Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
Flieg vorsichtig und komm mal wieder rum.»
«Ooooh», raunt der Elf erneut, dann höre ich ein leichtes Surren, als er abhebt, ein dumpfes «Plonk», als er gegen einen der Stützpfeiler meiner Terrasse fliegt, und endlich wird das Surren leiser.
Vincent legt sich neben mich, das Holz unter uns bebt, als er sich niederlässt und seinen Kopf auf meinem Schoß bettet. Er wiegt als Jaguar locker hundertdreißig Kilo und ist somit ein wirklich stattliches Exemplar.
Ich vergrabe immer noch mit geschlossenen Augen meine Hände in seinem seidigen Fell und seufze. «Warum konntest du mir das nicht sagen?», flüstere ich dann blinzelnd. Langsam senkt sich die Abenddämmerung über meinen Garten.
Der Jaguar kommt geschmeidig wieder auf die Beine und stemmt seinen massigen Schädel gegen meinen Brustkorb. Das typische Schnurren der Großkatzen umgibt ihn und ich drücke mein Gesicht in sein Fell am Hals. So sitzen wir eine Weile herum, bis ich seine Wandlermagie stärker werden spüre. Sie umkreist ihn surrend, und habe ich bisher immer Abstand genommen, wenn er sich verwandelt hat, bleibe ich heute einfach sitzen.
Ich fühle mich so erschöpft, als hätte ich einen Marathon hinter mir. Noch nicht einmal meine Hände nehme ich von seinem Hals, und so wird er unter meinen Fingern wieder zum Menschen. Der Moment der Leere, der Moment, wo er sich komplett dematerialisiert, ist so kurz, dass meine sensiblen Fingerkuppen ihn nur als leichtes Kribbeln wahrnehmen, dann spüre ich seine glatte Haut und seine harten Muskeln.
Ausgestreckt liegt er vor mir, den Kopf jetzt wieder auf meinem Schoß. Heute ist er nackt. Seit ich ihn kenne, hat er sich immer mit seiner alten Jeans zurückverwandelt, aber heute ist halt alles anders.
Vincent ist schön, und die vielen Narben, die seinen muskulösen Körper überziehen, schmälern diese Schönheit in keiner Weise. Seine schwarzen Haare fallen in einer wilden Flut über meine Oberschenkel und er hat mit seinen starken Händen die meinen fest umfasst.
«Liebst du mich oder meine Magie?», frage ich ihn leise, und er kneift für einen Moment die Augen zusammen. Als er sie wieder öffnet, sind sie tiefschwarz und glänzen in dem immer schwächer werdenden Licht des Abends. Sein Gesicht ist unbewegt, als sich eine Träne aus seinem Augenwinkel stiehlt und langsam über seine markanten Wangenknochen auf meine Hand läuft.
«Ich habe solche Angst um dich. Dass ich dich nicht beschützen kann», sagt er leise und heiser. «In mir war eine solche Leere und nur du konntest diese Leere füllen. Mit deiner Magie, ja, aber vor allen Dingen mit dem, was du bist. Ich wollte nicht, dass du das alles weißt. Weil es keine Rolle mehr spielt und weil ich es kaum ertragen habe. Ich habe meine Magie verloren. Es ist vorbei.»
Eine weitere Träne folgt der ersten, und hilflos streiche ich ihm durch das Haar. Sein Schmerz füllt mich an und ich habe einen Kloß im Hals, kann nichts sagen, selbst wenn ich irgendwo passende Worte finden würde.
«Sie haben mir meine Magie geraubt und ich konnte nichts mehr tun. Stand dem allen hilflos gegenüber. Ich musste gehen, weil ich sonst alle, die versucht haben, mich zu schützen, in Gefahr gebracht hätte.»
Ich bringe nur ein schwaches «Wie?» zustande und hoffe, dass er es versteht.
Wieder kneift er die Augen zusammen, wohl um die bösen Geister in seinem Kopf in Schach zu halten, dann sagt er leise: «Ich weiß es nicht genau. Ich war wie von Sinnen, und in dem Moment, wo ich ihm die Kehle durchgebissen habe, war es, als ob meine Magie in ihn hineinfließt. Im Nachhinein, jetzt, wo ich weiß, dass diese Vampire sehr systematisch versucht haben, die Rudel zu töten, denke ich, dass es ebenfalls irgendeine Form von Magie war. Meine Seele war vor Schmerz zu weit offen und somit leichte Beute.»
Ich habe immer noch keine Worte gefunden, geschweige denn einen Weg, sie aus meinem Mund zu transportieren. Stattdessen laufen jetzt auch mir die Tränen über die Wangen. Er umfasst meine Hände an den Handgelenken und kommt in einer eleganten Bewegung vor mir zum Knien.
«Mir bleibt nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren. Das weiß ich schon lange, denn wenn ich es nicht irgendwann tue, gehe ich vor die Hunde. Aber jetzt bleibt mir wirklich nichts anderes mehr übrig. Denn jetzt gehe ich mit dir. Nicht als Schamane und nicht als Alpha, sondern nur um dich zu schützen, Elionore. Die Frau, die ich liebe, mit meinem Leben zu schützen. Alles andere ist
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