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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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dieses falsche Land gefolgt bist«, sagte ich.
    »Ich bin von zu weit her gekommen,
um wieder umzukehren. Nicht, wenn das Ganze interessant zu werden beginnt.« Sie
grinste. »Ich bedaure nur, dass ich es als einfacher Fuchs nicht alles schätzen
kann.«
    Ich sah zum Mond und dachte
darüber nach, ob er echt war oder lediglich eine Kopie.
    »Du hast meine Frage nicht
beantwortet«, sagte die Füchsin.
    »Woher weißt du, dass ich eines
davon tun will?«
    Die Füchsin lachte. »Ich bin
vielleicht nur ein Tier, aber wenn es zwei Dinge gibt, die wir Tiere kennen,
dann ist es das Fressen und das Paaren. Ich habe gesehen, wie du den Mann
ansiehst. Manchmal geschieht es mit dem Begehren eines Weibchens für ein
Männchen. Manchmal mit dem Nagen eines leeren Magens. Manchmal ist es beides.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass es
so offensichtlich sein würde.«
    »Alles ist offensichtlich, wenn
man danach sucht. Dann ist also Paarungszeit für Hexen? Ich glaube, er wird
hervorragenden Nachwuchs zeugen.«
    Das glaubte ich auch. »Ich kann
keine Kinder gebären.«
    »Ich auch nicht«, sagte sie. »Aber
wenn Paarungszeit ist, suche ich mir trotzdem einen Partner. Auch wenn ich in
drei Perioden keinen Wurf geboren habe.«
    »Schade«, sagte ich. »Die Welt
könnte mehr schlaue Füchse gebrauchen.«
    »Die Welt könnte so einiges
gebrauchen.«
    Ich stieg die kurze Treppe hinab
und setzte mich neben die Füchsin. »Ich weiß nicht, was ich tun werde. Es
könnte sein, dass ich beides tue.«
    Sie knabberte an einer juckenden
Stelle an ihrem Schwanz. »Ich war nie dafür, mit Essen zu spielen. Obwohl ich
ab und zu ganz gern die eine oder andere Feldmaus herumjage.«
    Ich streichelte sie zwischen den
Ohren. »Ich will ihn nicht töten.«
    »Ich schätze, wenn du ihm nur ein
paar weniger wichtige Teile abbeißt, wäre das eher ein Snack als eine
Mahlzeit.«
    Mein Magen winselte.
    »Darf ich dir einen Rat geben?«,
fragte die Füchsin. »Ich hatte nie etwas, das ich fressen und mit dem ich mich
paaren wollte, aber ich denke, das Logischste wird es sein, sich erst zu paaren
und dann zu fressen. Auf diese Art bekommst du beides.«
    »Ich will ihn gar nicht essen.«
    »Ah, ich kenne dieses Gefühl. Ich
habe einmal ein Ei gestohlen, das ich nicht knacken wollte, weil es für immer
fort gewesen wäre, wenn ich es einmal gefressen hatte. Aber ich wusste, ich
konnte doch nicht glücklich damit sein, es nur anzusehen.« Sie legte den Kopf
in meinen Schoß. »Das ist die Frage, die du dir stellen solltest. Kannst du
glücklich sein, wenn du ihn einfach nur Hast?«
    »Ich weiß nicht, aber ich glaube,
es ist Zeit, das herauszufinden.«
    Ich bat die Füchsin auf einen
Happen herein und sie nahm an. Ich stellte sie Molch und Gwurm vor. Molch war
mehr an meinem unhexenhaften Gewand interessiert.
    »Was trägst du da? Man kann ...
all deine ... schlimmen Stellen sehen!«
    Penelope warf sich zwischen Molch
und mich. Ich hatte ihre Verteidigung nicht nötig und schob sie sanft zur
Seite.
    Ich schnappte ein scharfes Messer
vom Tisch. »Ich gehe nach oben. Benehmt euch.« Ich benutzte den Plural, sah
aber Molch dabei an.
    »Viel Glück«, sagte Molch.
    »Denk daran«, fügte die Füchsin
hinzu, »erst paaren. Dann fressen.«
    »Reiß ihm die Kehle heraus«,
grollte Molch.
    Penelope folgte mir nach oben.
Jeder Schritt schien schwerer als der vorherige. Ich verstand nicht genau,
welche Art von Beklemmung mich ergriff, aber als ich mich Wysts Zimmer näherte,
wuchs sie. Die Grausige Edna hatte mich gelehrt, das Scheitern oder einen entsetzlichen
Tod nicht zu fürchten, aber sie hatte mich nicht auf dies hier vorbereitet. Sie
hatte einmal gesagt: »Es ist leicht, Prüfungen auf Leben und Tod zu bestehen.
Man muss nur Erfolg haben. Doch die kleinen Tests fordern mehr von uns. Wenn
wir uns umdrehen und weggehen können, sehen wir, woraus wir gemacht sind.«
    Ich hielt vor Wysts Tür an, griff
nach dem Knauf, zögerte aber plötzlich. Ich dachte sogar daran umzukehren.
Solange ich diese Tür nicht öffnete, konnte ich immer noch damit leben, es nicht
zu wissen.
    Penelope stupste mich am Ellbogen.
    Ich stand da wie erstarrt. Ich
hörte sogar auf zu atmen. Ich ging es im Geiste wieder und wieder durch. Konnte
ich wirklich damit leben, es nicht zu wissen? Was, wenn er mich abwies? Was,
wenn ich ihn umbrachte? Was, wenn er gezwungen war, mich zu töten? Es gab so
viele Fragen, und jede Antwort schien mir falsch. Ich war einer Entscheidung
kein Stück näher

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