Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
Anzeichen von Irrsinn an ihm erkennen. Er sieht jetzt wieder aus wie immer, wenn er sich auch den Arm hält, auf dem meine Fingernägel sehr deutliche Kratzspuren hinterlassen haben. «Meinem Schutzzauber hast du nichts entgegenzusetzen, da musst du mir vorher schon den Kopf abbeißen.»
Sein Blick wandert über die Wand hinter mir, dann legt er den Kopf in den Nacken und reibt sich über das Gesicht. «Das weiß ich wohl», antwortet er heiser. Leider kann ich die Raubkatze in dieser Tonlage noch deutlich hören. «Er musste die Panik riechen und zuordnen können.»
«Hä?», zische ich und ziele erneut mit dem linken Fuß gegen sein Schienbein.
«Er kennt dich nicht, wenn du panisch bist.»
«WER?», brülle ich und registriere etwas verspätet, dass diverse Wesen in meinem Garten herumstehen und mich vermutlich hören können. Ich kann nämlich echt laut sein.
«Mein Jaguar.»
Er legt den Kopf schief und blinzelt mich an, als wäre das die einzige mögliche Antwort. Was will er mir sagen? Sein Jaguar kennt mich schon ziemlich lange. «In der anderen Dimension war ich auch panisch. Du entsinnst dich?»
Bei unserem Abenteuer vor zwei Jahren hatte ich ein kleines Zusammentreffen mit dunkler Magie, was durchaus geeignet war, mich fast hysterisch werden zu lassen.
«Da war er unter Verschluss, aber dieser Dschungel ist seine Heimat. Er wird sich anders verhalten. Er muss sich anders verhalten, weil es seine Aufgabe ist, dich zu beschützen», fügt er leiser hinzu.
Okay, das ergibt irgendwie Sinn. Angst und Panik riechen anders als Frohsinn und Freude. Für ein Wesen, das sich intensiv über seinen Geruchssinn orientiert, ist es vermutlich gut, Gerüche den verschiedenen Gemütszuständen und Personen zuordnen zu können.
«Aber musste das unter der Dusche sein, du Arsch?» Demonstrativ deute ich auf meine Reisemontur. Meine jetzt klitschnasse Reisemontur.
«Musste eh noch mal duschen», antwortet er pragmatisch und greift sich die Kernseife – echte Kerle benutzen kein Duschgel.
«Du hast mir Angst gemacht!», sage ich wütend und stelle provozierend die Dusche aus.
«Eli, das war notwendig. Wie sonst hättest du den Geruch von Panik produzieren können? Hätte ich dich bitten sollen, mal kurz ein wenig panisch zu sein?»
«Ja, vielleicht», antworte ich verwirrt und mache einen Schritt aus der Dusche, um sogleich die Fliesen vollzutropfen.
Ist das noch als normal anzusehen? Vermutlich nicht, es sei denn, Sie leben mit einem Gestaltwandler zusammen. Dass er mir solche Angst eingejagt hat, wurmt mich. Ich habe nicht gerne Angst und schon gar nicht ausgelöst durch meinen Freund. Vincent stellt das Wasser wieder an und duscht ungerührt weiter.
Ich zerre mir die nassen Klamotten runter, wringe sie aus und stecke sie in den Trockner. Ich bin nicht in der Lage, ein Übergangs-Outfit zu suchen, und schlüpfe deshalb kurzerhand in die alte, hässliche, lilafarbene Jogginghose und die weiße Bluse, die beide immer noch einträchtig auf dem Badwannenrand herumliegen.
«Vielleicht ist es besser, wenn du gleich im Dschungel bleibst», murmele ich gegen das Getöse meines verkalkten Duschkopfes an und Vincent hebt den Blick.
«Ich weiß, dass du mich dafür hasst. Tut mir leid.»
«Arschloch!»
«Danke!»
Ich verlasse das Bad und treffe auf Maria, die an meinem Küchentisch sitzt und in den Garten starrt. Viele Hexen stehen schon auf dem Rasen herum.
Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Ist kein so neuer Gedanke, aber irgendwie habe ich es bis zu diesem Augenblick geschafft, im Moment zu leben. Jeder Motivationstrainer würde mir huldigen, aber ich weiß, dass es sich nicht um positives Denken handelt, sondern um schlichte Verdrängungstaktik. Ich habe verdrängt, dass ich gleich durch ein magisches Portal (das ist schon gefährlich) in den brasilianischen Dschungel (kein ungefährlicher Ort) reisen werde, um die Welt zu retten (Arschmegagefährlich!). Aber genau in diesem Moment löst sich die Verdrängungstaktik in Luft auf und mein Herz legt einen Zacken zu. Auch ich bin dann mal in der Realität angekommen.
«Hast du einen Müsliriegel?», fragt Marie in diesem denkwürdigen Augenblick und ihr fast gelangweilter Ton löst eine Wut aus, die ihresgleichen sucht.
«Nein Schätzchen, ich habe keinen Müsliriegel. Fahr zur Tanke und kauf dir einen», gifte ich sie an und stapfe weiter in meinen Garten.
Meine Mutter steht direkt neben der Treppe zum Garten und murmelt eifrig und mit geschlossenen Augen einen
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