Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)
sie auf und ging auf ihn zu.
Als sie nahe genug bei ihm war, dass er sie berühren konnte, blieb sie stehen. Sie versuchte, seine Miene abzuschätzen.
Das war genauso vergebens wie sonst auch. Sie kannte niemanden, der so gut darin war, keinen Gesichtsausdruck zu zeigen.
»Für mich ist das hier auch neu.« Er berührte ihre Wange. Nur ein sanftes Streicheln mit seinen Fingern.
Julianne erschauerte unter der Berührung der Finger, die langsam ihr Kinn entlangfuhren und dann die Linie ihres Halses nachzeichneten. »Irgendwie bezweifle ich, dass Ihr gänzlich unerfahren seid, Mylord.«
»Ich hatte bisher nie eine Ehefrau, das versichere ich dir.« Er begann, ihren Morgenrock über die Schultern zu schieben. »Noch habe ich jemals eine Jungfrau berührt.«
Das war seine Art, ihr indirekt mitzuteilen, dass es durchaus Frauen gegeben hatte. Aber sie war nicht überrascht. Er war attraktiv, wohlhabend und stammte aus einer angesehenen Familie. Außerdem war er sechsundzwanzig Jahre alt. Auch Harry hatte nicht zölibatär gelebt. Das wusste sie nur zu gut.
»Wir müssen also gemeinsam lernen«, flüsterte sie, als der Stoff ihres Morgenrocks an ihren Armen hinabglitt und sich um ihre Füße bauschte.
»Ich glaube, das ist der Gedanke, der bei einer Ehe ganz am Anfang steht.« Sein Lächeln war nur ein leises, ironisches Verziehen der Lippen. »Die gemeinsame Entdeckungsreise.«
Diese Lippen … Sie musste unwillkürlich wieder daran denken, wie er sie direkt nach ihrem Ehegelübde geküsst hatte. Obwohl der Kuss nicht besonders leidenschaftlich gewesen war, hatte sie ihn als … nun ja, angenehm in Erinnerung. Da er ihr soeben gestanden hatte, dass er ausgiebig darüber nachgedacht habe, wie er das, was jetzt zwischen ihnen passieren sollte, am besten anfing, fühlte sie sich von dieser Zusicherung zusätzlich beruhigt.
Und wenn er sie jetzt abermals küsste, wünschte sie sich eine vom Mondlicht beschienene Leidenschaft und ein heftig klopfendes Herz. Es war schließlich ihre Hochzeitsnacht. Und auch wenn er nicht Harry war und darum alles anders wurde, hatte Malcolm unter Umständen recht. Vielleicht war es doch möglich, dass Michael und sie besser zueinander passten als ihr ursprünglich bewusst gewesen war?
Er blickte ihr tief in die Augen. Ein schlanker Finger folgte der Linie ihres Nachthemds. Es war eine zarte Berührung, und sie musste ein Erschauern unterdrücken, als die Liebkosung die Wölbung ihrer Brüste streifte. Ein unerklärliches Gefühl erwachte in ihrem Unterleib. Die Wärme seines großen Körpers strahlte auf sie ab, da sie so dicht vor ihm stand, und der feine Geruch nach Brandy stieg ihr rasch zu Kopf.
Ein Arm legte sich um ihre Taille und zog sie noch enger an ihn. Nur noch das zarte Leinen ihres Nachthemds und die Seide seines Morgenrocks trennten ihre Körper. Sein Mund legte sich sanft auf ihren, und zuerst küsste er sie wie heute Mittag in der Kirche und übte nur sanften, wärmenden Druck auf ihre Lippen aus. Juliannes Lider senkten sich, und sie spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte.
Dann änderte sich alles.
»Du schmeckst sogar unschuldig«, murmelte er, den Mund dicht an ihren Lippen.
Sie stand ganz still und versuchte, das Gefühl zu ergründen, das sich ihrer bemächtigte, da sie von ihm gehalten und geküsst wurde. Seine Küsse waren jetzt so anders als vorher …
Wie in ihren Träumen … das hier war nicht, was sie erwartet hatte. Nicht, dass sie genau gewusst hätte, was sie erwartete …
Seine Hand kroch in ihren Nacken, er umfasste ihren Hinterkopf, während seine Zunge ihre Lippen erkundete und sie drängte, sich ihm zu öffnen. Als sie erkannte, was er wollte, war sie im ersten Moment überrascht und geriet dann kurz in Panik. Aber er gewann den stummen Kampf, und sie öffnete ihre Lippen für ihn. Als seine Zunge das erste Mal ihre streichelte, versteifte sie sich, doch nach einem kurzen Moment entspannte sie sich. Dieses einzigartige Gefühl ließ ihre Atmung schneller gehen.
Sein Mund nahm ihren in Besitz, und er küsste sie mit mehr Nachdruck. Ihre Brüste drückten sich gegen seine harte Brust und kribbelten angenehm. Sie verstand allmählich, was der Tanz der Zungen mit ihr anrichtete.
Als er den Kuss schließlich unterbrach, wanderte sein Mund ganz langsam über ihre Wange und streifte schließlich ihr Ohr. »Komm, wir gehen ins Bett.«
Ins Bett. Ach ja, natürlich. Was auch immer nun kam, es geschah im Bett, das wusste sie.
Atemlos erkannte
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