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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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hat mich nicht geheilt. Es hat alles nur noch schlimmer gemacht. Meine Zukunft kommt mir vor wie eine öde, leere Straße.
    Ich weiß nicht, was ich sagen will, liebste Jenny. Nur wenn du das Gefühl haben solltest, die falsche Entscheidung getroffen zu haben, steht diese Tür immer noch weit offen.
    Und wenn du meinst, deine Entscheidung war richtig, dann sollst du wenigstens wissen: dass irgendwo auf dieser Welt ein Mann ist, der dich liebt, der versteht, wie kostbar und klug und freundlich du bist. Ein Mann, der dich immer geliebt hat und der zu seinem Nachteil vermutet, dass es auch ewig so bleiben wird.
    Dein B
    Jennifer starrte auf den Brief und wurde leichenblass. Sie schaute auf das Datum. Vor fast vier Jahren. Gleich nach dem Unfall. »Sagten Sie, Laurence habe den gehabt?«
    Moira Parker senkte den Kopf. »Er hat mir aufgetragen, das Postfach zu schließen.«
    »Er wusste, dass Anthony noch lebte?« Sie zitterte.
    »Darüber weiß ich nichts.« Moira Parker schlug ihren Kragen hoch. Es gelang ihr, eine missbilligende Miene aufzusetzen.
    Ein kalter Stein hatte sich in Jennifer eingenistet. Sie spürte, wie sich der Rest darum herum verhärtete.
    Moira Parker klappte ihre Handtasche zu. »Wie auch immer, machen Sie damit, was Sie wollen. Was mich anbelangt, mir kann er gestohlen bleiben.«
    Sie nuschelte noch immer vor sich hin, als sie ihren Rückweg durch den Park antrat. Jennifer sank auf eine Bank und achtete nicht auf die beiden Kinder, die sich inzwischen fröhlich Sand in die Haare rieben. Sie las den Brief noch einmal.
    Sie brachte Dorothy Moncrieff zu ihrer Kinderfrau zurück und bat Mrs Cordoza, mit Esmé zum Süßwarenladen zu gehen. »Kaufen Sie ihr einen Lutscher, und vielleicht ein Viertelpfund Naschwaren.« Sie stand am Fenster und sah ihnen hinterher, wie sie die Straße entlang gingen, ihre Tochter aus lauter Vorfreude im Hüpfschritt. Als sie um die Ecke bogen, öffnete sie die Tür zu Laurences Arbeitszimmer, ein Raum, den sie nur selten betrat und aus dem Esmé verbannt war, damit ihre forschenden kleinen Finger nur ja keinen der vielen wertvollen Gegenstände darin verrückten.
    Danach wusste sie nicht genau, warum sie überhaupt hineingegangen war. Sie hatte den Raum immer verabscheut: Die düsteren Mahagoniregale, voll mit Büchern, die er nie gelesen hatte, der andauernde Geruch von Zigarrenrauch, die Pokale und Urkunden für Leistungen, die sie nicht als solche anerkennen konnte – Geschäftsmann des Jahres, Bester Schütze, Pirschjagd in Cowbridge 1959, Golfpokal 1962. Er benutzte das Zimmer kaum: Es war eine Marotte, ein Ort, an dem man den Frauen »entkommen« konnte, wie er seinen männlichen Gästen versprach, eine Zuflucht, in der er angeblich Frieden fand.
    Zu beiden Seiten des Kamins standen zwei bequeme Sessel, deren Sitze kaum eingedellt waren. In acht Jahren war nie ein Feuer angezündet worden. Die geschliffenen Gläser auf dem Regalbrett waren nie mit edlem Whisky aus der daneben stehenden Karaffe gefüllt worden. An den Wänden hingen Fotos von Laurence, wie er Geschäftskollegen, Würdenträgern, dem südafrikanischen Handelsminister, dem Herzog von Edinburgh die Hand schüttelt. Das war ein Zimmer zum Herzeigen, noch ein Grund mehr für die Männer, ihn zu bewundern. Laurence Stirling, der Glückspilz.
    Jennifer stand an der Tür neben dem Caddie mit kostspieligen Golfschlägern, ein Jagdstock in der Ecke. Ein fester, harter Knoten saß in ihrer Brust, direkt an der Stelle ihrer Luftröhre, an der die Luft ihrer Lunge entweichen sollte. Sie merkte, dass sie nicht atmen konnte. Sie nahm einen Golfschläger zur Hand und ging in die Mitte des Raumes. Ein kleiner Laut entschlüpfte ihr, wie das Keuchen eines Menschen, der ein langes Rennen beendet. Sie hob den Schläger über den Kopf, als wollte sie einen perfekten Schwung nachahmen, und schlug mit voller Wucht gegen die Karaffe. Glassplitter spritzten durch das Zimmer, dann holte sie erneut aus, gegen die Wände; die Fotos rissen in ihren Rahmen entzwei, die gravierten Pokale waren von ihren Sockeln gestoßen. Sie attackierte die in Leder gebundenen Bücher, die schweren Kristallaschenbecher. Sie schlug grimmig zu, systematisch, ihre schlanke Gestalt von einer Wut angefacht, die immer noch zunahm.
    Sie schlug die Bücher aus ihren Hüllen, entfernte mit einem Hieb die Bilder vom Kaminsims. Sie benutzte den Schläger wie eine Axt, zersplitterte den schweren georgianischen Schreibtisch, und holte dann seitwärts aus. So

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