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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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zerstreut, ob sie irgendwie an ein anderes Radio gekommen waren. »Ich werde den Mädels sagen, sie sollen sich zusammenreißen«, murmelte sie. »Der Lärm muss ja schrecklich für Sie sein.«
    Er schien gar nicht zuzuhören, sondern schob Papiere auf seinem Schreibtisch hin und her. Als er aufschaute, wich er ihrem Blick aus. »Ich versetze Marie mit sofortiger Wirkung …«
    »Oh, das halte ich für eine sehr gute …«
    »… sie wird meine persönliche Assistentin.«
    Kurzes Schweigen trat ein. Moira versuchte nicht zu zeigen, wie viel es ihr ausmachte. Das Arbeitspensum hatte zugenommen, sagte sie sich. Verständlicherweise würde er da eine zweite Kraft für notwendig halten. »Aber wo soll sie sitzen?«, fragte sie. »Im Vorraum hat nur ein Schreibtisch Platz.«
    »Dessen bin ich mir bewusst.«
    »Vermutlich könnten Sie Maisie umsetzen …«
    »Das wird nicht nötig sein. Ich habe beschlossen, Ihr Arbeitsaufkommen etwas zu reduzieren. Sie werden … ins Schreibzimmer umziehen.«
    Sie musste sich verhört haben. »Ins Schreibzimmer?«
    »Ich habe die Lohnbuchhaltung angewiesen, dass Sie in derselben Gehaltsklasse bleiben, daher dürfte es eine ziemlich gute Versetzung für Sie sein, Moira, die Ihnen vielleicht ein wenig mehr Zeit außerhalb des Büros lässt. Ein bisschen mehr Zeit für sich.«
    »Aber ich will keine Zeit für mich.«
    »Machen wir es uns doch jetzt nicht schwer. Wie gesagt, Sie werden in derselben Gehaltsstufe bleiben, und Sie werden die Dienstälteste für die Mädels im Schreibzimmer sein. Das werde ich den anderen sehr deutlich zu verstehen geben. Wie Sie schon sagten, die brauchen jemanden, der fähig ist, die Verantwortung für sie zu übernehmen.«
    »Aber ich verstehe nicht …« Sie stand auf, das Radio so fest umklammert, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Panik machte sich in ihrer Brust breit. »Was habe ich falsch gemacht? Warum nehmen Sie mir meinen Job weg?«
    Er wirkte verärgert. »Nichts haben Sie falsch gemacht. In jeder Organisation werden hin und wieder Mitarbeiter versetzt. Die Zeiten ändern sich, und ich möchte ein bisschen frischen Wind reinbringen.«
    »Frischen Wind?«
    »Marie ist durchaus kompetent.«
    »Marie Driscoll wird meine Stelle übernehmen? Aber sie hat keine Ahnung, wie das Büro funktioniert. Sie kennt das rhodesische Lohnsystem nicht, die Telefonnummern, oder wie Ihre Flugtickets zu buchen sind. Sie kennt das Ablagesystem nicht. Sie verbringt die halbe Zeit in der Damentoilette, um sich zu schminken. Und sie kommt zu spät! Die ganze Zeit! Diese Woche habe ich sie zwei Mal ermahnen müssen. Haben Sie die Zahlen auf den Stechkarten gesehen?« Die Wörter sprudelten nur so aus ihr heraus.
    »Ich bin mir sicher, dass sie lernfähig ist. Es ist doch nur ein Sekretariatsjob, Moira.«
    »Aber …«
    »Ich habe jetzt wirklich keine Zeit mehr, darüber zu diskutieren. Bitte, holen Sie heute Nachmittag Ihre Sachen aus den Schubladen, und morgen fangen wir in der neuen Aufstellung an.«
    Er griff in seine Zigarrenschachtel und signalisierte damit, dass die Unterhaltung beendet war. Moira stand auf und stützte sich mit einer Hand an seinem Schreibtisch ab. Galle stieg in ihr auf, das Blut dröhnte ihr in den Ohren. Ihr war, als würde das Büro über ihr zusammenbrechen, Stein für Stein.
    Er steckte die Zigarre in den Mund, und sie vernahm das scharfe Schnippen der Zigarrenschere, die das Ende abschnitt.
    Langsam ging sie zur Tür, machte sie auf und nahm die plötzlich eintretende Stille im Vorzimmer wahr, was darauf hindeutete, dass die anderen es vor ihr gewusst hatten.
    Sie sah Marie Driscolls lang ausgestreckte Beine. Spindeldürr in einer lächerlich gefärbten Strumpfhose. Wer um alles in der Welt würde eine blaue Strumpfhose anziehen und erwarten, ernst genommen zu werden?
    Sie riss ihre Handtasche vom Schreibtisch und ging auf unsicheren Beinen durch das Büro zur Damentoilette, wobei sich die Blicke der Neugierigen und das höhnische Lachen der weniger Mitfühlenden in den Rücken ihrer blauen Strickjacke brannten.
    »Moira! Da kommt gerade dein Lied! ›Can’t get used to losing you‹ …«
    »Oh, sei nicht so gemein, Sandra.« Wieder ertönte schallendes Gelächter, dann schloss sich die Toilettentür hinter ihr.
    Jennifer stand in der Mitte des trostlosen kleinen Spielplatzes und beobachtete frierende Kindermädchen, die über ihren Silver Cross Kinderwagen plauderten, vernahm das Geschrei kleiner Kinder, die zusammenstießen und wie Kegel

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