Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
Kopf und starrt den Ex-Engel an, der jetzt regungslos auf meinem Rasen herumliegt. «Irgendwie sind alle, mit denen du verwandt bist, sehr sonderbar», murmelt er leise, kommt auf die Knie und stellt sich vor mich. «Kommst du mit dem», er deutet hinter sich und meint Pax, «alleine klar?»
«Wo willst du denn hin?», frage ich lauernd.
«Hab noch was zu erledigen.»
Ich weiß, woraus die Erledigung besteht. Er wird sich verwandeln und einsam und leise durch den Hegewald schleichen. Seine Seele braucht das. Eine genetische Disposition, völlig normales Wandlerverhalten. Außerdem hat Vincents Seele in dieser Nacht schon einiges hinter sich, insofern nicke ich nur knapp, woraufhin er, immer noch sehr nackt, die Treppe in meinen Garten hinunterläuft und in der Dunkelheit verschwindet. Ich bleibe ein paar Minuten unschlüssig sitzen und starre auf Pax’ unbewegte Gestalt.
Was soll das jetzt? Wieso liegt er auf meinen Rasen herum? Hat ihm unser Anblick die Sinne geraubt und ist er einer Ohnmacht anheim gefallen?
«Was ist?», kleide ich die Quintessenz dieser Fragen in zwei sehr deutliche Worte.
«Hast du schon gepackt?»
Mir fällt auf, dass Pax sehr oft Fragen mit einer Gegenfrage beantwortet, womit er Fragen eigentlich grundsätzlich nicht beantwortet, allerdings lag er dabei noch nie auf meinem Rasen herum.
«Das wollte ich morgen machen, jetzt wollte ich schlafen. Vielleicht esse ich vorher noch was, aber dann gehe ich ins Bett.»
«Ich komme mit», antwortet er und ist für seine Größe und sein Handicap recht flink wieder auf den Beinen.
«Ins Bett?», flüstere ich fassungslos und Pax lacht. Ein echtes, herzhaftes, tiefes Lachen. Dann schüttelt er den Kopf und sieht für einen Moment absolut menschlich aus.
«Ich habe auch Hunger.»
Und so kommt es, dass ich um zwei Uhr nachts für Pax und mich Toast mit Erdnussbutter und Himbeergelee mache, was selbst für mich eine ausgesprochen surreale Erfahrung ist, wo ich doch bereits über einen erheblichen Erfahrungsschatz an surrealen Erfahrungen verfüge. Aber Erdnussbuttertoast mit Himbeergelee an einem alten Holztisch ist ja nun eher eine heimelige Angelegenheit, wohingegen der große, düstere Ex-Engel in den schwarzen Klamotten in diese Szenerie passt wie eine Wildkatze in den Streichelzoo.
Wir kommunizieren nur sehr rudimentär und scheinen beide sehr nachdenklich zu sein. Irgendwann fragt Pax mich, ob ich vorhabe, den Urvampir mit der lilafarbenen Jogginghose derart zu verschrecken, dass er gleich wieder ins Koma fällt, und ich gehe kommentarlos ins Bett.
Wo ich vermutlich zwischen zwei und drei Stunden schlafe, dann bin ich wieder wach. Hellwach. Ich will aber noch gar nicht wach sein. Außerdem hat noch keiner meiner Wecker geklingelt. Ich scheine in ein neues Zeitalter eingetreten zu sein – die «Eli wacht ohne Wecker auf»-Epoche. Vielleicht ist das aber auch schon der Beginn einer senilen Bettflucht. Wer weiß.
Grummelnd klettere ich aus dem Bett und wandere müde ins Bad. Denn nur weil ich von alleine wach werde, heißt das nicht, dass ich frisch und ausgeruht bin. Ich habe nur aufgehört zu schlafen. Das scheint, rein vom Erholungsfaktor, genauso zu sein, wie von vier Weckern aus dem Tiefschlaf gerissen zu werden.
Ich begrüße meine dunklen Augenringe mit einem Halleluja (ein armseliger Versuch, das Ganze mit Humor zu nehmen) und lege den Abdeckstift zu dem kleinen Haufen der dringend benötigten Utensilien für unseren Ausflug, dann gehe ich in die Küche und koche mir einen Kaffee.
Von Pax ist nichts zu sehen. Auch von Vincent fehlt jede Spur. Also wenigstens das ist wie immer. Ich stecke mir einen Schokoladenkeks in den Mund, nehme meinen Kaffee und laufe barfuß auf die Terrasse.
Pax steht in der Dämmerung gegen einen der Stützpfeiler gelehnt und raucht eine Zigarette. Zumindest hoffe ich das. Er wird sich ja wohl nicht morgens um zehn nach sechs, kurz vor einer wichtigen und weltrettenden Mission, ein Tütchen gönnen?
Ich schnüffele einmal kurz und rieche Nikotin sowie ungefähr zweitausenddreihundertvierundneunzig andere Zusatzstoffe. Dann frage ich: «Du rauchst?»
Was ja eigentlich eine ausgesprochen blöde Frage ist, weil es ja recht offensichtlich ist, was er tut. Aber wie immer um diese Uhrzeit liegt das Sprachzentrum meines Gehirns noch im Tiefschlaf und so ist es eigentlich erstaunlich, dass es überhaupt zusammenhängende Wörter produziert. Man darf da inhaltlich nicht so streng sein.
Pax dreht den Kopf und
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