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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: COURTNEY MILAN
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Vorhersagen. Wie oft ich ganz genau beschreibe, was eintreffen wird. Sie können meine Beziehung zu Ned mit noch so vielen Zahlen ausdrücken, verstehen werden Sie sie niemals.“ Sie war Neds Vertraute. Sie wollte verdammt sein, wenn sie diese Rolle für schnödes Geld aufgab. Auf dieses Niveau wollte sie sich von Lord Blakely nicht hinabziehen lassen.
    Der Mann stieß sich von der Wand ab und richtete sich auf. „Von mir aus können Sie Zahlen den ganzen Tag lang verunglimpfen, aber nur so lassen sich nun einmal Beweise erbringen. Sie sind die sachliche Grundlage für jede Behauptung.“
    „Sie nennen das, was Sie tun, Beweise erbringen“, fuhr Jenny ihn an. „Dabei machen Sie nichts anderes als unterstellen, herumstochern und wahllos Schlüsse ziehen. Sie haben gar kein Interesse daran, etwas zu beweisen.“
    „Was wissen Sie von wissenschaftlicher Beweisführung?“
    „Nun, Sie gehören zu denen, die Insekten mit Nadeln auf Kartons spießen, um sie studieren zu können. Nachdem Sie dann mehrere Monate damit verbracht haben, ihre exsikkierten Leichen zu untersuchen, verkünden Sie triumphierend Ihre Entdeckung – alle Insekten sind tot! Und Sie sind hocherfreut über den Sieg des wissenschaftlichen Denkens über das menschliche Gefühl.“
    Lord Blakely neigte den Kopf zur Seite und betrachtete sie prüfend. „Ich studiere das Verhalten von Tieren. Deswegen ist es zwingend erforderlich, meine Forschungsobjekte nicht zu töten. Tote Vögel bilden nur selten einen Schwarm.“
    „Und das gesellt sich noch zu Ihren ganzen anderen Vergehen – Sie zerstören Gleichnisse durch Übertreibung.“
    Er ließ den Blick anzüglich über ihren Körper wandern. „Die einzige Frage, die mir durch den Kopf ging, war die, ob Sie tatsächlich Ihre eigenen Lügen glauben oder meinen Cousin bewusst betrügen. Wahrscheinlich ist es ein Kompliment an Sie, dass ich beschlossen habe, Sie für zu klug für Ersteres zu halten.“
    „Natürlich. Sie glauben nur an das, was Sie schmecken oder anfassen können.“
    „Ich glaube an den Satz des Pythagoras und den kann ich nicht schmecken. Ich glaube, dass an Lamarcks Theorie der Vererbung erworbener Eigenschaften etwas Wahres dran sein könnte. Aber nein, ich glaube nicht an das Schicksal oder an Wahrsagerei.“
    „Schicksal, Wahrsagerei – oder Gefühle.“ Jenny schnippte vor seiner Nase mit den Fingern. „Über die wichtigen Dinge im Leben kann man keine schriftlichen Analysen erstellen.“
    Sein unbefangener Gesichtsausdruck verwandelte sich in etwas Kaltes, Stählernes. „Analysen?“
    Sie schnaubte. „Hören Sie sich doch bloß einmal selbst an. Sie zitieren Lamarck, anstatt über die Zukunft Ihres Cousins zu reden. Ich habe Sie noch nie lachen sehen, nicht einmal lächeln. Kein Wunder, dass Ned lieber mir zuhört. Sie sind ein kalter, gefühlloser Automat.“
    „Ein Automat?“ Er erstarrte.
    Jenny war noch nicht fertig mit ihm. „Nur weil Sie so leidenschaftslos sind wie Sägemehl und so verknöchert wie ein altes Gerippe, müssen ja nicht alle anderen um Sie herum ebenfalls ossifizieren!“
    „Ossifizieren.“ Seine Nasenflügel bebten, und er hob das Kinn, als stellte das schlichte Nachplappern ihrer Worte einen wertvollen Beitrag an Argumenten dar. Er sah hinab auf seine rechte Hand und ballte sie zur Faust. Seine Nackenmuskeln spannten sich an. Jenny wich einen Schritt zurück und fragte sich, ob sie zu weit gegangen war. Madame Esmeralda hätte sich niemals so von ihrem Zorn mitreißen lassen.
    Dann sah er auf und ihre Zweifel gefroren wie ein See im Winter. In seinen Augen spiegelte sich ein arktisches Ödland, in dem es nur eisigen Wind und Schnee gab. Jenny spürte die Kälte durch alle Schichten von Madame Esmeraldas Verkleidung hindurch und sie erschauerte.
    Als er sprach, war seine Stimme frei von jeglichen Gefühlen. „Sie hätten die zweihundert Pfund annehmen sollen. Nach diesem Ausbruch wird es mir erst recht ein Vergnügen sein, Sie als Betrügerin zu entlarven.“
    Als die Kutsche sich dem Familiensitz der Blakelys im Herzen von Mayfair näherte, in dem jetzt nur noch Gareth wohnte, fing es an zu regnen. Es war nicht der warme tropische Regen, den er in Brasilien so genossen hatte, sondern das kalte, blutleere Nieseln, von dem London üblicherweise geplagt wurde. Tropfen um Tropfen versickerte im Boden.
    Er war also ein kalter, gefühlloser Automat? Bloß eigenartig, dass er sich so verdammt wütend fühlte. Gareth knirschte mit den Zähnen, als er

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