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Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition)

Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition)

Titel: Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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sich. Sie schmiegte sich kurz an ihn, obwohl das wegen der Mittelkonsole nicht ganz einfach war, und er wandte einen Moment den Blick von der Straße und küßte sie.
    »Du fährst uns noch in den Graben«, warnte sie.
    Die beiden Jungen wurden munter, als Bill auf den Parkplatz eines Rasthauses fuhr. In ihren North-Face-Fleecejacken und Jeans von Abercrombie & Fitch stiegen sie aus dem Wagen und streckten die steifen Glieder.
    »Wo sind wir?« fragte Matt.
    »Ich dachte, etwas zu essen würde uns guttun«, sagte Bill.
    Aus dem Winterschlaf erwacht, gingen die Jungen über den Parkplatz zu dem Fast-Food-Restaurant. Bill legte den Arm um Bridget. »Geht’s dir auch wirklich gut?« fragte er.
    »Ich hätte gern einen Kaffee.« Sie bemühte sich, mit ihm Schritt zu halten.
    »Matt wollte sich unbedingt einen Smoking leihen.«
    »Wirklich?« Bridget war überrascht, daß ihr Sohn meinte, der Anlaß verdiene solchen Aufwand.
    »Also haben wir es getan«, sagte Bill.
    »Ihr kommt beide im Smoking?«
    »Brian auch.«
    »Zu einer Hochzeit mit zwölf Gästen?«
    Bill lachte.
    »Ihr seid mir zwei Gauner«, sagte Bridget. »Wie habt ihr das hingekriegt? Wann habt ihr sie geholt?«
    »An dem Abend, als Matt mich gebeten hat, mit ihm Baseballschuhe zu kaufen. Die Smokings waren seine Idee, und er möchte dich damit überraschen. Ich dachte nur, ich sag’s dir lieber. Damit du dich an die Vorstellung gewöhnen kannst, falls du sie fürchterlich findest. Denn wir ziehen die Smokings auf jeden Fall an, Baby.«
    »Ich finde die Idee wunderbar«, sagte Bridget.
    Drinnen standen die Jungen schon bei Burger King an, und Bill gesellte sich zu ihnen. Bridget, die schon vor ihrer Krankheit kein Fast food gemocht hatte, ging zu einem Stand mit Joghurteis und ließ sich einen Becher Vanille mit Nüssen geben (kein Wunder, die fünfeinhalb Kilo, dachte sie). Mit dem Becher in der Hand drehte sie sich um und sah Bill von einem Tisch aus winken, wo die Jungen bereits ihre Doppel-Whopper mit viel Käse in Angriff genommen hatten. Diese Massen von Fett! Reg dich nicht auf, sagte sie sich. Die inneren Motoren der beiden Jungen würden das Fett bis auf die letzte Kalorie verbrannt haben, noch ehe sie die Berkshires erreichten. Auf dem Weg zum Tisch dachte sie an Noras Gasthof, sie und Bill waren vor zwei Monaten dort gewesen, um die Schulfreundin zu besuchen und sich ihr Werk anzusehen. Ende Oktober, als Bill und Bridget beschlossen hatten zu heiraten, war Bill der Gasthof eingefallen, und er hatte Nora geschrieben. Der Gedanke, nur alte Freunde einzuladen, die Bill und Bridget noch als Liebespaar aus High-School-Zeiten kannten, hatte etwas Romantisches. Ihren Freunden zu Hause hatte Bridget gesagt, zur Hochzeit käme nur Familie, eine harmlose kleine Lüge, die ihr Gewissen nicht weiter plagte.
    »Kaffee«, sagte Bill, als Bridget sich setzte und die Jungen das Durcheinander aus Wachspapier, Plastikbechern, Ketchupbeuteln und Strohhalmhüllen zur Seite fegten. Bill schob ihr den hohen Becher zu, und sie drehte unwillkürlich den Kopf zur Seite. Der Kaffeegeruch war ekelhaft. Langsam und vorsichtig, damit Bill es nicht merkte, rückte sie den Kaffee zur Seite und begann ihr Joghurteis zu essen. Es war wie Seide auf der Zunge, und die Kälte tat gut, denn ihr war plötzlich unangenehm heiß geworden. Sie streifte die Fleecejacke von den Schultern und tupfte sich Stirn und Oberlippe.
    »Alles in Ordnung?« fragte Bill.
    »Mir ist nur ein bißchen warm.«
    »Danke für das Mittagessen«, sagte Brian, der sich zu den seltsamsten Zeiten plötzlich an seine Erziehung erinnerte, der manchmal eine Stunde nach einer Mahlzeit aus Matts Zimmer in die Küche gelaufen kam, um sich bei Bridget, die inzwischen längst das Geschirr gespült hatte, zu bedanken.
    »Bitte«, sagte Bridget, die hoffte, daß Brian am kommenden Wochenende etwas Spaß haben, daß ihm und Matt etwas einfallen würde, womit sie sich bis zur eigentlichen Hochzeitsfeier amüsieren konnten.
    »Was ist los?« fragte Bill leise.
    »Ich glaube, ich muß mal zur Toilette«, sagte sie. »Ich bin gleich wieder da.«
    Bridget haßte öffentliche Toiletten, wo es von Bakterien wimmelte, wo Klopapier auf dem Boden herumlag und die Abflüsse meistens verstopft waren. Sie verabscheute die automatischen Wasserhähne, bei denen man nie wußte, wie man sie in Gang setzte, die Heißlufttrockner, die bei ihr immer die Empfindung hinterließen, dringend Handcreme zu brauchen. Als sie die Tür mit der

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