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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Spiel.«
    »Wie alle guten Spiele. Und warum,
muss ich fragen, sollte sich der Geist einer Hexe im Körper einer Dämonenente
wegen eines toten Goblings in Gefahr bringen? So köstlich sind sie doch sicher
nicht.«
    »Du bist sehr neugierig«,
antwortete ich.
    Die Füchsin lächelte wieder. Das
heißt: Sie lächelte anders als vorher. »Das ist das Risiko daran, zu schlau zu
sein, fürchte ich.«
    Ich erklärte, dass ich ein
Exemplar brauchte, um es zu studieren und vielleicht zu entdecken, ob wirklich
Magie an dieser Gobling-Horde beteiligt war.
    Sie hörte auf zu lächeln und
schlug spielerisch mit dem Schwanz. »Ich bin keine Hexe, nur ein Fuchs, aber
ich kann spüren, dass Magie darin steckt.« Sie kam herüber und schnüffelte an
der Leiche. »Das ist zum Beispiel kein echter Gobling. Keiner von ihnen ist
echt.«
    »Wie das?«
    »Das weiß ich nicht. So schlau bin
ich nicht, aber sie sind nicht aus echtem Fleisch und Blut. Merkst du das
nicht?«
    »Nein, aber ich bin auch kein
Fuchs, nur eine Hexe.« Ich trat gegen den Leichnam. Er fühlte sich solide an.
Dennoch wurde er bereits Minuten nach seinem Tod steif und eiskalt. Dies waren
sicherlich Anzeichen dafür, dass hier etwas verkehrt war.
    Ich erinnerte mich an die
Bemerkung des Wolfs über die Mörder der Grausigen Edna. Es waren Menschen
gewesen, die keine Menschen gewesen waren. Gab es hier einen Zusammenhang oder
waren Wesen aus falschem Fleisch und Blut üblicher, als mich meine behütete
Existenz glauben gemacht hatte? Ich wusste es nicht, aber auf jeden Fall war es
beachtenswert. Vielleicht war meine Rache nicht so weit entfernt wie Molch
dachte.
    Ich dankte der Füchsin für ihre
Hilfe. Sie wanderte davon, um noch etwas zu schlafen, bevor die abendlichen
Spiele wieder begannen. Ich aber flog zum Fort zurück, meinen toten Gobling in
den Schnabel geklemmt.
     
    ZEHN
     
    Nachdem ich Molch und mich in
unsere eigenen Körper zurückversetzt hatte, untersuchte ich meinen toten
Gobling in meinem Zelt. Eine oberflächliche Untersuchung zeigte bereits, dass
hier etwas Unnatürliches am Werk war. Der Leichnam verweste außergewöhnlich
schnell, nur Stunden nach seinem Tod, und meine empfindliche Nase entdeckte
nicht von dem Verwesungsgestank, den die Untote in mir so gern mochte.
Eigentlich roch die Leiche fast gar nicht. Ich beugte mich dichter darüber und
beschnüffelte alles daran. Da war ein Geruch von Erde, Moos und ein Dutzend
schwacher Aromen, die dieser Gobling vermutlich im Wald aufgesammelt hatte. Der
Gobling selbst roch nach gar nichts. Obwohl er echt aussah und sich auch echt
anfühlte und sogar echt genug schmeckte, schien er doch, was den Geruch betraf,
überhaupt nicht zu existieren. Eine solche Anomalie konnte nur Magie sein.
    Molch sah mir zu, hatte aber
andere Interessen. »Wie ist es zu fliegen?«
    »Es ist nett«, antwortete ich,
während ich meine Finger über das eckige Gesicht des Goblings gleiten ließ.
    »Nett?«
    »Es ist eine Form des Reisens, und
dabei sehr bequem. Obwohl ich glaube, dass ich lieber zu Fuß gehe.«
    »Das sagst du nicht einfach nur
so, oder? Nur, damit ich mich nicht schlecht fühle, weil ich es nicht kann.«
    »Überhaupt nicht.«
    »Ich wurde nämlich immer glauben
gemacht, dass Fliegen wundervoll sei.«
    Ich drehte den Gobling auf den
Bauch und stupste ihn an seiner Wirbelsäule entlang. »Fliegen ist wie die
meisten Begabungen. Alle, die es nicht können, nehmen an, dass es toller sein
muss als es ist. Und alle, die es können, wissen, wie es ist.«
    »Du redest im Kreis«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    »Mir wäre lieber, du würdest das
nicht tun. Manchmal ist das verwirrend.«
    »Das soll es auch sein.«
    »Ist fliegen nun gut oder nicht?«
    »Es ist gut, aber ich habe lieber
Hände als Flügel.«
    »Sie sind wirklich praktisch, das
muss ich zugeben.«
    Ich drehte den Gobling wieder auf
den Rücken und riss seinen Bauch auf. Ich steckte meine Hände bis zu den
Handgelenken in die kalten Eingeweide. Sie waren bereits trocken und
verschrumpelt.
    Molch hüpfte auf den Tisch und sah
zu, während ich das
    Innere des Goblings herauszog.
Wieder war da kein Geruch - und kaum Flüssigkeit. Ich katalogisierte die
verschiedenen Organe, während ich sie vor mir ausbreitete. Alles schien in
Ordnung zu sein.
    Ich tauchte den Finger in den
brackigen Schleim, der aus dem Gobling sickerte, und leckte daran. Ich hielt
ihn auch Molch hin, um eine zweite Meinung einzuholen.
    »Nicht schlecht. Irgendwie fade.«
    »Genau. Aber als

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