Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
Vermutlich rein prophylaktisch, aber meine Mutter ist im Hexenzirkel bekannt für ihre schmissige Art, und auch Henriette kann die Rauchwolken, die jetzt über dem Kopf meiner Mutter schweben, eins A erkennen.
«Ja», schnauzt meine Mutter, und ich höre das allgemeine Raunen, das sich durch die Menge der Hexen zieht.
«Dann solltest du ihn kontaktieren. Sicherlich hast du seine Handynummer, das ist dann doch wesentlich praktikabler und schneller als ein Rufzauber.» Henriette ist jetzt wieder so liebenswürdig wie eh und je.
Meine Mutter hat ihr ja zum Glück nicht widersprochen, sondern sich nur im Ton vergriffen, und das tut sie häufiger mal. Das ist man hier gewöhnt. Auch wenn die Harmonie liebenden Hexen allesamt etwas verschreckt aus der Wäsche gucken – einschließlich mir, allerdings aus anderen Gründen.
«Wir anderen werden derweil eine Lösung für das Portal suchen. Zum Glück hat unsere geschätzte Smilla bereits Erfahrung mit Portalen in die andere Dimension. Ich denke, dass wir in Klausur gehen werden, um das Problem mit dem Übertritt schnellstmöglich zu lösen. Und wir müssen wissen, warum ausgerechnet hier etwas tot vom Himmel fällt. Das mit den Vögeln ist wirklich sehr sonderbar. Und danach widmen wir uns der Definition des Störfeldes. Uns bleiben ja noch ein paar Tage bis zum Vollmond.» Henriette nickt uns allen aufmunternd zu und schlüpft dann wieder in ihre roten Turnschuhe, die sie immer unter dem bunten Hexengewand trägt.
Die Hexen verlassen den Garten und ich lausche den verschiedenen Gefährten, bis der kleine Zufahrtsweg wieder leer ist. Neben mir stehen Nicolas, Florentine, die die ganze Zeit über auf dem Garagendach verbracht hat, und meine Mutter. Alle in sehr unterschiedlichen Stufen der emotionalen Auflösung.
Nicolas wirkt äußerlich zwar recht cool, ist aber so müde, dass er zwischendurch immer wieder die Augen fest zusammenkneift. Geballte Magie macht hundemüde, das kenne ich.
Florentine ist hellwach und ruhelos. Wie immer, wenn sie aufgeregt ist (und dieser Zustand ist schon erreicht, wenn Rory bei den Gilmore Girls den falschen Kerl küsst), macht sie kleine, unkoordinierte Hüpfer. Wenigstens verliert sie dabei keine Federn mehr wie noch im vergangenen Jahr.
Als ich sie direkt anschaue, murmelt sie leise zwischen ihren Hopsern: «Auwei. Das klingt nach ziemlich viel Abenteuer.»
Meine Mutter sieht gefährlich aus. So gefährlich, dass ich unbemerkt einen kleinen Schritt näher zu Nicolas trete. Sie brummt missmutig vor sich hin. Naja, missmutig ist jetzt eine sehr harmlose Beschreibung für die Laute, die ihrem Mund entweichen. Eigentlich klingt sie wie ein sehr großer, sehr gefährlicher Vulkan vier Minuten vor der Eruption. An ihr zittern sogar die Haarspitzen. Der allerbeste Moment für das, was jetzt passiert.
Wirklich, besser geht es nicht.
Grandioses Timing!
Genau das ist mein Gedanke, als Pax hinter uns auftaucht. Bei seinem Anblick befürchte ich echt einen Herzschlag seitens meiner Mutter, aber sie kühlt seltsamerweise augenblicklich ab – wie ein kochendes Ei, das man in Eiswasser schmeißt. Wie sie das jetzt hinbekommen hat, ist mir rätselhaft und es ist auch so Smilla untypisch. Normalerweise kocht sie so lange auf, bis sie einmal explodiert. Meistens schmeißt sie dann mit harten Gegenständen oder Magie um sich und jeder, der sie kennt, weiß, dass es spätestens, wenn ihre Nase anfängt zu zucken, Zeit für einen wie auch immer gearteten Rückzug ist.
Das Nasezucken samt Gebrülle und Geschmeiße fällt heute aus. Stattdessen sagt sie mit eiskalter Stimme: «So, da ist die Geißel der Menschheit ja wieder.»
Pax sagt gar nichts, er guckt nur mit einem wirklich schweren Gewitter in seinen nordseegrauen Augen. Flo hibbelt auf ihn zu und umarmt ihn fest, und selbst Nicolas scheint seine «Ich schlafe mal im Stehen und keiner merkt es»-Position kurzfristig aufzugeben und hebt sogar leicht die Hand zum Gruß. Meine Mutter dreht sich wortlos um und läuft zu ihrem Wagen.
Ich folge ihr und unterstelle ihr wütend: «Du wusstest das alles vorher. Und während du dich mit den Hexen getroffen hast, musste ich Elfriede hüten. Dabei ging es um meine Zukunft!»
«Ich wusste überhaupt nicht, dass es um dich geht! Der erste Hinweis war eine plötzliche und globale Rattenplage. Das ist immer ein Indiz dafür, dass es magische Probleme gibt. Dem sind wir nachgegangen und auf das unkontrollierbare Störfeld irgendwo auf der Welt gestoßen. Du
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