Eine Hexe mit Geschmack
gemacht wird, ist es schwer zu beschreiben. Du könntest es jederzeit
selbst herausfinden. Jeder Mann indiesem Lagerwürde sich ein
Gliedmaß abhacken, um es mit dir tun zu dürfen, wenn du nur diese Verkleidung
ablegen würdest.«
»Das kann ich nicht.«
»Warum nicht?«
Ich begann: »Eine gute Hexe ...«
»Nicht das schon wieder. Das
glaube ich dir nicht. Ich würde meinen, sinnliche Impulse seien unter deinem
Kodex doch erlaubt.«
»Ich habe Angst vor dem, was ich
tun könnte«, gab ich zu.
»Der Fluch? Ich denke, das ist
gerechtfertigt. Obwohl ich auch glaube, dass du einen Mann finden könntest, der
bereit wäre, für einen Moment deiner Leidenschaft das Risiko einzugehen. Nein,
dein Fluch ist nur eine bequeme Ausrede. Denn vom Fluch abgesehen bist du eine
ziemlich normale Person. Und wie die meisten normalen Leute willst du, dass
dein erstes Mal etwas Besonderes ist.«
»War deines etwas Besonderes?«
Sie lachte. »Himmel, nein. Die
meisten sind es nicht, aber das heißt nicht, dass du die Hoffnung aufgeben
solltest. Wer weiß? Vielleicht findest du eines Tages den richtigen Mann. Und
du wirst ihn erkennen, denn er wird derjenige sein, den du genug begehren
wirst, um zu riskieren, ihn aufzufressen. Aber kein Grund zur Eile. Du bist
alterslos. Also lass dir Zeit.
Bis dahin verpasst du nicht viel.
Es kann etwas Schönes sein, aber normalerweise ist es nur ein paar Minuten
Stoßen und Grunzen und Schwitzen. Auch dann nicht vollkommen unangenehm, aber
doch nichts, weshalb man sich grämen müsste.«
Sie stand auf. »Gute Nacht,
Penelope. Gute Nacht, Hexe.«
Penelope neigte sich zu einem
Knicks, und Morgenröte ging zur Arbeit.
Ihre Worte trösteten mich. Hexen
haben wenig Verwendung für Liebe, aber einmal wollte ich einen Mann erleben,
wenn auch nur um der Erfahrung willen. Mein Magen knurrte. Es war der Geruch
von Fleisch, der von der Siedlung herüberwehte und meine Nase kitzelte. Ich
fuhr mir mit meiner gespaltenen Zunge über die Lippen. Dann verdrängte ich
diese Art von Gedanken und hinkte in mein Zelt, um mir etwas zu essen zu
machen.
SIEBEN
Gwurm hielt eine Handvoll Beeren
hoch.
Ich steckte eine davon in den Mund
und spuckte sie auf den Boden. »Nein. Das sind nur Blaubeeren.«
»Ist das nicht das, was wir
suchen?«, fragte Molch.
»Wir suchen blaue Beeren. Keine
Blaubeeren. Ich will keinen Kuchen backen.«
Gwurm schob sich seine Handvoll in
den Mund. Er sprach beim Kauen. Saft tropfte ihm übers Kinn. »Ich glaube, ich
habe dort drüben welche gesehen.«
»Du glaubst«, sagte Molch .
»Na ja, sie sind blau.«
»Wenn du patzig sein willst,
Molch«, sagte ich, »kannst du auch einfach wieder nach Hause gehen.«
Mein Vertrauter murrte. Er hatte
die ganze Zeit gemurrt, auch in den Diensten der Grausigen Edna, aber diese
Neigung war neuerdings schlimmer geworden. Wenn er sich mal nicht beklagte,
brummelte er. Oder blickte mit unausgesprochenem Ärger finster drein. Für eine
wilde, teilweise dämonische Ente gab es in diesem Dorf nicht viel zu tun. In
der abgeschiedenen Hütte der Grausigen Edna hatte es auch nicht viel gegeben.
Aber das war, bevor er Geschmack an Blut gefunden hatte.
Er hatte versucht, seine Lust am
Töten für produktivere Zwecke zu nutzen, indem er Wild für das Dorf jagte. Doch
es war einfach nicht dasselbe. Ich rechnete es ihm hoch an, dass er es versucht
hatte und erlaubte ihm sein Murren.
Gwurm führte uns zu den blauen
Beeren, die sich jedoch wieder als Blaubeeren herausstellten. Allerdings fand
ich ein paar Stücke Moos, die nützlich waren, um Infektionen zu behandeln.
»Wofür brauchst du die
überhaupt?«, fragte Molch.
»Ich mische ein Gift.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Wirst du jemanden töten?«
»Vielleicht.«
»Wen? Nein, sag es nicht. Lass
mich raten. Diesen fetten Mann, den Schmied! Nein, ihn nicht. Ich weiß. Diese
hochnäsige Frau mit den sechs Kindern. Die, die gesagt hat, ich hätte einen
albernen Gang.« Seine Augen leuchteten zum ersten Mal seit Monaten
enthusiastisch.
»Ich habe mich noch nicht
entschieden.«
Gwurm brachte mir noch ein paar
Beeren. »Was ist mit denen?«
»Das sind nur Blaubeeren«, sagte
Molch. »Erkennst du den Unterschied nicht? Ich glaube, da drüben gibts ein
paar.« Er stürmte in ein Gebüsch. »Hier drüben! Ich glaube, ich habe sie
gefunden!«
Die Beeren waren genau die, die
ich brauchte. Mit teuflischer Freude sah er mir beim Sammeln zu.
»Was kommt als Nächstes?«
»Ich brauche ein paar
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