Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: COURTNEY MILAN
Vom Netzwerk:
ihn nicht noch einmal antippen konnte.
    Der Rotgesichtige strahlte mit der ganzen Selbstzufriedenheit eines Volltrunkenen. „Man nagelt den Hut auf das Kutschendach. Dann fährt man los und schließt Wetten ab, wie lange es dauern wird, bis einen irgendein guter Mensch anhält und ruft, man hätte den Hut auf dem Dach vergessen.“
    Der Mann sah stirnrunzelnd auf seine Hand, als bemerkte er erst jetzt, dass er festgehalten wurde.
    Gareth ließ ihn los. Das Einzige, was noch entsetzlicher war als diese verschwitzte Hand, war die Tatsache, dass Ned vorhatte, an diesem Abend „Hut auf dem Dach“ zu spielen, anstatt die Sache mit Ware und Lady Kathleen zu bereinigen. Das Leben war kein Spiel. Er hatte keine Zeit für kindische Streiche. Gareth würde Ned die Prioritäten klarmachen müssen.
    „Das“, sagte er, „ist das albernste Spiel, von dem ich je gehört habe. Komm, Ned, wir gehen. Wir wollen doch nicht zu spät kommen.“
    Die Männer sahen Ned entsetzt an, alle sprachen wild durcheinander.
    „Aber wir haben doch gerade erst angefangen!“
    „Komm schon, Carhart, du weißt doch, dass dieses Spiel zu dritt keinen Spaß macht!“
    „Du bist ja noch nicht einmal beschwipst ! Außerdem haben wir versprochen, uns im Gaither’s mit Branning zu treffen. Er müsste jeden Moment dort sein.“
    Endlich wandte Ned sich Gareth zu, aber er starrte auf irgendeinen unsichtbaren Punkt hinter Gareths Schulter. „Wenn du mit mir sprechen willst“, sagte er kühl, „wirst du schon mitkommen müssen. Bei ‚Hut auf dem Dach‘ kann jeder mitmachen. Ich steige jedenfalls nicht aus.“
    Die anderen klopften ihm johlend auf die Schulter. Angewidert verzog Ned den Mund. Der Rotgesichtige schien Gareths Beteiligung an dem Spiel ernsthaft in Betracht zu ziehen und griff nach seinem Arm.
    Gareth schüttelte die Hand ab. „Wissen Sie eigentlich, wer ich bin? Ich bin der Marquess of Blakely. Ich spiele keine albernen Spielchen. Und du, Ned, kommst jetzt her, auf der Stelle !“
    Sein eisiger Tonfall zeigte eine recht zufriedenstellende Wirkung, die trunkene Heiterkeit erlitt einen Dämpfer. Die Jünglinge – denn keiner war offensichtlich älter als Ned, wenn überhaupt so alt – tauschten besorgte Blicke. Der Rotgesichtige stieß mit der offenen Hand schmollend gegen Gareths Brust, wo seine verschwitzte Handfläche einen dunklen Fleck auf der Seidenweste hinterließ. „Ein Marquess, der auf ‚Hut auf dem Dach‘ hereinfällt“, höhnte er.
    Wieder Gelächter, dieses Mal aber mit einem unschönen Beiklang. Und dann wurde die Tür zugezogen.
    Mit welchen logischen Argumenten konnte man einem Kerl kommen, der es vorzog, sich die Zeit mit einem auf ein Dach genagelten Hut zu vertreiben, anstatt sein weiteres Leben in Ordnung zu bringen? Gareth hatte sich noch nie dermaßen ratlos gefühlt.
    Die Kutsche setzte sich mit einem Ruck in Bewegung und rollte langsam davon.
    Zum ersten Mal in seinem Leben musste Gareth sich eingestehen, dass es Dinge gab, die er nicht konnte . Dabei ging es nicht um lächerliche, unbedeutende Dinge wie Singen oder Schnitzen, sondern um viel Wichtigeres. Das, was Ned brauchte, war etwas, wovon Gareth nicht die geringste Ahnung hatte.
    Und er hatte niemanden, an den er sich ratsuchend hätte wenden können.
    Wirklich nicht ?
    Nein, er musste es sich endlich eingestehen. Es gab einen Menschen, an den er sich wenden konnte. Er brauchte Jenny jetzt mehr denn je.
    „Komm mit“, sagte er ohne Umschweife, als sie ihm die Tür öffnete. „Wir dürfen keine Zeit verlieren.“
    Er streckte die Hand nach ihr aus. Sie starrte ihn verwirrt an, das Haar fiel ihr offen über die Schultern. Eine Strähne hatte sich in ihrem Mundwinkel verfangen. Jenny sah ihn an und schien bis in sein tiefstes Inneres blicken zu können.
    Die Worte, die er sagen musste, stockten ihm in der Kehle, aber er brachte sie trotzdem heraus. „Ich brauche dich.“ Da. Er hatte es ausgesprochen. Es war nicht länger nötig, es zu verbergen. Er brauchte sie, für alles, und sie … Nun, sie brauchte ihn nicht. Er wandte den Blick ab. „ Ned braucht dich. Du hattest recht.“ Er ballte die Fäuste. „Ich kann das nicht. Ich brauche dich, damit du …“ Damit was? Damit sie ein Wunder bewirkte? Damit sie eingriff? „Ich brauche dich, damit alles wieder so wird, wie es vorher war.“
    Wortlos drehte sie sich um und griff nach ihrem Umhang und ihrer Haube. Sie musste einfach Erfolg haben; Gareth wusste mit seinem Cousin nicht mehr weiter. Und

Weitere Kostenlose Bücher