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Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition)

Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition)

Titel: Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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den ihren?
    Bill war behutsam, Bridget war froh darüber. Ihre Kopfhaut war empfindlich, sie hatte es erst gemerkt, als sie ihr Haar verloren hatte. Er zog seine andere Hand unter ihr hervor und umfaßte ihren Kopf mit beiden Händen. Er drückte sie an sich und küßte sie, lange und innig.
    So, dachte Bridget, war es viel besser. Weshalb so tun, als wäre sie nicht krank? Weshalb sie nicht so lieben, wie sie war? Wünschte sich das nicht jede Frau?

 
      Sonntag  

SIE SAGTE SEINEN NAMEN wie im Traum. Harrison schlief wieder ein. Er war nur Sekunden, höchstens Minuten ohne Bewußtsein.
    Das Zimmer war dunkel, die Jalousien waren heruntergelassen. Er lag Nora zugewandt, die auf dem Rücken lag. Er erinnerte sich jetzt, und die Erinnerungen erschütterten ihn und tauchten seinen Körper augenblicklich in heiße Glut. Was in der vergangenen Nacht keinen Aufschub geduldet hatte, war in der Rückschau erstaunlich.
    Er berührte ihren Arm. Ihre Haut war warm und trocken.
    Er sah Nora über sich, ihre Knie an seinen Leib gepreßt. Er sah sie mit hochgeworfenen Armen auf dem Rücken liegen. Er war mehr als erstaunt, daß sie miteinander geschlafen hatten. Es war unglaublich.
    Nur undeutlich konnte er ihr Profil erkennen. Daß sie seinen Namen gesagt hatte, mußte er geträumt haben. Sie schlief noch. Sein Stück Decke war zusammengeknüllt zu seinen Hüften hinuntergeschoben. Er zog es zur Brust hinauf. Im Gasthof war alles still. Er hörte weder Musik noch Stimmen. Wie lange hatten er und Nora geschlafen? Hinter geschlossenen Türen in anderen Zimmern lagen ruhelos oder träumend Menschen in ihren Betten.
    Er roch Nora neben sich. Sex war, aus dem Zusammenhang genommen – nein, überhaupt, dachte er –, etwas zugleich Absonderliches und Wunderbares.
    Gestern abend hatte er der Versuchung nachgegeben. Heute morgen spürte er eine andere Versuchung – das, was zwischen ihm und Nora geschehen war, als Erfüllung anzusehen.1974 hatten sie sich geküßt. Harrison erinnerte sich an die Verheißung der Hand unter seinem Hemd. Hätte nicht Stephen unabsichtlich auf diese in grauenvoller Weise effekthascherische Art beendet, was an jenem Abend zwischen Harrison und Nora begonnen hatte, wäre ihre Liebesaffäre dann bis zum Ende ihres ersten Studienjahrs – Harrison in Boston, Nora in New York – im Sande verlaufen? Hätte Harrison sich vielleicht eines Tages als Carl Laskis Rivale wiedergefunden?
    Ein unmöglicher Gedanke.
    Über Noras Schulter hinweg sah er es rund um die Ränder der Jalousien heller werden. Sonntagmorgen. Er dachte an die Trauung, das Essen, Agnes’ Geständnis. Es war kein schöner Anfang für Bill und Bridget gewesen, die wirklich etwas Besseres verdient hatten. Aber letztlich würde es keine Rolle spielen. Die Schlacht, die Bill und Bridget jetzt ausfechten mußten, war eine ganz persönliche Angelegenheit.
    Durch die offene Badezimmertür sah Harrison die Badewanne. Die Sonne warf rechteckige Muster auf die Jalousien. Er dachte an den Moment, als er sein Spiegelbild in dem dunklen Glas gesehen hatte. Es würde ein sonniger Tag werden, in den er am liebsten nicht eintreten wollte.
    Es hatte ihn etwas erleichtert, Nora endlich zu erzählen, was an dem Abend im Mai vor beinahe dreißig Jahren geschehen war; die Last mit ihr zu teilen und danach ihre Hände auf den Schultern zu fühlen, eine Geste stillschweigender Vergebung. Vor diesem Wochenende hatte er gedacht, er würde nie wieder diese intensive Mischung aus Begierde und Liebe spüren, die er als junger Mann gekannt hatte. Er war Evelyn niemals untreu gewesen, was ihm manchmal wie ein Defekt vorgekommen war, ein Defekt auf Grund mangelnder Phantasie. In der vergangenen Nacht hatte er in der Versuchung geschwelgt, sich einfach glücklich und lebendig zu fühlen.
    Lebendig auf Evelyns Kosten. Er erinnerte sich, wie entschlossen er den Gedanken an Evelyn verbannt hatte. Sie würde nie etwas davon erfahren, aber Harrison würde es wissen, und das würde alles ändern. Er hatte jetzt und in Zukunft neue, frische Erinnerungen.
    Ein lautes, aufdringliches Klingeln ließ ihn zusammenzucken. Nora drehte sich von ihm weg.
    »Hast du den Wecker gestellt?« fragte er.
    »Ich mußte«, sagte sie und legte sich wieder auf den Rücken, während sie versuchte wach zu werden. »Ich muß aufstehen und nach dem Frühstück sehen.«
    Sie drehte den Kopf auf dem Kissen, um Harrison anzusehen. Sie berührte sein Gesicht, als könnte sie nicht glauben, daß er in

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