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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: COURTNEY MILAN
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Baumwollspinnerei bauen, so wie die, die es in Manchester gibt? Einerseits schaffen sie Arbeitsplätze, und wenn meine Leute Hunger leiden, bin ich dafür verantwortlich. Andererseits kommt es in solchen Fabriken immer wieder zu Unfällen … nun, und auch dafür bin ich verantwortlich. Es dauerte nicht lang, und ich verstand, warum mein Großvater Lachen missbilligte. Dafür ist einfach kein Platz, wenn man Marquess ist. Es gibt zu viel menschliches Leid unter denen, die von einem abhängig sind, und es gibt zu wenig, was ein Marquess dagegen unternehmen kann.“
    „Du brauchst das doch nicht selbst zu tun“, wandte Jenny ein. „Hunderte anderer Aristokraten machen es schließlich …“ Sie brachte es einfach nicht über sich, ihm zu sagen, er sollte wie alle anderen werden. „Es gibt keine Wärme in deinem Leben. Wie hältst du das nur aus?“
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Erspar mir dein Mitleid. Wie sich das anhört – der arme Gareth! Gezwungen, ein Marquess zu sein! Ich denke, das menschliche Leid ist ziemlich ungerecht zwischen meinen Pächtern und mir aufgeteilt worden.“
    „Stell jemanden ein, der dir Verantwortung abnimmt.“
    Er breitete die Hände aus. „Und wem sollte ich das zutrauen? Ich wurde dazu geboren, diese Aufgabe zu übernehmen. Niemand anderes als ich hat die Ausbildung erfahren, die mein Großvater für nötig hielt. Es ist meine Verantwortung. Wie könnte ich von einem anderen verlangen, sie sich aufzubürden?“
    Da war es, das Unsichtbare, das zwischen ihnen stand. Ihm war beigebracht worden, dass er durch seinen Titel schonungslos zum Dienen verpflichtet war; man hatte ihn gezwungen, seine Gefühle seinem eisernen Willen zu unterwerfen. Jenny wünschte, sie hätte ihn dafür verachten können.
    Sie konnte es nicht. Vermutlich war dieses Gefühl, das ihre Hände zittern ließ, sogar das genaue Gegenteil davon. Dieser Mann, der sich sein wahres Ich versagte nur wegen einer Last, die ihm irgendein Vorfahr in grauer Vorzeit aufgebürdet hatte, scheute nicht vor seiner Verantwortung zurück und versuchte auch nicht, ihr aus dem Weg zu gehen.
    Was immer sie jetzt empfand – sie wusste, Liebe konnte es nicht sein. Liebe hätte sich nicht so angefühlt. Jenny hätte nicht seinen eigenen Schmerz so gespürt, als stieße ihr jemand ein Messer ins Herz.
    „Du verstehst …“ Er verstummte und nahm ihre Hand. Seine Finger waren kühl. „Du verstehst“, fuhr er endlich fort, „warum ich dir das alles erzähle. Nicht damit du mich bemitleidest, sondern weil du wissen musst, dass ich es nie riskieren werde, einen Erben in die Welt zu setzen.“ Er zog einen Mundwinkel leicht nach oben, aber es war kein Lächeln, eher ein Ausdruck grenzenloser Traurigkeit. „Ich könnte den Titel nie an jemanden weitergeben, der mir viel bedeutet.“
    Alles Gute in Gareth war geknebelt worden, damit aus ihm Lord Blakely hatte werden können. Sie drückte fest seine Hand. „Und daher wird es dir nichts ausmachen, ihn an Ned weiterzugeben?“
    Sie hatte ihn necken und ihn ein wenig seinen Schmerz vergessen lassen wollen, doch er schüttelte nur bedrückt den Kopf. „Jetzt verstehst du, warum ich versucht habe, nichts für den Jungen zu empfinden.“
    Jenny sah zur Seite. Ihr Kinn bebte, doch er legte die Hand darunter und zwang sie, ihm wieder in die Augen zu blicken. „Und das ist auch der Grund, warum ich dir alles schenken werde, was du dir wünschst.“
    Er küsste sie, als wäre sie das einzige Licht in seinem Leben, doch der Schmerz in ihrem Innern wollte nicht weichen.
    Gareth wollte, dass sie bei ihm blieb, ihr alles schenken, was sie sich wünschte. Sie jedoch wünschte sich, den Respekt vor sich selbst nicht zu verlieren. Je mehr Geschenke er ihr anbot, desto fraglicher wurde, ob es ihr gelingen würde.
    Nachdem Jenny gegangen war, holten ihn die Pflichten wieder ein. Der Weg zu Neds Zuhause war nicht weit, aber er fiel Gareth unsagbar schwer.
    Doch als er den Bürgersteig vor der Steintreppe betrat, die zur Haustür führte, blieb er wie angewurzelt stehen und traute seinen Augen nicht.
    Er hatte Ware inständig gebeten und ihm schließlich die Zustimmung zu einem zweiten Treffen abgerungen. Dann hatte er Ned unmissverständlich den genauen Zeitpunkt mitgeteilt. Er hatte eindringlich die Wichtigkeit dieses Gesprächs unterstrichen – mit jedem weiteren Tag, der verging, vermehrten sich die Gerüchte. Noch eine Woche, und Ned konnte aus der Gesellschaft ausgestoßen werden,

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