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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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den Schalter und schwenkt den Hefter, den er ihr gegeben hat. »Ich muss einen Blick in ein paar Zeitungen von 1960 werfen. Und ich wollte Sie etwas fragen. Können Sie sich daran erinnern, wo sie das Zeug hier gefunden haben?«
    »Nicht genau. Warum?«
    »Ich … Da war etwas drin. Ein Brief. Ich dachte, es könnte einen guten Artikel geben, wenn ich den ein wenig mit Leben fülle.«
    Er schüttelt den Kopf. »Das geht jetzt nicht. Tut mir leid – wir sind mit dem Umzug vollauf beschäftigt.«
    »Bitte, bitte, bitte! Ich muss übers Wochenende etwas zusammenstellen. Ich weiß, Sie haben viel zu tun, aber Sie sollen es mir ja auch nur zeigen. Den Rest mache ich schon.«
    Seine Haare sind strubbelig, und sein langärmeliges T-Shirt ist mit Staub bedeckt. Ein merkwürdiger Bibliothekar – er sieht aus, als sollte er auf Büchern surfen, statt sie zu stapeln.
    Er bläst die Backen auf und läst den Karton auf den Schalter fallen. »Okay. Was für ein Brief?«
    »Dieser hier.« Sie zieht den Briefumschlag aus der Tasche.
    »Nicht viel, um damit was anzufangen«, sagt er mit einem Blick darauf. »Ein Postfach und ein Anfangsbuchstabe.«
    Er ist kurz angebunden. Sie wünscht sich, sie hätte die witzige Bemerkung über die Rechtschreibung unterlassen. »Ich weiß. Ich dachte nur, wenn Sie noch mehr da drinnen haben, könnte ich …«
    »Ich habe keine Zeit, um …«
    »Lesen Sie ihn«, drängt sie. »Los. Lesen Sie ihn einfach …« Sie verstummt, als ihr einfällt, dass sie seinen Namen nicht kennt. Sie hat zwei Jahre dort gearbeitet und kennt keinen einzigen Bibliothekar mit Namen.
    »Rory.«
    »Ich bin Ellie.«
    »Ich weiß, wer Sie sind.«
    Sie zieht die Augenbrauen hoch.
    »Wir hier unten wollen den Verfasserzeilen gern ein Gesicht zuordnen können. Ob Sie es glauben oder nicht, wir sprechen auch miteinander.« Er schaut auf den Briefumschlag. »Ich habe ziemlich viel zu tun – und Privatkorrespondenz wird normalerweise nicht aufgehoben. Ich weiß nicht einmal, wie der hier unten gelandet ist.« Er schiebt ihn wieder zu ihr und schaut ihr in die Augen. »Das heißt d-o-r-t.«
    »Zwei Minuten.« Sie hält ihm den Umschlag wieder hin. »Bitte, Rory.«
    Er nimmt ihn, zieht den Brief heraus und beginnt zögernd zu lesen. Als er fertig ist, schaut er zu ihr auf.
    »Sagen Sie bloß, das interessiert Sie nicht.«
    Er zuckt mit den Schultern.
    »Also doch.« Sie grinst. »Sie sind neugierig.«
    Er klappt den Schalter hoch und winkt sie mit resigniertem Gesichtsausdruck durch. »Ich werde die Zeitungen, die Sie haben wollen, in zehn Minuten auf dem Schalter haben. Das lose Zeug habe ich in Müllbeutel zur Entsorgung gegeben, aber ja, kommen Sie mit. Sie können alles durchflöhen und versuchen, etwas anderes zusammenzubekommen. Aber sagen Sie es nicht meinem Chef. Und rechnen Sie nicht damit, dass ich Ihnen helfe.«
    Drei Stunden hält sie sich dort auf. Sie vergisst den Zeitungsstapel von 1960, sitzt stattdessen in der Ecke des staubigen Kellers und nimmt kaum wahr, wie Männer Kartons an ihr vorbeitragen mit Aufschriften wie Wahl 67, Eisenbahnunglücke oder Juni/Juli 1982. Sie arbeitet sich durch die Müllsäcke, klaubt stapelweise Papier auseinander, wird von Werbungen für Kaltwasserkuren, Stärkungsmittel und längst in Vergessenheit geratene Zigarettenmarken abgelenkt, und ihre Hände werden immer schwärzer. Sie hockt auf einer umgedrehten Kiste, häuft die Papiere zu chaotischen Stapeln um sich herum auf, sucht nach einem kleineren Format als A3, etwas Handschriftliches. Sie ist derart darin vertieft, dass sie vergisst, auf ihrem Handy nach eingegangenen SMS zu schauen. Sie vergisst beinahe sogar die Stunde, die sie zu Hause mit John verbracht hat, was sich für gewöhnlich tagelang in ihrer Vorstellung eingeprägt hätte.
    Über ihr poltert das weiter, was von der Redaktion noch da ist, verdaut und speit die Neuigkeiten des Tages aus, die Reihenfolge der Nachrichten wechselt von Stunde zu Stunde, ganze Storys werden geschrieben und verworfen, je nach dem aktuellen Nachrichtenstand. In den dunklen Fluren des Kellers hätte es sich ebenso gut auf einem anderen Kontinent abspielen können.
    Kurz vor halb sechs taucht Rory mit zwei Plastikbechern Tee auf. Er reicht ihr einen, pustet in seinen eigenen und lehnt sich an einen leeren Aktenschrank. »Wie sind Sie vorangekommen?«
    »Nichts gefunden. Jede Menge innovativer Stärkungsmittel, oder Ergebnisse von Kricketspielen zwischen obskuren Oxford-Colleges, aber keine

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