sie kehrte mit zwei Coffiestflaschen zurück und sagte fröhlich: »Nanu, Mitch, Sie haben den Tennisplatz ja noch nicht aufgebaut.«
    »Mir war nicht danach. Lassen Sie uns essen.« Ich streckte meine Hand nach der Flasche aus. Sie gab sie mir nicht.
    »Nun?«
    »Nur ein Spielchen?«, fragte sie neckisch.
    »Zum Teufel, haben Sie nicht verstanden?«, fauchte ich sie an. »Wir wollen nicht vergessen, wer der Chef ist.« Ich hätte es, glaube ich, nicht gesagt, wenn es nicht Coffiest gewesen wäre.
    Die starrzeliusrote Flasche löste in mir allerhand Empfindungen aus – die nagenden Geister der Entzugssyndrome. Ich hatte schon lange kein Coffiest mehr getrunken, aber auch bei geringer Dosierung gibt kein Loskommen.
    Sie erstarrte. »Tut mir leid, Mr. Courtenay.« Und dann presste sie die Hände gegen den Leib, ihr Gesicht verzerrte sich. Überrascht packte ich sie. Sie war totenbleich und schlaff; sie stöhnte vor Schmerzen.
    »Hester«, sagte ich, »was ist los? – Was?«
    »Nicht trinken«, stöhnte sie, die Hand gegen den Leib gepresst. »Das Coffiest. Gift. Ihre Rationen. Ich habe sie vorher probiert.« Ihre Nägel zerrissen den Stoff des Kleides, dann die Haut; sie wand sich vor Schmerzen.
    »Einen Arzt!«, rief ich ins Mikrofon. »Hier stirbt eine Frau!«
    Die Stimme des Chefstewards antwortete: »Sofort, Sir. Der Bordarzt wird gleich da sein.«
    Hesters verzerrtes Gesicht entspannte sich, ich ängstigte mich wahnsinnig. Sie sagte leise: »Diese verfluchte Kathy. Hat Sie fertiggemacht. Sie sind zu gut für sie. Sie hätte ihr Leben nicht für Sie riskiert. Ich ja.« Wieder ging ein Zucken über ihr Gesicht. »Ehefrau contra Sekretärin. Zum Lachen. Immer dasselbe. Sie haben mich nicht einmal geküsst.«
    Dazu hatte ich auch keine Gelegenheit mehr. Sie war bewusstlos, als der Schiffsarzt herbeigeeilt kam. Sein Gesicht verdüsterte sich. Wir brachten sie ins Lazarett, und er schloss sie an die Herzmassage-Maschine an; ihr Herz begann wieder zu schlagen. Ihre Brust hob und senkte sich, sie öffnete die Augen.
    »Wo – sind – Sie?«, fragte der Arzt laut und deutlich.
    Sie bewegte leicht den Kopf, und Hoffnung durchzuckte

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