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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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sein Gewicht, seine Größe und lehnt sich an ihn. Er nimmt ihr kaltes Gesicht zwischen seine warmen Hände. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, sagt er, als sie sich schließlich voneinander lösen.
    »Somerset?«, fragt sie ein wenig schwindelig. »Soll das heißen …?«
    »Die ganze Nacht.«
    Sie hat Geburtstag, und der Mann, den sie liebt, ist da mit Champagner und Blumen und wird die ganze Nacht in ihrem Bett verbringen.
    »Und, kann ich mit reinkommen?«, fragt er.
    Sie runzelt die Stirn, als wollte sie ihm sagen: »Musst du das wirklich fragen?« Dann nimmt sie die Blumen und den Champagner und geht die Treppe hinauf.

Dienstag habe ich zu tun. Um ehrlich zu sein, bin ich nicht mehr ganz so verrückt danach, dass wir etwas aufholen … ich vermute, nur offen und ehrlich zu sein ist etwas weniger kränkend, als sich zu treffen und dann einfach zu vereinbaren, dass es das letzte Mal war.
    Mann an Frau, per E-Mail

18
    E llie? Kann ich dich kurz sprechen?«
    Sie schiebt ihre Tasche unter den Schreibtisch, die Haut noch feucht von der Dusche, die sie vor einer knappen halben Stunde genommen hat, in Gedanken noch woanders. Melissas Stimme aus dem gläsernen Büro ist hart, ein brutaler Wiedereintritt ins echte Leben.
    »Natürlich.« Sie nickt und lächelt gehorsam. Jemand hat einen Kaffee für sie hingestellt; er ist lauwarm und hat offensichtlich eine Weile dort gestanden. Darunter liegt eine Notiz an die Eiskunstläuferin Jayne Torvill, auf der steht: »Mittag?«
    Sie hat keine Zeit, das zu verarbeiten. Sie hat ihren Mantel abgestreift und geht in Melissas Büro, wobei sie erschrocken feststellt, dass die Feuilletonredakteurin noch steht. Sie setzt sich auf eine Stuhlkante und wartet, während Melissa langsam um ihren Schreibtisch herumgeht und Platz nimmt. Sie trägt ein Paar samtschwarze Jeans und ein schwarzes Polohemd, Arme und Bauch durchtrainiert wie bei jemandem, der mehrere Stunden am Tag Pilates macht. Sie protzt mit »Statusschmuck«, wie es auf Modeseiten heißen würde, was für Ellie schlicht ein schicker Ausdruck für »groß« war.
    Melissa stößt einen kleinen Seufzer aus und schaut sie an. Ihre Augen sind verblüffend violett, und Ellie fragt sich, ob sie wohl getönte Kontaktlinsen trägt. Sie haben denselben Farbton wie ihre Halskette. »Diese Unterhaltung finde ich nicht gerade angenehm, Ellie, aber sie wird unvermeidlich.«
    »Oh?«
    »Es ist fast Viertel vor elf.«
    »Ah. Ja, ich …«
    »Ich bin mir bewusst, dass das Feuilleton die entspanntere Seite der Nation ist, aber ich glaube, wir waren uns im Allgemeinen einig, dass Viertel vor zehn der absolut späteste Zeitpunkt ist.«
    »Ja, ich …«
    »Ich gebe meinen Journalisten gern eine Chance, sich auf Redaktionskonferenzen vorzubereiten. Das gibt ihnen Zeit, die Tageszeitungen zu lesen, die Webseiten zu prüfen, miteinander zu reden, zu inspirieren und inspiriert zu werden.« Sie schwenkt mit ihrem Sitz herum und ruft eine E-Mail ab. »An Redaktionskonferenzen teilzunehmen, Ellie, ist ein Privileg. Eine Chance, die viele andere Journalisten gern hätten. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie du dich überhaupt auf professionelle Art vorbereiten willst, wenn du hier Minuten vorher eintrudelst.«
    Ellies Haut prickelt.
    »Mit nassen Haaren.«
    »Tut mir wirklich leid, Melissa. Ich musste auf einen Klempner warten und …«
    »Lassen wir das, Ellie«, sagt sie ruhig. »Mir wäre lieber, wenn du meine Intelligenz nicht beleidigen würdest. Und solltest du mich nicht überzeugen können, dass du an fast jedem anderen Wochentag einen Klempner in Bereitschaft hast, fürchte ich, daraus schließen zu müssen, dass du diesen Job nicht sehr ernst nimmst.«
    Ellie schluckt.
    »Unsere Präsenz im Netz bedeutet, dass man sich in dieser Zeitung nicht mehr verstecken kann. Die Qualität eines Journalisten kann nicht nur nach seiner Arbeit auf unseren gedruckten Seiten beurteilt werden, sondern nach der Anzahl der Treffer, die seine Geschichten online vorweisen. Deine Leistung, Ellie«, sie zieht ein Stück Papier vor sich zu Rate, »hat in einem Jahr um fast vierzig Prozent nachgelassen.«
    Ellie kann nichts sagen. Ihre Kehle ist ausgetrocknet. Die anderen Redakteure und Journalisten sammeln sich vor Melissas Büro, übergroße Notizblöcke und Pappbecher in den Händen. Sie schauen durch das Glas auf sie, manche neugierig, andere leicht verlegen, als wüssten sie, was ihr passiert. Sie fragt sich, ob ihre Arbeit ein verbreitetes Thema war,

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