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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Augen auf. Ich konnte nur blinzeln, hoffte aber, es sei ein
mysteriöses Blinzeln. »Es gibt Dinge, die geschehen müssen.«
    Er hob seine Laterne höher. Die
tollwütigen Schatten weigerten sich, über sein anziehendes Gesicht zu fallen.
Wyst aus dem Westen streckte eine Hand aus. Er schloss sie zur Faust. Dann
öffnete er sie. Und dann hob er sie über seinen Kopf und zuckte die Achseln. Er
wandte sich um und bewegte sich auf die Treppe zu.
    »Wyst.« Soviel Zeit wir auch
zusammen verbracht hatten, dies war doch das erste Mal, dass ich seinen Namen
aussprach.«
    »Ja?«
    »Ich möchte dich um einen Gefallen
bitten.«
    Im Keller wurde es so still, dass
ich die Schatten wispern hören konnte. Ich war ganz kurz davor, die ganze Sache
zu vergessen, aber er machte mir Mut.
    »Du musst nur fragen.«
    Ich konnte ihn nicht direkt
ansehen. »Könntest du mich in den Arm nehmen?«
    Wyst blieb steif und still. Ich
versuchte, in seinem Gesicht zu lesen und fand nur ernste Nüchternheit.
    Plötzlich fühlte ich mich sehr
dumm.
    »Es tut mir leid. Aber ich habe
einen Blick auf die Kreatur geworfen, die ich hätte werden können und hatte
gehofft, die sterbliche Frau zu finden, die ich hätte sein sollen. Wenn auch
nur für einen Moment. Aber ich hätte wissen müssen, dass auch einfache
Umarmungen schon gegen deinen Schwur sind.«
    »Es wird« - er setzte seine
Laterne ab und umklammerte seine Hände - »davon abgeraten.«
    »Ich hätte nicht fragen sollen.
Entschuldige bitte.«
    Er stellte sich vor mich hin und
legte eine Hand auf meine Schulter. »Abgeraten. Nicht verboten.«
    Und dann nahm er mich einfach so
in seine Arme. Zuerst behutsam. Ich hatte wenig Erfahrung mit körperlicher
Zuneigung, und er war wahrscheinlich etwas aus der Übung. Aber es war gar nicht
so kompliziert. Wir lernten voneinander. Seine Arme umschlossen mich direkt
oberhalb der Taille. Meine Hände rieben in kleinen Kreisen seinen Rücken. Ich
schnüffelte an seinem Hals. Mein Hut fiel herunter, aber das war mir egal.
    Bei diesem Anblick hörten die
Schatten auf zu murren.
    Wyst war so warm, und seine
Berührung erzeugte Hitze in meinem kalten, untoten Fleisch. Der Keller erschien
mir wie eine gefrorene Höhle. Mein Herz schlug schneller. Meine Haut kribbelte.
Mein Magen drehte sich.
    Dies war das, was mir mein Fluch
verweigerte. Ich konnte es nur einen Moment lang genießen. Das Vertrauen. Die
Wärme. Das Unfassbare, das greifbar wurde und in diesem Mann Gestalt annahm.
Ich ahnte: nichts konnte besser sein als dies. Außer vielleicht seine Kehle
herauszureißen und das süße Blut aufzulecken, das daraus hervorschoss.
Wahrscheinlich nicht einmal das.
    Mein Magen knurrte, laut wie
Donner. Zumindest kam es mir so vor. Er erinnerte mich an das, was ich war. Ich
entzog mich. Es war gar nicht so leicht. Meine Arme ließen mit größtem
Widerwillen los, und ich spürte von Wysts Seite einigen Widerstand. Oder
vielleicht bildete ich es mir auch nur ein.
    Das unsichtbare Zeichen auf seiner
Stirn flackerte, und ich wusste, ich hatte es mir nicht nur eingebildet. Wysts
Reinheit blieb intakt, darunter aber war der weiße Ritter ein sterblicher Mann.
Unglücklicherweise hatte ich in mir auch den fluchbelegten Unmenschen
wiederentdeckt.
    Er sagte nichts, sondern wandte
sich um, nahm seine Laterne und ging die Treppe hinauf.
    »Wyst,... danke.«
    An der Tür blieb er einen
Augenblick lang stehen und sprach so leise, dass ich ihn über dem Geschnatter
der Schatten kaum hören konnte. »Gerne.«
    Dann war er fort, und ich blieb
wieder in dem Keller zurück. Ich war nicht mehr allein. Auf einer Seite kauerte
die Kreatur, die ich hätte sein können. Auf der anderen stand die Frau, die ich
hätte sein sollen. An diesem verlassenen Ort waren beide so real wie die Hexe
zwischen ihnen. Aber es gab noch eine andere Welt oberhalb dieser Treppe. Eine
Welt, wo nur eine von uns echt war. Also wünschte ich ihnen eine gute Nacht und
viele gute Morgen und stieg aus dieser Grube in die Nacht hinauf.
    Die anderen lagerten um die
Vorderseite der Hütte. Ich folgte dem Geräusch ärgerlichen Quakens. Alle
warteten dort bis auf Wyst, der nirgends zu sehen war. Aber sein Pferd stand
noch da. Er konnte also nicht weit sein.
    Penelope schleppte sich an meine
Seite. Ihr Stelldichein mit dem Weg hatte sie erschöpft.
    »Hattest du Spaß?«, fragte ich.
    Sie stieg in die Luft und tanzte
auf und ab.
    »Sehr gut, Liebes, aber du
solltest lernen, deine Kräfte einzuteilen. Jetzt geh dich

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