Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
ersten Weckerklingeln wach bin (das passiert ungefähr ein Mal in zehn Jahren).
Mein erster Gedanke, nachdem ich die Augen aufgeschlagen habe, ohne von vier Weckern tyrannisiert zu werden, ist folgender: Mein Leben ist zu kompliziert. Wegen des Huhns im Garten, der Magie in meinem Leben, des Gestaltwandlers als Freund, meiner schweigsamen Mutter und weil alle immer wollen, dass ich alles wieder in Ordnung bringe.
Offensichtlich ist mein Hirn um diese Uhrzeit sehr produktiv. Eine neue Erkenntnis. Vielleicht verhält es sich so, dass das Klingeln meiner vielen Wecker es sonst so sehr verstört, dass es sich abschaltet und Stunden braucht, um neu zu booten. Heute aber ereilen mich bereits um sechs Uhr morgens Erkenntnisse im Sekundentakt.
Erkenntnis Nr. 2: Ich habe keinen Bock aufzustehen! Gut, das ist jetzt nichts Neues. Aber dann denke ich: Warum kann ich nicht ein Mal mit Vincent neben mir aufwachen? Das ist nämlich sehr mysteriös. Er geht mit mir zu Bett und ist morgens doch nie da. Er scheint also nachts, wenn ich mal schlafe, Dinge zu tun. Was auch immer es ist, es hindert mich daran, neben ihm aufzuwachen. Und eigentlich wünsche ich mir das.
Womit wir bei Erkenntnis Nr. 3 wären: Ich will eine normale Beziehung führen, in der man morgens um sechs zerknautscht und mit Mundgeruch nebeneinander aufwacht. Dann denke ich noch: Mein Leben ist kompliziert und immer muss ich Sachen tun, die ich eigentlich gar nicht tun will.
Erkenntnis Nr. 4 beinhaltet: aufstehen, mir die Zähne putzen, mich anziehen (wenn denn was Sauberes und Knitterfreies da ist, sonst muss ich schnell noch die Welt verfluchen), ins Büro fahren, Häuser verkaufen und nett gucken. Obwohl ich mich nicht nett fühle. Same procedure as every day .
Seufzend verlasse ich das Bett, bevor der erste meiner vier Wecker loslegt (Ich bitte an dieser Stelle noch einmal um Beachtung!), schleiche ins Bad, raffe mir die wilden Zotteln zu einem Pferdeschwanz und trotte in die dunkle Küche. Die anstrengenden philosophischen Gedanken bezüglich meiner spießigen und doch hoch komplizierten Lebensform werden zum Glück beim Anblick der Kaffeemaschine durch den monotonen Gedanken «KaffeeKaffeeKaffee!» abgelöst.
Gerade will ich den Lichtschalter betätigen, als ich auf meiner Theke eine Bewegung wahrnehme. Liegt der Jaguar etwa schon wieder im meiner Küche auf der Arbeitsplatte herum?
Im fahlen Schein des frühmorgendlichen Lichts erkenne ich massige Flanken, die sich sanft heben und senken.
Jep, Jaguar auf Küchentheke.
Ich fasse es nicht! Und da mein Gehirn heute morgen noch vor dem ersten Kaffee den sonst üblichen komatösen Zustand verlassen hat, frage ich wortgewandt und eloquent in den Raum: «Vincent, kennst du die Definition von dämlich?»
Der Jaguar gibt ein ganz leises Schnurren von sich und ich beantworte mir meine Frage selber: «Immer wieder dasselbe tun und ein anderes Ergebnis erwarten … Raus aus meiner Küche!»
Die Raubkatze scheint unbeeindruckt von dieser verbalen Höchstleistung zu so früher Stunde, denn sie kommt mit einer leichten Seitwärtsdrehung auf die Pfoten und steht nun mitten auf der Arbeitsplatte. Und dort bleibt sie auch stehen. Unbewegt, ihre hellen Augen fixieren mich und im selben Moment schlägt mein Ortungssystem an.
Es sagt: «Gestaltwandler!»
Sagt es nicht, es brüllt, und meine Oberschenkelmuskeln zucken gehorsam, sofort bereit zur Flucht. Was bei Raubtieren jeglicher Couleur ja grundsätzlich mal nicht schlecht ist.
Ich starre also den Jaguar an, er starrt mich an und ich denke noch, dass Vincent doch viel goldigere Augen hat, als sich von hinten eine Hand auf meine Schulter legt. Gleichzeitig zieht mir Vincents warme Präsenz in die Wahrnehmung. Das alles passiert hinter meinem Rücken, was bedeutet, dass die Raubkatze vor mir … nicht Vincent ist.
«Geh rückwärts raus und sieh ihm nicht in die Augen.» Vincents Stimme ist leise und vibriert vor Anspannung.
Ich tue selten, was Vincent mir sagt. Ist so eine innere Rebellion gegen seine Rudelführer-Art. Jetzt aber senke ich den Blick und taste mich langsam rückwärts aus der Tür, die ich dann auch in Blitzgeschwindigkeit hinter Vincent und der fremden Raubkatze ins Schloss werfe.
Scheiße! In meiner Küche hockt ein fremder Jaguar.
Allerdings bleibt es trotz dieser Tatsache erstmal erstaunlich ruhig in meiner Küche. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass Vincent sich ohne viel Federlesens verwandelt und die fremde Raubkatze in Stücke
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