Eine Hexe mit Geschmack
hörbar.
Molch machte einen Satz rückwärts.
Ich hielt den Gobling auf dem
Tisch fest. Auch wenn das kleine Biest nicht real war, wollte ich doch nicht,
dass es litt. Ich nahm einen Dolch und hielt ihn an meine Stirn. Es dauerte
einen Augenblick, bis ich etwas Magie in die Klinge gelegt hatte, dann trieb
ich sie in den Rücken des Goblings. Er zerplatzte wie eine Seifenblase. Nichts
blieb davon zurück.
»Wie hast du das gemacht?«, fragte
Molch.
»Ziemlich leicht.« Ich legte den
Dolch beiseite und lächelte. »Ich habe ihn ungeglaubt.«
Ich hielt mich nicht mit weiteren
Erklärungen auf. Das sparte ich mir für den Hauptmann und Wyst aus dem Westen
auf. Diese Entdeckung konnte für die Soldaten von Fort Handfest von großem
Nutzen sein, vorausgesetzt, sie verstanden sie überhaupt.
Die Zelttür wurde aufgeschlagen.
Ich griff nach meinem Hut.
»Ich bins nur.« Morgenröte trat
ein. Penelope, die das Zelt bewacht hatte, schwebte neben ihr herein. »Ich
wollte auf Wiedersehen sagen, bevor ich gehe. Ich nehme an, du wirst bleiben.«
»Es ist meine Pflicht, bei der
Verteidigung der Leute gegen diese Art von Bedrohung zu helfen.«
»Ja. Deine Pflicht.«
Sie lächelte ironisch, und ich
erriet ihre Gedanken. Es waren dieselben wie meine eigenen. Es war
unvermeidlich zu vermuten, dass diese Gobling-Horde lediglich eine bequeme
Ausrede war. Dass mein wahrer Grund zu bleiben aus meiner wachsenden Zuneigung
zu Wyst aus dem Westen herrührte. Ich bestritt den Gedanken, aber selbst ich
konnte ihn nicht ganz von der Hand weisen. Doch auch wenn es wahr sein mochte,
ich konnte gegen diese Gefahr trotzdem von Nutzen sein.
»Ich glaube, die Evakuierung läuft
reibungslos«, sagte ich.
»So reibungslos wie möglich.
Keiner ist froh darüber, aber niemand will hier sein, wenn die Goblings kommen.
Der Hauptmann hat die Weisung erteilt, dass wir nach Norden reisen sollen und
so lange weiter gehen, bis wir etwas anderes hören.«
»Ein vernünftiger Rat.«
Eine unbehagliche Stille füllte
das Zelt. Ich mochte Morgenröte sehr. Sie war meine Freundin und meine Lehrerin
für die seltsamen Eigenheiten der Lebenden. Jetzt, da wir auseinandergingen,
sagte mir die Vernunft, dies könnte das allerletzte Mal sein, dass ich sie sah.
Ich überlegte, ob ich sie vielleicht umarmen wollte. Aber durch meine Erziehung
fühlte ich mich bei engem Kontakt unbehaglich. Ich konnte mich nicht einmal
daran erinnern, jemals meine Eltern berührt zu haben, und ich hatte auch die
Grausige Edna nur einmal umarmt. Und auch das erst, nachdem sie getötet worden
war, was sicher als ein zulässiger Ausnahmefall gelten konnte.
Ich entschied, dass dies jedoch
keiner war und vertraute darauf, dass sie es verstünde. »Sichere Reise,
Morgenröte.«
»Viel Glück, Hexe. Für euch auch,
Molch und Penelope.«
Mein Besen neigte sich zu einer
Verbeugung und Molch nickte Morgenröte zu. Sie verließ mein Zelt, und ich
begann, die verschiedenen Zutaten für das Elixier des Hauptmanns zu sortieren.
Ich wusste, der Hauptmann würde
Schwierigkeiten haben zu verstehen, was ich ihm zu sagen hatte. Aber er musste
es verstehen, wenn die Männer von Fort Handfest eine Chance gegen die Horde
haben sollten. Ich verbrachte eine Stunde mit der Feinabstimmung meiner
Ausführungen, bevor ich loshumpelte, um mit ihm zu sprechen.
Die zukünftige Stadt war still,
beinahe leer. Wo Dutzende von Lichtern gewesen waren, befand sich jetzt ein See
aus dunklen, stillen, verlassenen Bauten. Die Nachzügler schlichen wie Schatten
durch die Siedlung und stapelten ihre Besitztümer auf Wägen. Ich hatte nie ganz
unter den Menschen gelebt, doch ihre Abwesenheit stimmte mich traurig.
Im Fort selbst informierte ich
einen Soldaten, dass ich mit dem Hauptmann sprechen musste und in seinem Büro
auf ihn warten würde. Mit Magie öffnete ich die Tür und fand einen Sitzplatz.
Molch setzte sich zu meinen Füßen und wir warteten. Penelope beschäftigte sich,
indem sie den staubigen Boden fegte. Sie hatte das meiste davon in einer Ecke
gesammelt, als der Hauptmann schließlich kam. Er war nicht allein. Wyst aus dem
Westen trat mit ihm ein.
Molch würgte, erbrach sich aber
nicht. Er vertrug die Reinheit des weißen Ritters zunehmend besser.
Ich senkte den Kopf, presste das
Kinn an die Brust und hielt den Blick zu Boden gerichtet.
Penelope fegte fröhlich weiter.
»Ich nehme an, es ist wichtig«,
sagte der Hauptmann.
Ich hob den Kopf und warf einen
Blick auf Wyst aus dem Westen. Einen
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