Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
gleichzeitig fällt mir ein, dass ich ja einfach mal Pax befragen könnte, warum meine Mutter nach dem Zusammentreffen mit ihm so seltsam ist. Vielleicht ist er nicht so geheimniskrämerisch und ich kann meine Wissenslücke endlich mal füllen. Vorab frage ich aber freundlich: «Kein Kaffee. Dann Bier, Tee, Wasser vielleicht?» Wir wollen ja in Plauderlaune kommen.
«Smilla muss es dir erzählen, nicht ich», erwidert er auf meinen Versuch, eine kommunikationsfreundliche Umgebung herzustellen. Seine nordseegrauen Augen verengen sich bei diesen Worten und er hat den Kopf gesenkt.
«Smilla erzählt es mir aber nicht», knurre ich. Zumindest jetzt noch nicht. Ich hoffe doch sehr, dass sie sich an ihr Versprechen hält, mich nach der ordnungsgemäßen Übergabe von Elfriede endlich aufzuschlauen.
Er zuckt die Achseln und sieht mich nur an. Seine Augen werden eine Spur dunkler. Dann dreht er sich abrupt zu seinem weißen Maserati um, der tipptop geputzt hinter ihm steht. «Schlüssel?», fragt er knapp, und ich stehe wortlos auf und hole ihn aus der Küche.
«Führst du Selbstgespräche oder erklärst du dem Huhn die Welt?», murmelt Vinc, völlig vertieft in den Anblick seines Laptops.
«Pax ist da», antworte ich, und Vincent hebt erstaunt den Kopf.
Der Ex-Engel scheint selbst für meinen Gestaltwandlerfreund schwierig zu orten zu sein. Dafür folgt er mir jetzt in den Garten, wo ich knapp neben Elfriede stehen bleibe und Pax den Schlüssel zuwerfe. Er fängt genauso schlecht wie ich und das Ding landet zwei Meter entfernt neben ihm auf dem Boden.
«Der war aber zu fangen», sage ich zickig.
In Pax’ Mundwinkel zuckt es, dann nickt er Vincent hinter mir zu.
«Bleibst du länger?», fragt Vincent und legt lässig den Arm um meine Schulter, während Elfriede sich an seinem Schnürsenkel zu schaffen macht.
«Vielleicht. Mal sehen.»
Pax hebt eine Hand zum Abschied, bückt sich mühsam nach dem Schlüssel (okay, das war irgendwie gemein von mir, schließlich ist unser Ex-Engel körperbehindert) und erobert sich seine italienische Machoschleuder zurück.
Wir beobachten, wie er vom Hof fährt, und ich winke ihm sogar noch einmal zu. Dann drückt Vincent seine Nase in meine Haare. Er atmete einmal tief durch und berührt mit der linken Hand mein Kinn. Offensichtlich suchend betrachtet er mein Gesicht.
«Was?», frage ich lauernd.
Stirnrunzelnd starrt Vincent mich aus seinen tiefbraunen Augen an. Sehr schöne Augen, übrigens. Mit so langen Wimpern, wie sie sonst nur Kälbchen haben. Er fährt mir einmal mit den Fingern über die Wange und küsst mich dann. So richtig, während Elfriede zufrieden seine Schnürsenkel bekämpft. Ich küsse zurück, werde aber das Gefühl nicht los, dass Vincent irgendeine Art von Geistesblitz hatte, und es macht mich verrückt, dass er jetzt knutscht, statt mich in Kenntnis zu setzen.
Deswegen presse ich nach ein paar Sekunden die Lippen fest aufeinander und schiebe ihn ein Stück von mir. «Was?», wiederhole ich meine Frage, und er zuckt die Achseln, die Lippen aber immer noch kussbereit. Dann wandert sein Blick über meine Schulter und gedankenverloren murmelt er: «Eine tote Krähe auf der Veranda. Ein schöner Anblick.»
Ah, To-do-Listen-Punkt Nr. 3. Wir beerdigen also gemeinsam die tote Krähe. Allerdings erst, nachdem ich Vincent davon überzeugen konnte, dass das Ablegen des toten Vogels in die grüne Tonne, auch wenn sie mit weichem Rasenschnitt gefüllt ist, keine adäquate Beerdigungszeremonie darstellt. Als ich die Krähe mit meinen dicken Gartenhandschuhen zu dem eigens für sie gegrabenen Loch trage, fällt mir ein kleiner gelber Vogel auf, der direkt neben meiner Verandatreppe herumliegt. Herumliegen ist ja nun für Vögel kein sonderlich arttypisches Verhalten, und so kommt das kleine gelbe Tier gleich mit in das Krähengrab.
Nachdem das erledigt ist, halte ich kurz inne, um dem inneren Kampf von To-do-Listen-Punkt Nr. 2 (jetzt wieder unbezahlte Rechnungen) und To-do-Listen-Punkt Nr.1 (Einkaufen) beizuwohnen. Gerade als der Einkauf zu gewinnen droht, schubse ich beide in eine der hintersten Kammern meines Gehirns und zerre meinen Freund ins Bett (weil ganz plötzlich Punkt Nr. 1, man muss ja seine Ziele flexibel anpassen). Dort nötige ich ihn, mir die schlechte Laune auszutreiben. Was ihm mit Bravour gelingt.
Kapitel 3
Allerdings ist meine schlechte Laune am nächsten Morgen wieder da. Und – das ist jetzt sehr sonderbar – sie macht, dass ich noch vor dem
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