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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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futuristische Kunst der Architekten. Sein früheres Wohnhaus war abgerissen worden, an seiner Stelle stand jetzt etwas brutal Modernes. Alberto’s Jazzclub war inzwischen eine Rock-and-Roll-Bude. Selbst die Kleidung war heller. Die ältere Generation in Braun und Marineblau wirkte noch überholter und verblasster, als sie tatsächlich war.
    »Also … fehlt es dir, nicht mehr draußen an der Front zu sein?«
    Fehlt es dir?
    »Nöh. Wir alle müssen unsere Stahlhelme eines Tages ablegen, oder nicht? Besser aussehende Frauen in dem Job, das ist sicher. Wie ist New York? Was hältst du von Johnson?«
    »Er ist nicht Kennedy, so viel steht fest … Was machst du denn jetzt? Schlängelst dich durch die High Society?«
    »Es ist nicht mehr so wie zur Zeit deiner Abreise, Tony. Man will keine Botschafterfrauen und keinen Klatsch mehr über Indiskretionen. Jetzt sind es die Popstars – die Beatles und Cilla Black. Niemand mit guter Kinderstube. Alles ist egalitär in der Rubrik Gesellschaft.«
    Das Klirren eines zerbrechenden Glases hallte durch den großen Saal. Die beiden Männer unterbrachen ihre Unterhaltung.
    »Ups. Da hat wohl jemand zu viel getrunken«, stellte Douglas fest. »Manche Dinge ändern sich nicht. Die Ladys können ihr Glas immer noch nicht festhalten.«
    »Tja, ich habe das Gefühl, dass einige der Mädels in der Redaktion mich unter den Tisch hätten trinken können.« Anthony schauderte.
    »Bist du noch immer ab von dem Zeug?«
    »Seit über drei Jahren jetzt.«
    »Du würdest es nicht lange in diesem Job aushalten. Fehlt dir der Alkohol nicht?«
    »An jedem verdammten Tag.«
    Douglas hatte aufgehört zu lachen und schaute an Anthony vorbei, der daraufhin einen Blick über seine Schulter warf. »Musst du mit jemandem sprechen?« Er verlagerte sein Gewicht höflich zu einer Seite.
    »Nein.« Douglas kniff die Augen zusammen. »Ich dachte nur, jemand hätte mich angestarrt. Aber ich glaube, sie meint dich. Kennst du sie?«
    Anthony drehte sich um – und sein Verstand setzte aus. Dann traf es ihn mit der brutalen Unvermeidlichkeit einer Abrissbirne. Natürlich würde sie hier sein. Der einzige Mensch, an den er nicht zu denken versucht hatte. Die Einzige, die er nie hatte wiedersehen wollen. Er war vor knapp einer Woche nach England zurückgekommen, und da war sie. Am ersten Abend, an dem er ausging.
    Er nahm das dunkelrote Kleid in sich auf, die beinahe perfekte Haltung, die sie vor allen anderen Frauen im Raum auszeichnete. Als sich ihre Blicke begegneten, schien sie zu schwanken.
    »Nein. Du kannst es nicht gewesen sein«, bemerkte Douglas. »Schau, sie ist auf dem Weg zum Balkon. Ich weiß, wer das ist. Sie ist …« Er schnippte mit den Fingern. »Stirling. Dingsda Stirlings Frau. Der Asbestmagnat.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Was dagegen, wenn wir rübergehen? Gibt vielleicht einen Absatz. Vor ein paar Jahren war sie die angesagte Gastgeberin in der besseren Gesellschaft. Wahrscheinlich wird man stattdessen eher etwas über Elvis Presley bringen, aber man kann nie wissen …«
    Anthony schluckte. »Klar.« Er zupfte seinen Kragen gerade, holte tief Luft und folgte seinem Freund durch die Menge zum Balkon.
    »Mrs Stirling.«
    Sie schaute hinab auf die geschäftige Londoner Straße und stand mit dem Rücken zu ihm. Ihre Frisur war wie eine Skulptur aus glänzenden, luftigen Locken, um den Hals trug sie Rubine. Langsam drehte sie sich um und legte eine Hand auf den Mund.
    Es musste passieren, sagte er sich. Vielleicht könnte er es schließlich begraben, wenn er ihr auf diese Weise begegnen musste. Noch als ihm dieser Gedanke durch den Kopf schoss, hatte er keine Ahnung, was er ihr sagen sollte. Würden sie sich auf eine höfliche, gesellige Unterhaltung einlassen? Vielleicht würde sie sich entschuldigen und direkt an ihm vorbeigehen. War ihr das, was geschehen war, peinlich? Fühlte sie sich schuldig? Hatte sie sich in einen anderen verliebt? Seine Gedanken überschlugen sich.
    Douglas reichte ihr die Hand, die sie ergriff, ohne den Blick von Anthony abzuwenden. Jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.
    »Mrs Stirling? Douglas Gardiner, vom Express. Wir haben uns in Ascot kennengelernt, glaube ich, im Sommer?«
    »Oh, ja«, erwiderte sie. Ihre Stimme bebte. »Tut mir leid«, flüsterte sie, »ich … ich …«
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sie sehen furchtbar blass aus.«
    »Ich … Tatsächlich ist mir ein wenig schwummrig zumute.«
    »Soll ich Ihren Mann holen?« Douglas nahm sie

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