Eine Hochzeit wie im Maerchen
Zeitpunkt.“
„Stimmt natürlich“, pflichtete sie ihm bei. „Allerdings lässt deine Bemerkung vermuten, dass da doch ‚etwas‘ ist.“
„Exzellente Schlussfolgerung. Ja, du hast recht. Es gibt ‚etwas‘, aber es hat nichts mit uns zu tun. Und auch nichts mit dem, was in der Kirche passiert ist.“
„Und was ist in der Kirche passiert?“
„Wir haben uns geküsst“, sagte Lazz und dachte: Während die Zeit stillstand, die Himmelstore sich öffneten und der Boden unter unseren Füßen zu schwanken schien – obwohl kein Erdbeben stattfand.
Zu seiner Erleichterung erreichte der Wagen in diesem Augenblick das Hotel, sodass sie die Unterhaltung nicht fortsetzen konnten. Es ist eine Ehe auf Zeit, rief Lazz sich ins Gedächtnis. Ich müsste ein Narr sein, damit Erwartungen zu verknüpfen. Warum eine eindeutige Vereinbarung unnötig komplizieren? Außerdem waren da noch Arianas Ehebedingungen …
Aber niemals zuvor hatte er an sich solche Anzeichen von … Verrücktheit wahrgenommen.
Als sie den Ballsaal des Hotels betraten, hatten die Gäste bereits ein Ehrenspalier gebildet. Nachdem das Brautpaar das Spalier durchschritten hatte, begann das Orchester den Hochzeitswalzer zu spielen. Lazz nahm Ariana bei der Hand und führte sie aufs Parkett, um den Tanz zu eröffnen.
Alle applaudierten, als die beiden durch den Raum tanzten, doch Lazz hatte nur Augen für seine wunderbare Frau. Wie geschaffen für ihn, schmiegte sie sich in seine Arme und folgte leicht wie eine Feder seinen Bewegungen.
Da, wo sich ihre Handflächen berührten, waren deutlich Prickeln und Wärme zu spüren – eine intensive Hitze, die sich fast wie ein Miteinander-Verschmelzen anfühlte. Davon hatte er seine Brüder oft erzählen hören. Dennoch verschloss sich Lazz der Erkenntnis, dass es sich nur um das Inferno handeln konnte.
Etwas Ähnliches, nur sehr viel schwächer, hatte er in Caitlyns Gegenwart erlebt, an dem Tag nach ihrer und Marcos Hochzeit. Zugegebenermaßen ein weit weniger starkes Gefühl, aber durchaus vergleichbar.
Auf keinen Fall wollte er der in seiner Familie üblichen Anschauung folgen und das Inferno für etwas verantwortlich machen, was in Wahrheit nichts anderes als reine Begierde war. Schon sehr lange hatte er sich damit abgefunden, dass sein Leben mit Märchen nicht das Geringste zu tun hatte. Und außerdem war es kein Wunder, dass er sich so heftig zu seiner Ehefrau auf Zeit hingezogen fühlte. Jedem anderen Mann wäre es genauso ergangen, schließlich war sie wunderschön.
Hingerissen betrachtete er sie. Wunderschön? Ja. Und mehr als das. Geradezu atemberaubend attraktiv.
Trotz ihrer edlen und beinahe aristokratischen Züge wirkte ihr Gesicht freundlich und sympathisch. Ihre vollen Lippen hatten die Farbe reifer Pfirsiche. Sie schaute gut gelaunt und fast übermütig zu ihm auf.
„Hab ich dir schon gesagt, wie wunderschön du aussiehst?“, fragte Lazz ohne die sonst für ihn typische Zurückhaltung.
„Vielen Dank, aber dazu hab ich nichts beigetragen. Eine Laune der Natur, wenn man so will.“
„Aber eine sehr angenehme Laune“, erwiderte er lachend.
„Als du meinen Schleier hochgehoben hast, warst du überrascht. Warum?“
„Wir waren noch Kinder, als ich dich zum letzten Mal gesehen habe.“
„Stimmt nicht. Vor ein paar Monaten waren wir sogar zusammen im selben Raum.“
„Wirklich?“, fragte Lazz verwirrt.
„Na klar.“
„Kann nicht sein“, meinte er kopfschüttelnd. „Da wärst du mir sicher aufgefallen. Und wann und wo soll das gewesen sein?“
Ariana gab sich Mühe, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Irgendwie war ihr schon klar gewesen, dass sie ihm nicht aufgefallen war, obwohl sie damals bereits die ersten leisen Anzeichen einer Verbindung wahrgenommen hatte. Nur noch nicht so intensiv wie heute.
Eigentlich sollte sie es nicht persönlich nehmen, dass er sie damals nicht bemerkt hatte. Schließlich hatte sie mitbekommen, wie schwer ihn die Nachricht von Caitlyns Hochzeit getroffen hatte. Er war so außer sich gewesen, dass er sogar auf seinen Bruder losgegangen war …
„Ariana?“
„Das war in eurem Bürogebäude. Genauer gesagt, in Marcos Besprechungszimmer. Am Morgen nach Caitlyn und Marcos Hochzeit.“
Bei der Erwähnung dieses Tages verdüsterte sich Lazz’ Gesichtsausdruck. „Du warst dabei?“
Ariana lachte, aber es klang nicht wirklich fröhlich. „Eigentlich kein Wunder, dass du mich nicht bemerkt hast. Hast du sie sehr geliebt? Liebst du
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