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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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überzeugt, dass er sich ihr kenntlich machen würde. Wie konnte der Mann, der diese Briefe geschrieben hatte, der Mann, dessen Gefühle mit Dringlichkeit durchsetzt waren, nur dasitzen und warten? Sie glaubte nicht mehr, dass es Bill sein könnte; dabei hielt sie es durchaus für möglich, etwas für ihn zu empfinden, aber der Gedanke, Violet zu hintergehen, lag ihr fern, und ihm erst recht. Blieben also noch Jack Amory und Reggie Carpenter. Und Jack Amory hatte gerade seine Verlobung mit einer Miss Victoria Nelson aus Camberley, Surrey, bekannt gegeben.
    Mrs Cordoza betrat den Raum, als Jennifer sich gerade fertig frisiert hatte. »Würden Sie bitte dafür sorgen, dass mein mitternachtsblaues Seidenkleid für heute Abend gebügelt ist?«, bat Jennifer. Sie hielt eine Diamantkette an ihren blassen Hals. Er liebte ihren Hals:
    Ich konnte ihn nie ansehen, ohne deinen Nacken küssen zu wollen.
    »Ich habe es dort auf das Bett gelegt.«
    Mrs Cordoza ging an ihr vorbei und hielt es hoch. »Ich mache es jetzt, Mrs Stirling«, sagte sie.
    Reggie Carpenter flirtete. Dafür gab es kein anderes Wort. Yvonnes Vetter lehnte an Jennys Stuhl, sein Blick auf ihren Mund fixiert, der schalkhaft zuckte, als hätten sie einen vertrauten Witz ausgetauscht.
    Yvonne beobachtete sie, als sie Francis einen Drink reichte. Er saß nicht weit von ihnen entfernt. Sie beugte sich vor, um ihrem Mann ins Ohr zu flüstern: »Kannst du Reggie nicht mit rüber zu den Männern nehmen? Er sitzt förmlich auf Jennifers Schoß, seitdem sie hier ist.«
    »Das habe ich versucht, Liebling, aber ich hätte schon körperliche Gewalt anwenden müssen.«
    »Dann schnapp dir Maureen. Sie sieht aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.«
    Von dem Augenblick, da sie den Stirlings die Tür aufgemacht hatte – Jennifer in einem Nerzmantel und offenbar angetrunken, er mit grimmiger Miene –, hatte ihre Haut geprickelt, als schwante ihr etwas Furchtbares. Zwischen den beiden herrschte Anspannung, und dann hatten Jennifer und Reggie sich in einer Weise aneinandergehängt, die schlichtweg empörend war.
    »Ich wünschte wirklich, die Leute würden ihre Streitigkeiten in ihren eigenen vier Wänden austragen«, murmelte sie vor sich hin.
    »Ich werde Larry einen großen Whisky geben. Er wird sich dann warmlaufen. Wahrscheinlich hatte er einen schlechten Tag im Büro.« Francis stand auf, berührte sie am Ellbogen und ließ sie stehen.
    Die Cocktailwürstchen waren kaum angerührt worden. Seufzend nahm Yvonne eine Platte mit Häppchen zur Hand, die sie herumreichen wollte.
    »Greif zu, Maureen.«
    Reggies einundzwanzigjährige Freundin bekam kaum mit, dass Yvonne etwas gesagt hatte. Makellos anzusehen in ihrem rostfarbenen Wollkleid, saß sie steif auf einem Stuhl und warf finstere Blicke auf die beiden Menschen zu ihrer Rechten, die sie beide nicht beachteten. Jennifer lehnte sich im Sessel zurück, während Reggie auf der Armlehne hockte. Er flüsterte ihr etwas zu, und sie brachen in perlendes Gelächter aus.
    »Reggie?«, sagte Maureen. »Hast du nicht gesagt, wir gehen in die Stadt und treffen uns mit den anderen?«
    »Oh, die können warten«, sagte er herablassend.
    »Die wollten uns im Green Rooms treffen, Bär. Um halb acht, hast du gesagt.«
    »Bär?« Jenny war das Lachen vergangen, und sie starrte Reggie an.
    »Sein Spitzname«, klärte Yvonne sie auf und bot ihr die Platte an. »Er war ein ausgesprochen haariges Baby. Meine Tante hat gesagt, sie habe zuerst gedacht, sie hätte einem Bären das Leben geschenkt.«
    »Bär«, wiederholte Jenny.
    »Jawohl. Ich bin unwiderstehlich. Weich. Und erst dann glücklich, wenn ich ins Bett gesteckt werde …« Er zog eine Augenbraue hoch und beugte sich näher zu ihr.
    »Reggie, kann ich kurz mit dir reden?«
    »Nicht, wenn du diese Miene aufsetzt, Cousinchen. Yvonne denkt, ich flirte mit dir, Jenny.«
    »Das denkt sie nicht nur«, sagte Maureen kühl.
    »Ach, komm schon, Mo. Sei kein Spielverderber.« Seine Stimme war zwar noch immer scherzend, hatte aber einen gereizten Unterton. »Ich habe viel zu lange keine Gelegenheit mehr gehabt, mit Jenny zu sprechen. Wir holen nur nach.«
    »Ist es wirklich so lange gewesen?«, fragte Jennifer unschuldig.
    »Oh, eine Ewigkeit …«, erwiderte er eifrig.
    Yvonne sah, wie dem Mädchen die Gesichtszüge entglitten. »Maureen, Schätzchen, würde es dir etwas ausmachen, mir bei der Zubereitung von neuen Drinks zu helfen? Weiß der Himmel, wohin mein nutzloser Gatte gegangen

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