Eine hinreißend widerspenstige Lady
erwiderte er. „Wir sind alle sicher und wohlbehalten. Das Boot ist voller Freude. Das kleine Mädchen, das beinahe gestorben wäre, lacht und klatscht in seine Hände. Mein Herr, den der Sandsturm verschlungen hat, ist wieder bei uns. Er hat uns unsere Herrin zurückgebracht und sie gesund gemacht, als der Tod sie holen wollte. Er wird auch unseren Herrn finden - unseren anderen Herrn -, den die fremden Teufel geholt und mit sich in die Wüste davongetragen haben. Sie sind zu zwölft, aber Yusuf und ich werden dem Herrn zur Seite stehen, und wir werden kämpfen wie hundert Teufel und Dämonen.“
„Was redet er da?“, wollte Mr. Carsington von Daphne wissen, die es ihm kurz übersetzte, derweil Tom seine Tirade fortsetzte.
„Moment mal“, sagte Mr. Carsington und hob die Hand. „Warte. Halt.“
Der Junge hielt inne.
„Fremde Teufel?“, fragte Mr. Carsington. „Zu zwölft? Woher weißt du das?“
„Das weiß doch jeder“, meinte Lina. „Wir haben es auf dem Basar gehört. Die Karawanen waren in Assyut. Da hat man diese Männer gesehen, ein oder zwei Ägypter, aber die meisten Fremde - Syrer, Griechen, Armenier, Türken. Sie haben einen großen blonden Mann bei sich, den sie nicht aus den Augen lassen und der sehr komisches Arabisch spricht. Sein Kamel ist die ganze Zeit bockig. Hat Ihnen das niemand gesagt?“
Sie bedachte Tom mit einem vorwurfsvollen Blick. „Hast du ihm nichts gesagt? Von dem Gespräch in Assyut?“
„O doch“, ereiferte sich Tom. „Ich habe es Ihnen gesagt, Sir, als Sie an Bord kamen. Alle haben es Ihnen gesagt. Wir haben es alle auf dem suq gehört.“
„Hast du es ihm auf Englisch gesagt?“, fragte Daphne.
Der Junge überlegte. Dann hob er Schultern und Hände. „In Ihrer Sprache, in meiner Sprache, ich weiß es nicht. Meine Freude, Sie wiederzusehen, war zu groß. Tränen füllten meine Augen. So voll war mein Herz, wer kann da noch wissen, was gesagt wurde?“
„Lina, setz dich“, wies Mr. Carsington sie an. „Tom, du auch. So, und jetzt erzählt ihr uns beide, langsam und nacheinander, was ihr in Assyut gehört habt.“
Da Lina und Tom sich beständig gegenseitig unterbrachen und wie immer viele Worte machten, brauchte es eine Weile, und Rupert schien die Erzählung zunehmend melodramatischer zu werden. Daphne fasste alles in ein paar nüchterne Fakten zusammen.
Archdale war - lebend, wie es hieß - vor einigen Tagen auf dem Weg nach Dendera gesichtet worden. Sollte das stimmen, läge die Isis gar nicht so weit hinter ihm zurück wie befürchtet. Die Wüstenstürme mussten die Banditen aufgehalten haben. Auch Noxious hatte die Isis fast eingeholt - seine Dahabije sollte Anfang der Woche in Assyut vor Anker gegangen sein.
Und hier nahm die Geschichte eine dramatische Wendung.
Die Memnon sei in Assyut wohlbekannt, berichteten die beiden. Sowie sie im Hafen gesichtet worden war, seien viele Bewohner aus der Stadt geflüchtet und erst zurückgekehrt, als das Boot schon lange wieder verschwunden war.
„Man nennt ihn den Goldenen Teufel“, sagte Tom, „weil sein Haar die Farbe von Gold hat. Er ist Engländer, so wie Sie. Aber eigentlich ist er ein Teufel und befiehlt über ein Heer von Dämonen. Die Menschen hier fürchten ihn mehr als Mohammed Ali und seine Soldaten.“
Der Goldene Teufel verbreite Angst und Schrecken und sei zur Legende geworden. Unartigen Kindern werde gerne damit gedroht, dass der Goldene Teufel sie holen werde.
Daphne lieferte wie üblich ihre knappe Übersetzung. Sie klang dabei recht ruhig und gelassen.
Nachdem Tom gegangen war, um den Kaffee zu holen, und Lina die Karten suchen ging, um die Rupert gebeten hatte, meinte er: „Diese neuen Enthüllungen über Noxious scheinen dich nicht sonderlich schockiert zu haben.“
Ihr Blick war abwesend, zerstreut. „Ich glaube, dass mich -nach allem, was ich über meinen verstorbenen Gatten erfahren musste - keine Enthüllung über irgendeinen Mann noch schockieren kann. Diese Reise war sehr lehrreich für mich. Nun wundert mich nicht mehr, dass Miles immer meinte, ich sei naiv und weltfremd.“
„Er ist dein Bruder“, sagte Rupert. „Brüder haben teils sehr seltsame Vorstellungen von ihren Geschwistern. Vielleicht liegt es ja daran, dass ich nicht dein Bruder bin, dass ich dich ganz anders sehe. Vom ersten Moment an erschienst du mir sehr klar und vernünftig.“
„Du hast mich unter außergewöhnlichen Bedingungen kennengelernt“, wandte sie ein.
„Vielleicht zeigt sich nur
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