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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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sein Name weiterleben.«
    »Woher weißt du, dass er überhaupt
existierte?«
    »Das tue ich nicht. Aber das ist
auch nicht wichtig, denn selbst wenn es ihn nicht gab, selbst wenn es nur eine
Geschichte sein sollte, dann veranschaulicht sie nur umso besser, was ich sagen
will. Ein scheußlicher Abgang, selbst ein erfundener, schlägt ein gewöhnliches,
wenn auch echtes Leben.«
    »Es gibt mehr im Leben als in
Erinnerung zu bleiben«, sagte ich.
    »Davon gehe ich aus.«
    »Und ich bin in der Lage, ewig zu
leben. Theoretisch.«
    Molch schüttelte den Kopf. »Das
heißt aber nicht, dass du nicht ernsthaft über das Thema nachdenken solltest.
Nur für den Fall.«
    Ich probierte ein übertriebeneres
Humpeln aus. Es verlangsamte meinen Gang und gab mir Zeit zum Nachdenken.
Vieles von dem, was Molch sagte, ergab Sinn.
    Die Grausige Edna sprach aus
meiner Erinnerung: »Du musst daran denken, Kind, dass der Tod nichts ist, wovor
man Angst haben muss. Alles stirbt. Na ja, nicht alles, aber die meisten Dinge.
Und das sollte auch so sein, denn wenn alles ewig währte, würde die Welt
schnell zu einem sehr langweiligen Ort werden. Der Tod ist lediglich die Art
der Natur, alles etwas aufzulockern.
    Nicht, dass irgendetwas falsch
daran wäre, ewig zu leben. Ich selbst würde es zwar nicht unbedingt wollen,
aber ich nehme an, es wäre auch nicht so schlecht. Achte nur darauf, immer etwas
zu tun zu haben, dann halte ich es für möglich, dass die Ewigkeit überraschend
schnell vergeht. Die Zeit ist so. Selbst endlose Spannen davon neigen dazu,
schneller vorüberzugehen, wenn wir uns amüsieren.«
    Die Grausige Edna hatte natürlich
recht, aber ich musste eine kleine und unhexenhafte Angst vor dem Tod doch
eingestehen. Für sterbliche Kreaturen war es schwierig ge-nug, sich dem
unvermeidlichen Kuss des Todes zu stellen, wenn sie wussten, dass er kommen
musste. Aber vor mir lagen noch endlose Jahrhunderte, und der Tod war ein
Gefährte, den ich mit Sorgfalt und Voraussicht leicht vermeiden konnte.
    Als die Gabelung des Pfads
schließlich ganz plötzlich und wie durch Zauberhand hinter der Biegung eines
Hügels erschien, hatte ich meine Entscheidung getroffen.
    »Und?«, fragte Molch.
    Ich hatte sowohl vor dem Tod als
auch vor der Ewigkeit ein wenig Angst. Und ich sehnte mich keineswegs nach dem
Versprechen stiller Zufriedenheit. Die Grausige Edna war nicht der Typ gewesen,
einen Groll zu hegen, nicht einmal gegen ihre eigenen Mörder. Aber ich war
nicht so hexenhaft. Wenn es in meiner Macht stand, ihren Tod zu rächen, dann
hatte ich eigentlich keine andere Wahl, als es zu tun. Obwohl ich nicht
unbedingt selbst dabei sterben wollte, war es nur eine Möglichkeit von vielen.
Und es schien mir, dass, gleichgültig, was dabei herauskam, die vielen
Möglichkeiten des Ostens viel interessanter waren als das einzelne Schicksal im
Norden. »Wir gehen nach Osten.«
    Molch brummelte: »Ich finde immer
noch, dass wir nach Westen gehen sollten.«
    Und einmal mehr ignorierte ich
ihn.
     
    VIER
     
    Der Pfad kreuzte eine Straße - und
ich beschloss, ihr zu folgen. Ich hatte meine Entscheidung an der Weggabelung
getroffen, und ich nahm an, mein Schicksal würde mich nun finden. Alles außerhalb
des Waldes war ein weites, fremdes Land. Molch hatte ebenfalls den größten Teil
seines Lebens an der Seite der Grausigen Edna gelebt und konnte mir keinerlei
Rat geben. Aber alle Straßen führen irgendwo hin, selbst wenn dieser Ort nicht
immer die Reise wert ist.
    Nachdem wir schließlich die Hügel,
den kleinen Teil der Welt, den ich gekannt hatte, hinter uns gelassen hatten,
erfasste mich eine dunkle Vorahnung. Und Traurigkeit über den Verlust meiner
Herrin. Und Heiterkeit über das, was vor mir liegen mochte. Eine seltsame,
Herzflattern auslösende Mischung.
    Molch blieb stehen. »Können wir
eine Pause machen? Meine Füße bringen mich um.«
    Ich ging weiter. »Später ist noch
Zeit genug, um zu rasten. Wenn die Sonne untergegangen ist.«
    Die helle, orangefarbene Kugel
würde in einer Stunde hinter dem Horizont versinken. Ich hatte vor, anzuhalten
und ihr dabei zuzusehen. Ich hatte den Sonnenuntergang immer gemocht. Nicht nur
die hübschen Farben des Himmels, sondern vor allem die sanfte Dunkelheit der
frühen Nacht. Das Licht des Tages war widerwärtig und hart. Es brannte das
Geheimnis all dessen fort, auf das es schien. Die Abenddämmerung war dagegen
zart und behutsam. Die Welt sah unter den gleitenden Schatten immer ein wenig
heller aus.
    Molch

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