Eine Handvoll Worte
Blick von ihren Augen zu lösen. »Du hast es gewusst, nicht wahr?«
»Was?«
Seine Augen forschten nach Hinweisen.
»Was habe ich gewusst, Larry?«
Francis hatte eine Rumba aufgelegt. Hinter ihnen forderte Bill Jennifer auf, mit ihm zu tanzen, und sie flehte ihn an, aufzuhören.
Laurence leerte sein Glas. »Nichts.«
Sie beugte sich vor und legte eine Hand auf seine. »Für euch beide war es hart. Ich bin mir sicher, ihr brauchtet ein wenig Zeit, um …« Jennifers perlendes Lachen unterbrach sie. Reggie hatte eine Schnittblume zwischen die Zähne genommen und riss sie mit zu einem spontanen Tango.
Laurence schüttelte Yvonne sanft ab, als Bill sich gerade atemlos neben sie fallen ließ. »Dieser Reggie treibt es ein wenig zu toll, oder? Yvonne, solltest du nicht ein Machtwort sprechen?«
Sie wagte nicht, Laurence anzuschauen, doch seine Stimme war dann ruhig. »Keine Bange, Yvonne«, sagte er, den Blick in weite Ferne gerichtet. »Ich kümmere mich darum.«
Kurz vor halb neun fand sie Jennifer im Badezimmer. Sie besserte ihr Make-up aus. Ihr Blick glitt zu Yvonne, als diese eintrat, dann wieder zu ihrem Spiegelbild. Sie war errötet, stellte Yvonne fest. Beinahe leichtfertig. »Möchtest du Kaffee?«, fragte sie.
»Kaffee?«
»Bevor ihr zu Larrys Betriebsfeier fahrt.«
»Ich glaube«, sagte Jennifer und zog ihre Lippen mit ungewöhnlich ruhiger Hand nach, »für den Rummel werde ich eher noch einen starken Drink brauchen.«
»Was machst du?«
»Ich schminke mir die Lippen. Wie sieht es denn aus …«
»Mit meinem Vetter. Du übertreibst es.« Das hatte sie spitzer gesagt als beabsichtigt. Doch Jennifer hatte es anscheinend nicht bemerkt.
»Wann sind wir das letzte Mal mit Reggie ausgegangen?«
»Wie?«
»Wann waren wir das letzte Mal mit ihm aus?«
»Ich habe keine Ahnung. Vielleicht, als er mit uns im Sommer nach Frankreich kam.«
»Was trinkt er, wenn er keine Cocktails trinkt?«
Yvonne atmete tief durch, um sich zu beruhigen. »Jenny, Schätzchen, meinst du nicht, du solltest ein bisschen runterfahren?«
»Was?«
»Die Sache mit Reggie. Du regst Larry auf.«
»Oh, er schert sich nicht die Bohne um das, was ich tue«, sagte sie herablassend. »Was trinkt Reggie? Du musst es mir sagen. Es ist furchtbar wichtig.«
»Das weiß ich nicht. Whisky. Jenny, ist zu Hause alles in Ordnung? Mit dir und Larry?«
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Meine Bemerkung ist wahrscheinlich unpassend, aber Larry scheint wirklich sehr unglücklich.«
»Ach ja, Larry?«
»Ja. Ich würde nicht zu leichtfertig mit seinen Gefühlen umgehen, Schätzchen.«
Jenny wandte sich ihr zu. »Seinen Gefühlen? Meinst du, jemand schert es einen Dreck, was ich durchgemacht habe?«
»Jenny, ich …«
»Keinem könnte es gleichgültiger sein. Ich soll einfach nur so weitermachen, den Mund halten und die anbetende Ehefrau geben. Solange Larry kein langes Gesicht zieht.«
»Aber wenn du meine Meinung hören willst …«
»Nein. Kümmere dich einfach um deine eigenen Angelegenheiten, Yvonne. Wirklich.«
Beide Frauen standen absolut reglos da. Die Luft um sie herum vibrierte, als wäre ein körperlicher Schlag ausgeteilt worden.
Yvonne spürte, wie sich ihre Brust verengte. »Du weißt, Jennifer, nur weil du jeden Mann in diesem Haus haben kannst, bedeutet das noch lange nicht, dass es unbedingt sein muss.« Ihre Stimme war stählern.
»Was?«
Yvonne ordnete die Handtücher auf dem Reck um. »Oh, die Hilflose-kleine-Prinzessin-Masche verfängt manchmal nicht mehr. Wir wissen, dass du schön bist, Jennifer, okay? Wir wissen, dass unsere Ehemänner dich alle lieben. Nimm einfach zur Abwechslung mal Rücksicht auf die Gefühle anderer.«
Sie starrten sich an. »Das denkst du von mir? Dass ich mich wie eine Prinzessin aufführe?«
»Nein. Ich denke, dass du dich wie ein Schlampe benimmst.«
Jennifers Augen weiteten sich. Sie öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, machte ihn dann wieder zu, steckte ihren Lippenstift in die Hülle, reckte die Schultern und funkelte Yvonne wütend an. Dann ging sie hinaus.
Yvonne setzte sich schwer auf den Klodeckel und wischte sich die Nase ab. Sie schaute auf die Badezimmertür in der Hoffnung, sie würde wieder aufgehen, und als das nicht geschah, verließ sie ihr Mut.
Kurz darauf vernahm sie Francis’ Stimme. »Ist alles in Ordnung mit dir da drinnen, altes Mädchen? Ich habe mich gewundert, wo du bleibst. Liebling?«
Als sie aufschaute, bemerkte er den Ausdruck in ihren
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