Eine Handvoll Worte
ihr Kaschmirsocken in Taubengrau gekauft, so weich, dass Ellie sich bremsen muss, um sie nicht auf der Stelle anzuziehen. Nicky hat ihr einen Gutschein für einen unerschwinglich teuren Schönheitssalon geschenkt. »Der ist für eine Anti-aging Gesichtsbehandlung«, sagt sie boshaft. »Entweder die oder Botox.«
»Und wir wissen ja, was du von Injektionen hältst.«
Zuneigung und Dankbarkeit erfüllt sie. An vielen Abenden haben sie sich gesagt, sie seien wie eine Familie füreinander, aus Furcht, dass die anderen zuerst einen Partner finden und sie allein lassen könnten. Nicky hat einen neuen Mann, der vielversprechend zu sein scheint, was ungewöhnlich ist. Er ist zahlungskräftig, nett und hält sie gerade so auf Trab, um ihr Interesse zu erhalten. Nicky ist zehn Jahre lang vor Männern davongelaufen, die sich ihr gegenüber gut benehmen. Corinne hat gerade nach einem Jahr eine Beziehung beendet. Er war nett, sagt sie, aber sie waren wie Bruder und Schwester geworden, »und ich hätte Heirat und Kinder erwartet, bevor das eintritt.«
Sie sprechen nicht ernsthaft über ihr Angst, die Gelegenheit zu verpassen, die ihre Tanten und Mütter so gern erwähnen. Sie gehen darüber hinweg, dass die meisten ihrer Freunde jetzt Beziehungen mit Frauen eingegangen sind, die gut fünf bis zehn Jahre jünger sind als Ellie und ihre Freundinnen. Sie machen Witze darüber, schmachvoll alt zu werden. Sie tun sich mit homosexuellen Freunden zusammen, die ihnen versprechen, »in zehn Jahren« Kinder mit ihnen zu haben, wenn sie beide alleinstehend sind, während keiner von beiden an diese Möglichkeit glaubt.
»Was hast du von ihm bekommen?«
»Von wem?«, fragt Ellie unschuldig.
»Mr Paperback Writer. Oder war sein Geschenk der Grund für deine Verspätung?«
»Sie hat ihre Injektion schon bekommen.« Corinne gackert.
»Ihr seid widerwärtig.« Ellie schlürft ihren lauwarmen Kaffee. »Ich … ich habe ihn noch nicht gesehen.«
»Aber er geht doch mit dir aus?«, fragt Nicky.
»Ich glaube schon«, erwidert sie. Plötzlich ist sie wütend auf sie, weil die beiden sie so ansehen und schon alles durchschauen. Sie ist wütend auf sich selbst, weil sie sich keine Ausrede für ihn ausgedacht hat. Wütend auf ihn, weil er eine braucht.
»Hast du überhaupt etwas von ihm gehört, El?«
»Nein, aber es ist ja auch erst halb neun … O Gott, ich soll um zehn zur Redaktionskonferenz und habe keine einzige gut Idee.«
»Scheiß auf ihn.« Nicky beugt sich vor und umarmt sie. »Wir kaufen dir einen kleinen Geburtstagskuchen, nicht wahr, Corinne? Bleib hier, ich hol einen Muffin mit Glasur. Wir nehmen einen frühen Geburtstagstee ein.«
In diesem Augenblick ertönt ihr Handy. Sie klappt es auf.
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, meine Schöne. Geschenk kommt später. x
»Er?«, fragt Corinne.
»Ja.« Sie grinst. »Mein Geschenk kommt später.«
»So wie er«, schnaubt Nicky, die mit dem Muffin wieder an den Tisch kommt. »Wohin führt er dich denn aus?«
»Äh … das steht da nicht.«
»Zeig her.« Nicky schnappt sich das Handy. »Was zum Teufel soll das denn heißen?«
»Nicky …« Corinne hat einen warnenden Unterton.
»Na ja, ›Geschenk kommt später. Kuss.‹ Das ist verdammt unverbindlich, finde ich.«
»Sie hat Geburtstag.«
»Genau. Und deshalb sollte sie nicht beschissene, spastische SMS von irgendeinem halbgaren Freund bekommen. Ellie – Schätzchen – was machst du?«
Ellie ist wie erstarrt. Nicky hat das ungeschriebene Gesetz gebrochen, demzufolge sie nichts sagen, auch wenn eine Beziehung noch so töricht ist: Sie werden Beistand leisten; sie werden ohne Worte Besorgnis zum Ausdruck bringen; sie werden solche Dinge nicht aussprechen. »Was machst du?«
»Es ist schön«, sagt sie. »Echt.«
Nicky schaut sie an. »Du bist zweiunddreißig. Du hast seit fast einem Jahr eine Beziehung mit diesem Mann – liebst ihn –, und du hast nichts Besseres verdient als eine mickrige SMS, die eventuell bedeutet, dass ihr euch in unbestimmter Zukunft irgendwann mal seht? Sollen Geliebte nicht wenigstens teure Unterwäsche bekommen? Gelegentlich ein Wochenende in Paris?«
Corinne zuckt zusammen.
»Tut mir leid, Corinne, ausnahmsweise sag ich mal, wie es ist. Ellie, Schätzchen, ich hab dich tierisch lieb. Aber ehrlich, was hast du davon?«
Ellie blickt auf ihren Kaffee. Die Freude an ihrem Geburtstag verebbt. »Ich liebe ihn«, sagt sie schlicht.
»Und liebt er dich?«
Plötzlich hasst sie Nicky.
»Weiß
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