Eine Hexe mit Geschmack
kleiner Bastard wäre,
wäre er zehn oder zwanzig wert.«
»Nicht dreißig?«, fragte Gwurm.
»Nein. Dreißig nicht. Selbst der
mieseste, widerwärtigste, furchtbar wütendste Gnom dieser Welt wäre nicht mehr
als zwanzig Meilen wert.«
»Das glaub ich auch.«
Gwurm zögerte so lange, dass Molch
glauben konnte, dieser Teil des Gesprächs sei beendet.
»Was ist mit einem weiten Ödland
voller Rudel blutdürstiger Mollusken?«
Etwas in Molchs verzaubertem
Gehirn schnalzte. Er senkte den Kopf und ging davon, während er noch versuchte,
sich daran zu erinnern, worum es ursprünglich gegangen war.
»Große!«, rief Gwurm der Ente
nach. »Fleischfressende Schnecken, so groß wie Hunde!«
Jetzt erlaubte ich mir ein
höfliches Kichern. »Danke.«
Sein breiter Mund verzog sich zu
einem breiten Grinsen. »Sehr gern.«
Ich hätte es vor Molch nie
zugegeben, aber ich hatte das Gefühl, er hatte recht. Wege zur Rache sind nie
so kurz, aber mein Weg zur Rache war auch eine Zeitreise, und diese Reise
konnte sehr lang werden. Jahrzehnte oder Jahrhunderte. Möglicherweise sogar
Jahrtausende. Da ich aber alterslos war und sehr schwer zu töten, konnte ich
mir Geduld leisten. Ich teilte diese Beobachtung nicht mit Molch, denn obwohl
ihm seine verzauberte Natur ein lan-ges Leben garantierte, war er dem Lauf der
Zeit trotzdem unterworfen und würde eines Tages schließlich an Altersschwäche
sterben. Ein Tag, der lange vor meiner Gelegenheit zur Rache kommen konnte.
Diese Vermutung hätte ihn nur aufgeregt, und Molch war auch so schon
aufgebracht genug.
In jedem Fall war ich die Hexe und
er nur der Vertraute. Er hatte keine Wahl.
Wir brauchten nicht lange, um uns
an unser neues Leben zu gewöhnen. Auf Anweisung des Hauptmanns wurde mir ein
freies Zelt zugewiesen: zerrissen und schlecht geflickt. Ich stellte es abseits
des Lagers auf, aber nah genug, dass man mich nicht vergessen würde. Es ist
Hexentradition, abseits der Manschen und all dieser anderen menschenartigen Kreaturen
zu leben, die sich so gern in erdrückenden Herden zusammenballen. Da der
Herdeninstinkt in den meisten Menschen so stark ist, müssen sie einfach
glauben, jemand, der die Einsamkeit wählt, sei ein wenig anders. Der Ruf,
seltsam zu sein, ist Teil des Hexenhandwerks. Dies machte es außerdem leichter,
meine Scharade mit der Hässlichkeit aufrechtzuerhalten, und mitten im Lager
traute ich mir selbst nicht. Die Gerüche und Geräusche von Sterblichen rührten
an meinen Fluch, und ich wollte niemanden fressen. Besser gesagt stellte ich
manchmal fest, dass ich es sehr wohl wollte, und eine Möglichkeit zum Rückzug
zu haben war eine weise Vorsichtsmaßnahme.
Zuerst waren die Leute vor Gwurm
auf der Hut, aber seine Stärke und Bereitschaft zu arbeiten ließen ihn bald
doch als einen willkommenen Neuzugang erscheinen. Die
Soldaten waren über seine Hilfe
beim Bau des Forts nur zu froh. Schließlich ebbte der Argwohn des Lagers dem
Troll gegenüber ab und verwandelte sich in Akzeptanz und sogar in eine
vorsichtige Zuneigung. Die Kinder liebten ihn. Er verbrachte Stunden damit,
sich zu ihrer Unterhaltung neu zusammenzusetzen, mit seinen Zehen zu jonglieren
und auf dem Kopf zu stehen. Die Mütter beobachteten ihn immer mit leichter
Nervosität. Als könne er sich plötzlich in irgendeinen schrecklichen bösen
Geist verwandeln und sich in einer hungrigen Anwandlung über ihre Sprösslinge
hermachen.
Molch fügte sich nicht so gut ein.
Er verbrachte den Großteil seiner Zeit schmollend in meinem Zelt. Bei den raren
Gelegenheiten, wenn er mich auf meinen täglichen Runden begleitete, sprach er
im Lager kein Wort. Die Kinder, die das Unsichtbare spürten - wie junge Geister
das eben können -, mieden ihn. Die Mütter waren zu sehr damit beschäftigt,
Gwurm zu beobachten, um noch groß über Molch nachzudenken. Ich jedoch behielt
meinen Vertrauten streng im Auge, und es gab keine weiteren Fälle von
Wasservogel-Blutrausch.
Eine weitere interessante Wendung
kam, als mein Besen anfing, ein eigenes Leben zu entwickeln. Magie, vor allem
Hexenmagie, kommt nicht nur, wenn man sie ruft, und geht dann still wieder. Sie
ist ständig um einen herum, lässt Milch gerinnen, hält Uhren an und bringt
gelegentlich auch Spiegel zum Zerspringen. Mein Besen war immer an meiner
Seite, und er saugte genug davon auf, um einen Willen und Belebtheit daraus zu
gewinnen. Es gab Mittel und Wege, um diese magischen Rückstände zu beseitigen,
aber solange er sich benahm, sah ich keinen
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