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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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dass sie Ihnen gehört, und ich würde mich freuen, wenn ich sie Ihnen zurückgeben könnte.
    Sie können mich unter der unten angegebenen Nummer erreichen.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Ellie Haworth
    Rory schaut ihn sich an. Sie sitzen im Pub gegenüber der Nation. Selbst so früh am Abend ist es dunkel, und unter den Gaslaternen sind noch immer grüne Umzugslaster vor dem Haupteingang zu sehen, Männer in Overalls gehen die breite Treppe rauf und runter. Sie gehören jetzt seit Wochen schon zum Inventar.
    »Was? Meinst du, ich habe mich im Ton vergriffen?«
    »Nein.« Er lehnt sich neben ihr auf der Bank zurück.
    »Was ist denn? Du machst wieder so ein Gesicht.«
    Er grinst. »Ich weiß nicht, frag mich nicht. Ich bin kein Journalist.«
    »Komm schon. Was hat das Gesicht zu bedeuten?«
    »Na ja, fühlst du dich dabei nicht ein bisschen …«
    »Wie?«
    »Ich weiß auch nicht … Es ist so persönlich. Und du willst sie bitten, ihre schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit zu waschen.«
    »Vielleicht ist sie ja froh über diese Gelegenheit. Kann sein, dass sie ihn wiederfindet.« In ihrer Stimme klingt trotziger Optimismus an.
    »Oder sie ist verheiratet, und sie haben vierzig Jahre lang versucht, über ihre Affäre hinwegzukommen.«
    »Das bezweifle ich. Woher willst du im Übrigen wissen, dass es schmutzige Wäsche ist? Vielleicht sind sie jetzt zusammen. Womöglich hat es ein glückliches Ende gegeben.«
    »Und sie hat das Postfach vierzig Jahre behalten? Das hat kein glückliches Ende genommen.« Er gibt ihr den Brief zurück. »Vielleicht ist sie sogar geisteskrank.«
    »Oh, für jemanden zu schwärmen, bedeutet also, geisteskrank zu sein. Offensichtlich.«
    »Ein Postfach vierzig Jahre lang zu betreiben, ohne einen einzigen Brief zu erhalten, ist weit entfernt von normalem Verhalten.«
    Da ist was dran, muss sie zugeben. Doch der Gedanke an Jennifer und ihr leeres Postfach hat ihre Phantasie beflügelt. Noch wichtiger ist, dass sie damit einem anständigen Artikel am nächsten kommt. »Ich denke darüber nach«, sagt sie und verschweigt, dass sie die Reinschrift an dem Nachmittag hinterlegt hat.
    »Und«, fragt er, »hast du dich gestern Abend amüsiert? Keinen Muskelkater heute?«
    »Wie?«
    »Das Schlittschuhlaufen.«
    »Oh. Ein bisschen.« Sie streckt die Beine, spürt die Anspannung in ihren Oberschenkeln und wird ein wenig rot, als sie dabei sein Knie streift. Insiderwitze entstehen plötzlich zwischen ihnen. Sie ist Jayne Torvill; er ist der bescheidene Bibliothekar, der nach ihrer Pfeife tanzt. Er schreibt ihr mit absichtlichen Fehlern: Op die kluge Ladie wohl nachher komm un ein Drink mit dem bescheidenen Pipleothekar einimt?
    »Wie ich hörte, warst du unten und hast nach mir gefragt.«
    Sie wirft ihm einen Blick zu, und er grinst wieder. Sie verzieht das Gesicht. »Dein Chef ist so ein Miesepeter. Ehrlich. Es war, als hätte ich ihn gebeten, seinen Erstgeborenen zu opfern. Dabei habe ich nur versucht, eine Nachricht an dich weiterzuleiten.«
    »Er ist ganz in Ordnung«, sagt Rory und rümpft die Nase. »Er ist nur gestresst. So richtig. Das ist das letzte Projekt, bevor er in Rente geht, und er muss vierzigtausend Dokumente in der richtigen Reihenfolge verlagern, hinzu kommen noch alle, die für die digitale Lagerung eingescannt werden.«
    »Wir haben alle zu tun, Rory.«
    »Er will es nur tipptopp hinterlassen. Er ist noch von der alten Schule – verstehst du, alles dient dem Wohle der Zeitung. Ich mag ihn. Er ist von einer aussterbenden Art.«
    Sie denkt an Melissa mit ihren kalten Augen und den Pumps und muss ihm unwillkürlich zustimmen.
    »Er weiß alles, was es über den Verlag zu wissen gibt. Du solltest mal mit ihm reden.«
    »Ja. Weil er mich offensichtlich so ins Herz geschlossen hat.«
    »Ich bin mir sicher, das würde er, wenn du ihn nett bittest.«
    »So wie ich mit dir spreche?«
    »Nein. Ich habe gesagt: nett.«
    »Wirst du dich um seine Stelle bewerben?«
    »Ich?« Rory führt sein Glas an die Lippen. »Nöh. Ich möchte auf Reisen gehen – Südamerika. Das sollte nur ein Ferienjob für mich sein. Irgendwie sind am Ende achtzehn Monate daraus geworden.«
    »Du bist seit achtzehn Monaten hier?«
    »Soll das heißen, du hast mich nicht bemerkt?« Er setzt eine beleidigte Miene auf, und sie wird erneut rot.
    »Ich … ich habe nur gedacht, ich hätte dich schon vorher sehen müssen.«
    »Ach, ihr Schmierfinken seht doch nur, was ihr sehen wollt. Wir sind die unsichtbaren Packesel,

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