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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Grund dafür. Es war nett, jemanden
zu haben, der das Fegen übernahm.
    Ich gewöhnte mir schnell eine
Alltagsroutine an. Am späten Nachmittag stand ich auf und machte meine Runde
durchs Lager, um die Leidenden zu behandeln. Blasen, schmerzende Muskeln und
kleinere Infektionen machten den Hauptteil meiner Aufgaben aus. Alle konnten
leicht mit Kräutern und einfacher Magie behandelt werden. Die raren ernsteren
Krankheiten waren nicht viel schwieriger.
    Nachdem ich die Kranken gepflegt
hatte, erstattete ich dem Hauptmann Bericht und beschrieb ihm ausführlich den
allgemeinen Gesundheitszustand im Lager. Dann kehrte ich in mein Zelt zurück
und mischte Medizin. Der Hauptmann war so zufrieden mit meinen Diensten, dass
er mir bereits innerhalb einer Woche ein neues Zelt anbot. Ich lehnte das
Angebot allerdings ab, denn das zerschlissene entsprach meinem Image weitaus
besser.
    In den Nächten saß ich vor meinem
Zelt und betrachtete das Lager. Das konnte ich stundenlang tun. Auch wenn alle
außer der Nachtwache schlafen gegangen waren. Wenngleich ich von einer
sterblichen Frau geboren worden war, war ich doch nicht sterblich. Ich konnte
keine von ihnen sein. Ich wollte keine von ihnen sein. Dennoch waren es
faszinierende Wesen, und ich dachte oft daran, wie mein Leben wohl ausgesehen
hätte, wenn ich nicht verflucht worden wäre.
    Und manchmal gönnte ich meiner
dunkleren Hälfte Phantasieflüge. Tagträume in den frühen Morgenstunden, in
denen ich durch das Lager glitt und einen schutzlosen Happen für mein
Abendessen wegfing. Solche Gedanken waren ein Teil von mir, und sie zu
verleugnen hätte ihnen nur größere Macht verliehen. Aber mein Appetit war
leicht im Zaum zu halten, wie eine süße Leckerei, die ich mir nie zugestand.
    Und so wurden Tage zu Wochen.
Wochen wurden zu Monaten. Die Soldaten stellten ihr Fort fertig, und die Zelte
der Zivilisten verwandelten sich in dauerhaftere Bauten. Und endlich wurde das
Lager zu einer ansehnlichen Siedlung.
    Ich behielt mein Zelt und sagte
mir selbst (und Molch), dass wir unseren Weg der Rache bald fortsetzen würden.
Aber wir blieben und lebten, wenn auch abseits, als Teil der Sterblichen. Und
die Tage kamen und gingen.
    Ich wusste von Morgenröte, der
Prostituierten. Alle taten das. Sie war die schönste Frau in der Siedlung, die
Lieblingshure des Hauptmanns. Sie war die Einzige gewesen, die wusste, dass ich
eine Hexe war, ohne dass man es ihr gesagt hatte. Sie hatte dann auch mein
Geheimnis sehr schnell entdeckt.
    Zum ersten Mal besuchte sie mich
kurz nach meiner Ankunft, um mich um eine Behandlung für einen Hautausschlag
des Hauptmanns zu bitten. Er wollte nicht selbst zu mir kommen. Also mischte
ich eine Salbe, während sie wartete.
    »Warum versteckst du es?«, hatte
sie mich schließlich bei ihrem dritten Besuch gefragt. »Wie bitte?«
    »Deine Schönheit. Warum versteckst
du sie?«
    Ich kontrollierte meine
Verkleidung, sah aber so pummelig und schmutzig aus wie immer.
    »Du kannst es nicht verstecken«,
sagte Morgenröte. »Du kannst dir diesen Ruß ins Gesicht schmieren und herum
humpeln und dich unter einem Berg von schmutzigen Kleidern und zerlumpten
Kitteln vergraben, doch man wird es immer noch sehen. Nicht, dass das viele
täten. Die meisten sehen nur, was sie erwarten.«
    »Du wirst es niemandem sagen,
oder?«
    »Warum sollte ich? Es geht mir
ganz gut... als die Hübscheste hier.«
    »Ich bin eine Hexe, keine
Prostituierte.«
    »Und glaub mir, ich bin dir
dankbar. Wettbewerb bin ich nämlich nicht gewöhnt«
    Ich hatte die Salbe fertig
gemischt und schickte sie damit los. Molch, der mürrisch in der Ecke saß,
ergriff das Wort.
    »Du solltest sie töten.«
    Mein Besen war anderer Meinung und
hörte auf zu fegen, um herumzuwirbeln. Das war sein Äquivalent eines
energischen Kopfschütteins.
    »Sie hat mir versprochen, es
niemandem zu sagen«, antwortete ich.
    »Man kann den Leuten nicht
vertrauen. Es ist sicherer, sie einfach zu töten. Ich kann es wie einen Unfall
aussehen lassen, wenn das deine Sorge ist.«
    Mein Besen klatschte ihn aufs
Hinterteil. Er schnappte nach ihm. Sie wirbelten herum. Molch murmelte Flüche.
Der Besen schüttelte sich und hüpfte.
    »Genug jetzt!«
    Er murrte. »Er hat angefangen!«
    Der Besen sprang in einem
kleineren Wutanfall herum. Er hatte schon in einem frühen Stadium seiner
Animation beschlossen, eine »Sie« zu sein. Ich schnappte sie an ihrem Stiel und
fegte los. Das beruhigte sie immer, und nach ein paar Sekunden machte

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