Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
Vom Netzwerk:
burgunderroter Uniform am BOAC-Schalter Platz. Jennifer ließ ihren Kaffee stehen und rannte förmlich durch die Halle an den Schalter.
    »Ich brauche ein Ticket nach Stanleyville«, sagte sie und kramte in ihrer Handtasche nach Geld. »Für den nächsten Flug. Brauchen Sie meinen Pass?«
    Der junge Mann starrte sie an. »Nein, Madam«, sagte er und bewegte den Kopf energisch von einer Seite zur anderen. »Kein Flug nach Stanleyville.«
    »Aber mir wurde gesagt, Sie hätten eine Direktverbindung.«
    »Tut mir sehr leid. Alle Flüge nach Stanleyville sind eingestellt.«
    Sie schaute ihn in stummer Enttäuschung an, bis er sich wiederholte, und zog dann ihren Koffer zum Schalter der EAA hinüber. Von der jungen Frau dort bekam sie dieselbe Antwort. »Nein, Ma’am. Wegen der Unruhen gibt es keine Abflüge.« Sie rollte jedes R. »Nur Landungen.«
    »Wann starten die denn wieder? Ich muss dringend in den Kongo.«
    Die beiden Flugbediensteten wechselten schweigend einen Blick. »Keine Flüge in den Kongo«, erwiderten sie.
    Sie war nicht von so weit her gekommen, um auf nichtssagende Blicke und Ablehnungen zu stoßen. Ich kann ihn jetzt nicht aufgeben.
    Der Mann draußen fuhr fort, das Flugfeld mit seinem abgenutzten Besen zu fegen.
    In diesem Augenblick sah sie einen Weißen, der mit forschen Schritten durch die Flughafenhalle ging, in der aufrechten Haltung des Beamten, einen Lederordner in der Hand. Schweiß hatte ein dunkles Dreieck auf sein cremefarbenes Leinenjackett gemalt.
    Im selben Moment erblickte er sie. Er änderte die Richtung und kam auf sie zu. »Mrs Ramsey?« Er streckte ihr eine Hand entgegen. »Ich bin Alexander Frobisher vom Konsulat. Wo sind Ihre Kinder?«
    »Nein. Mein Name ist Jennifer Stirling.«
    Er machte den Mund wieder zu und schien abzuwägen, ob sie einen Fehler gemacht hatte. Sein Gesicht war aufgedunsen und ließ ihn womöglich älter aussehen, als er war.
    »Ich brauche allerdings Ihre Hilfe, Mr Frobisher«, fuhr sie fort. »Ich muss in den Kongo. Wissen Sie, ob es einen Zug gibt, den ich nehmen kann? Mir wurde gesagt, es gebe keine Flüge. Tatsächlich ist niemand hier sehr auskunftsfreudig.« Sie war sich bewusst, dass ihr Gesicht vor Hitze glühte, dass ihre Haare bereits wieder herunterhingen.
    Als er sprach, war es, als versuchte er, einer geistig Behinderten etwas zu erklären. »Mrs …«
    »Stirling.«
    »Mrs Stirling, niemand fährt in den Kongo. Wissen Sie denn nicht, dass …«
    »Ja, ich weiß, dass es dort Unruhen gibt. Aber ich muss jemanden suchen, einen Journalisten, der vielleicht vor zwei Wochen herkam. Es ist furchtbar wichtig. Sein Name ist …«
    »Madam, es sind keine Journalisten mehr im Kongo.« Er setzte seine Brille ab und führte sie ans Fenster. »Haben Sie eine Ahnung, was passiert ist?«
    »Ein wenig. Na ja, nein, ich bin aus England angereist. Es war qualvoll.«
    »Der Krieg hat inzwischen die USA sowie unsere und andere Regierungen hineingezogen. Bis vor drei Tagen steckten wir mit dreihundertfünfzig weißen Geiseln in einer Krise, darunter Frauen und Kinder, die kurz davorstanden, von den Simba-Rebellen umgebracht zu werden. In den Straßen von Stanleyville tragen belgische Truppen den Kampf gegen sie aus. Bis zu einhundert Zivilisten wurden bereits als tot gemeldet.«
    Sie hörte ihn kaum. »Aber ich kann bezahlen – und ich werde jede Summe zahlen, die notwendig ist. Ich muss dorthin.«
    Er nahm sie beim Arm. »Mrs Stirling, ich sage Ihnen doch gerade, dass Sie es nicht bis in den Kongo schaffen werden. Es gibt keine Züge, keine Flugzeuge, keine befahrbaren Straßen. Die Truppen wurden auf dem Luftweg transportiert. Selbst wenn es ein Transportmittel gäbe, könnte ich nicht zulassen, dass ein britischer Bürger – eine britische Frau – sich in ein Kriegsgebiet begibt.« Er kritzelte auf seinen Schreibblock. »Ich werde Ihnen eine Unterkunft suchen und Ihnen helfen, den Rückflug zu buchen. Afrika ist kein Ort für eine Weiße ohne Begleitung.« Er seufzte schwach, da sie seine Bürde gerade verdoppelt hatte.
    Jennifer dachte nach. »Wie viele sind tot?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Haben Sie ihre Namen?«
    »Im Moment habe ich nur eine höchst unvollständige Liste. Die ist alles andere als umfassend.«
    »Bitte.« Ihr war fast das Herz stehen geblieben. »Bitte, lassen Sie mich einen Blick darauf werfen. Ich muss wissen, ob er …«
    Er zog eine arg mitgenommene Schreibmaschinenseite aus seinem Ordner.
    Sie überflog die Liste, ihre Augen waren

Weitere Kostenlose Bücher