Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)
Woche eine echte Natschu-Zelle gesprengt worden. Er hielt das für ein saisonbedingtes Phänomen.
Wir kehrten wieder nach New York zurück, wo man gerade einen anderen Natschu verhaftet hatte. Ich sah ihn mir an und hörte ihn ein paar Minuten lang toben. Er war ganz gut informiert und konnte Vogt und Osborne mit Seitenangabe zitieren. Er behauptete, Gott habe ihn erwählt, damit er Mutter Erde von den Verschwendern und Ausbeutern befreie. Er behauptete natürlich auch, Mitglied der regulären Natschu-Organisation zu sein, und dass er lieber sterben wolle, als ein einziges Geheimnis zu verraten. Und ich wusste, dass er es ernst meinte, weil er keines kannte. Die Natschus hätten niemanden aufgenommen, der so labil war, selbst wenn sie nur noch drei Mitglieder gehabt hätten, von denen eines am Ertrinken wäre.
Bei Sonnenuntergang kehrten wir zum Schocken-Hochhaus zurück, und meine Leibwache wechselte. Es war ein schlimmer Tag gewesen. Was die Ergebnisse betraf, so unterschied er sich in nichts von all den anderen Tagen, seit ich das Erbe der Firma angetreten hatte.
Eine Konferenz war angesetzt. Ich hatte zwar keine Lust, doch mein Gewissen plagte mich bei dem Gedanken an den Stolz, das Vertrauen und die Zuversicht, die Fowler Schocken dazu bewegt haben mussten, mich zu seinem Erben einzusetzen. Bevor ich mich aufraffte, den Konferenzraum zu betreten, unterhielt ich mich kurz mit dem Leiter einer Sonderabteilung der Industriespionage, den ich mit einem speziellen Auftrag auf diesen Posten gesetzt hatte.
»Nichts, Sir«, berichtete der Mann. »Keinerlei Spuren von Ihrer – von Dr. Nevin. Der Mann, den wir bei Chlorella hatten, ist fort. Sollen wir es weiterhin versuchen?«
»Versuchen Sie es weiter«, sagte ich. »Wenn Sie ein größeres Budget brauchen oder mehr Leute haben wollen, zögern Sie nicht. Sie müssen nur gute Arbeit leisten.«
Er beteuerte seine Loyalität und legte auf; vermutlich hielt er seinen Chef für einen alten Narren, der einer Frau nachtrauerte, mit der er nicht einmal richtig verheiratet gewesen war, und die es vorgezogen hatte, von der Bildfläche zu verschwinden. Was aus den anderen geworden war, die er suchen sollte, wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass sie verschwunden waren; alle Kontakte, die ich in Costa Rica, in den Kanalisationsanlagen von New York und auf dem Mond geknüpft hatte, waren zerrissen. Kathy war nie in ihre Wohnung oder in die Klinik zurückgekehrt; Warren Astron hatte sein »Büro« in der Einkaufsstraße I nicht wieder aufgesucht, meine Zellenkollegen aus der Chlorella-Fabrik waren untergetaucht – und so weiter, niemand war zu finden.
Konferenz.
»Es tut mir leid, meine Herren, dass ich mich verspätet habe. Ich verzichte auf die Eröffnungsworte. Charlie, wie kommt die Forschungs- und Entwicklungsabteilung mit dem Venusprojekt voran?«
Er stand auf. »Mr. Courtenay, meine Herren, ohne unbescheiden sein zu wollen, glaube ich inoffiziell sagen zu können, dass die Abteilung gut vorankommt und meine Leute Fowler Schocken Inc. alle Ehre machen. Insbesondere sind wir mit dem Treibhauseffekt fertig geworden. Die auf Theorie und Mathematik basierenden Thesen unserer fähigen Abteilung für Physikalische Chemie und Thermodynamik haben sich durch unsere Experimente jetzt als richtig erwiesen. Eine ca. 1,5 mm dicke, sich selbst regulierende, selbständige CO 2 -Hülle in einer Höhe von etwa 12.000 m würde die Oberflächentemperaturen pro Jahr um fünf Grad senken. Wir erforschen augenblicklich die verschiedenen Methoden, wie man dieses ungeheure Gasvolumen erhalten und mit hoher Geschwindigkeit in die Stratosphäre der Venus schleudern kann. Grob gesagt, das CO 2 ließe sich sowohl finden als auch herstellen. Ich würde sagen, wir finden es. Es gibt zwar vulkanische Tätigkeit auf der Venus, aber die typischen oberflächlichen Venuseruptionen schienen eher flüssiges NH 4 zu sein, das durch die Schwerkraft in Spalten gedrückt wird, durch Risse und porösen Fels in schwächere Formationen sinkt und dann hervorbricht. Wir sind jedoch sicher, dass man durch Tiefenbohrungen auf beträchtliche Vorkommen an flüssigem CO 2 stoßen wird.«
»Wie sicher?«, fragte ich.
»Ziemlich sicher, Mr. Courtenay«, sagte er, und es gelang ihm nicht ganz, ein Lächeln zu unterdrücken, das so viel besagte wie: »Man kann schließlich nicht erwarten, dass Sie das verstehen«, ein Lächeln, das Leute, die sich mit technischen Dingen beschäftigen, Laien gern entgegenbringen.
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