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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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das sie wenig später gemeinsam in einer Ecke der ersten Kammer verzehrten, umgeben von den Wandbildern des Grabherren und seiner Frauen und langen Kolonnen von Hieroglyphen.
    Daphnes Welt brach zusammen. Sie starrte auf die Hieroglyphen, die sich im flackernden Kerzenschein lautlos zu bewegen schienen. Ihr war, als hätte sie die letzten zehn Jahre in tiefer Dunkelheit zugebracht, als hätte sie einen Teil ihres Lebens in die falsche Sprache übersetzt.
    „Irgendeine Idee, was da steht?“, fragte er.
    Sie wandte den Blick von den Hieroglyphen und sah ihn an. Er hatte sich sein Hemd nicht wieder angezogen. Das schwache Licht schimmerte auf seiner gebräunten Haut und umspielte die sich deutlich abzeichnenden Muskeln seines Oberkörpers. Seine Augen waren dunkel und undeutbar.
    Was indes nicht hieß, dass sie sie bei besserem Licht hätte deuten können. Anders als bei Virgil, waren Rupert Carsingtons Augen keine Spiegel zu seiner Seele. Aber wozu auch, schien er doch nur wenig von sich zu verbergen. Seine Worte und Taten waren klar und geradeheraus - auch sein Zorn. Er verbarg ihn nicht hinter einer Fassade von Sanftmut und frommer Geduld. Er sagte, was er dachte ... anstatt ihr das Denken verbieten zu wollen.
    „Nein“, erwiderte sie. „Ich hatte Ihnen die Schwierigkeiten bei der Entzifferung ja bereits geschildert.“
    „Ja, schon“, meinte er, „aber nun, da die leidige Lust Ihren Verstand nicht mehr bedrängt, dachte ich, dass Ihnen Inspiration und Erkenntnis ganz von selbst kämen.“
    „Mir kam tatsächlich eine Erkenntnis“, sagte sie. „Allerdings nicht bezüglich der Hieroglyphen. Und was die Lust anbelangt ..."
    „Ah ja. Sie bedrängt Sie noch immer, vermute ich.“
    „Das wollte ich damit keineswegs ...“
    „Der Trick dabei ist, dass Lust sich nur mittels steter Befriedigung vertreiben lässt“, fuhr er fort. „Stete, wiederholte Befriedigung. Wenn Sie sich also wieder von ihr bedrängt fühlen sollten, lassen Sie es mich einfach wissen.“
    „Das will ich damit keineswegs ..." Aber sie dachte durchaus dauernd daran, weshalb sie nun rasch sagte, um es schnell hinter sich zu bringen: „Finden Sie mich eigentlich weiblich?“
    „Hat der Sandsturm Ihnen das Gehirn vertrocknen lassen?“, fragte er. „Glauben Sie vielleicht, ich hätte Sie für einen Mann gehalten?“
    „Vielleicht sollte ich eher fragen, ob Sie mich unweiblich finden.“
    Er beugte sich vor und betrachtete ihr Gesicht, das mittlerweile gewiss rot glühte vor Scham. „In welcher Hinsicht?“, wollte er wissen.
    „Nun ja ... unweiblich eben. Nicht zurückhaltend genug. Zu ... “ Als sie sich Virgils sanften Tadel, seine enervierende Geduld ins Gedächtnis rief, verdrängte ihr Zorn alle Scham. „Zu wild“, platzte sie heraus. „Bei der Liebe.“
    „Zu wild bei der Liebe?“, fragte Mr. Carsington ungläubig. „So was gibt es nicht, auch nicht bei Frauen. Wo haben Sie nur diesen Unsinn her? Nein, lassen Sie mich raten. Sie hätten niemals so einen alten Mann heiraten dürfen.“
    „Virgil war vierundfünfzig, als wir geheiratet haben“, sagte sie. „Das ist nun wahrlich noch kein biblisches Alter.“
    „Und wie alt waren Sie?“
    „Neunzehneinhalb. “
    „Mit zwei Männern von siebenundzwanzig Jahren wären Sie besser bedient gewesen“, meinte er. „Was den werten Verstorbenen angeht, so hätte er eine Frau in seinem Alter heiraten sollen, deren Begierden den seinen entsprochen hätten. Vielleicht hätte er dann auch länger gelebt. Und er hätte nicht von seiner mangelnden Manneskraft ablenken müssen, indem er einer so schönen und leidenschaftlichen Frau Vorwürfe machte.“
    „Seine ... mangelnde Manneskraft“, wiederholte Daphne. „Sollte das ..."
    „Das entschuldigt ihn keineswegs“, fuhr Mr. Carsington unerbittlich fort. „So herzlose, verletzende Lügen zu erzählen - und das als Pfarrer! Ich hoffe, Sie haben ihn dafür im eigenen Saft schmoren lassen - zwei Wochen mindestens! -, um ihm eine Lektion zu erteilen. Bei Gott, das war eines Gentlemans nicht würdig, und Sie waren lebenslang an ihn gebunden. Er hat Sie sich unweiblich fühlen lassen - ausgerechnet Sie! -, wobei doch er es war, der nicht Manns genug war. Das bringt mich zur Weißglut. Kommen Sie her.“
    „Nicht würdig?“, wiederholte sie. „Nicht Manns genug?“
    „Er war ein schwacher Mann“, sagte er, „sonst würde er nicht versucht haben, Sie auf seine Maße zurechtzustutzen.“ Ungläubig sah sie ihn an. Er fand sie nicht

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