Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
Vom Netzwerk:
ihren beiden besten Freundinnen hat Ellie nie mit einem Mann zusammengelebt. Bis zu ihrem dreißigsten Lebensjahr hatte sie Eheundkinder – das war immer ein Wort – zu den Dingen abgelegt, die sie später machen würde, lange nachdem sie Karriere gemacht hatte, so wie maßvollen Alkoholgenuss und Rente beziehen. Sie wollte nicht so enden wie einige Mädchen aus Schulzeiten, die Mitte zwanzig erschöpft waren und einen Kinderwagen vor sich herschoben, finanziell abhängig von Männern, die sie anscheinend verachteten.
    Ihr letzter Freund hatte sich beklagt, dass er während ihrer Beziehung die meiste Zeit hinter ihr hergelaufen war, während sie von einem Ort zum anderen rannte und »in ihr Handy bellte«. Er war noch beleidigter gewesen, als sie das witzig fand. Doch ab dreißig hatte es nicht mehr so viel Spaß gemacht. Wenn sie ihre Eltern in Derbyshire besuchte, waren sie auffällig bemüht, dem Thema Freunde auszuweichen, so sehr, dass es Ellie noch mehr unter Druck setzte. Sie sei gern auf sich gestellt, sagt sie ihnen und anderen. Das stimmte auch, bis sie John kennenlernte.
    »Ist er verheiratet, meine Liebe?«, fragt die Frau durch den Dampf.
    Ellie und Nicky tauschen heimlich einen Blick.
    »Ja«, antwortet Ellie.
    »Wenn es Ihnen damit besser geht, ich habe mich in einen verheirateten Mann verliebt, und wir sind nächsten Dienstag seit vier Jahren verheiratet.«
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagen sie wie aus einem Mund, wobei Ellie sich bewusst ist, dass die beiden Wörter unter diesen Umständen merkwürdig klingen.
    »Wir sind so glücklich, wie man nur sein kann. Natürlich will seine Tochter nicht mehr mit ihm sprechen, aber das geht in Ordnung. Wir sind glücklich.«
    »Wie lange brauchte er, um seine Frau zu verlassen?«, fragt Ellie und richtet sich auf.
    Die Frau fasst ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Sie hat keine Titten, denkt Ellie, und trotzdem hat er seine Frau für sie verlassen.
    Ellie und Nicky tauschen wieder Blicke.
    »Zwölf Jahre«, erwidert die Frau. »Das bedeutete, dass wir keine Kinder haben konnten, aber wie gesagt, es hat sich gelohnt. Wir sind sehr glücklich.«
    »Das freut mich für Sie«, sagt Ellie. Die Frau steigt herab, öffnet die Glastür und geht hinaus. Kalte Luft strömt herein, und dann sind sie wieder allein in der heißen, abgedunkelten Kabine.
    Kurzes Schweigen tritt ein.
    »Zwölf Jahre«, sagt Nicky und reibt sich mit dem Handtuch das Gesicht ab. »Zwölf Jahre, eine entfremdete Tochter und keine Kinder. Tja, ich wette, damit geht es dir jetzt viel besser.«
    Zwei Tage danach klingelt das Telefon. Es ist Viertel nach neun, und sie sitzt an ihrem Schreibtisch, steht auf, um den Anruf entgegenzunehmen, damit ihre Chefin sieht, dass sie da ist und arbeitet. Wann kommt Melissa zur Arbeit? Allem Anschein nach ist sie als Erste in der Feuilletonredaktion und geht als Letzte, dennoch sind Frisur und Make-up immer makellos, ihre Kleidungsstücke sorgfältig aufeinander abgestimmt. Ellie vermutet, dass es um acht Uhr wahrscheinlich einen Personal Trainer gibt, eine Stunde später eine Föhnfrisur bei einem exklusiven Friseur. Hat Melissa ein Privatleben? Jemand hat einmal eine kleine Tochter erwähnt, aber das zu glauben, fällt Ellie schwer.
    »Feuilleton«, sagt sie und schaut abwesend ins gläserne Büro. Melissa telefoniert, geht auf und ab und streicht sich mit einer Hand über das Haar.
    »Bin ich da richtig bei Ellie Haworth?« Eine kristallklare Stimme, Relikt aus einem vergangenen Zeitalter.
    »Ja. Am Apparat.«
    »Ah. Ich glaube, Sie haben mir einen Brief geschickt. Mein Name ist Jennifer Stirling.«

Was habe ich getan? An dem Donnerstag hast du gesagt, du willst mich nicht gehen lassen. Deine Worte, nicht meine. Und dann nichts. Ich habe wirklich gedacht, du hättest einen Unfall gehabt! S***** hat gesagt, du hast das schon einmal gemacht, und ich wollte ihr nicht glauben, aber jetzt komme ich mir einfach vor wie eine Idiotin.
    Frau an Mann, per Brief

19
    S ie schreitet forsch aus, den Kopf gegen den peitschenden Regen gesenkt, und verflucht sich selbst, weil sie nicht vorausschauend genug war, einen Schirm mitzunehmen. Taxis folgen im Windschatten von Bussen mit beschlagenen Scheiben und spritzen Wasser in anmutigen Bögen über die Bordsteinkante. Sie ist an einem nassen Samstagnachmittag in St. Johns Wood und versucht, nicht an weißen Sand in Barbados zu denken, an eine breite, sommersprossige Hand, die den Rücken einer Frau mit Sonnencreme

Weitere Kostenlose Bücher