Eine Hochzeit wie im Maerchen
sie noch immer?“
„Sie ist meine Schwägerin.“
„Das ist keine Antwort auf meine Frage.“
„Als meine Frau – meine Ehefrau auf Zeit – brauchst du dir darüber keine Sorgen zu machen. Mit unserer Ehe hat das nichts zu tun, auch nichts mit dem Vertrag, der uns zusammengebracht hat, und nichts mit unseren Ehebedingungen.“
Das klang so vernünftig, so selbstbeherrscht. Und doch spürte Ariana die tiefen Gefühle hinter der äußerlichen Ruhe. „Und was ist mit unserer Vereinbarung, keine Geheimnisse voreinander zu haben?“
„Na ja, was für dich dein eigenes Zimmer ist, ist für mich eben die Sache mit Caitlyn.“
„Aha!“
„Was heißt das: ‚Aha‘?“
„Dass ich dich verstehe.“ Und sanft fügte sie hinzu: „Und mit dir fühle.“
„Ich habe dich nicht um Verständnis gebeten.“ Er hielt inne und schaute zum anderen Ende des Saales, wo seine Familie zusammenstand. „Was ist denn da los?“
Ariana drehte sich um. „Da stehen Nicolò und … Kiley? So heißt sie doch, nicht wahr?“
„Ja. Nanu? Sie weinen ja fast alle. Komm, lass uns zu ihnen gehen. Irgendetwas scheint da nicht zu stimmen.“
„Was soll daran nicht stimmen, wenn ein Baby unterwegs ist?“, meinte Ariana und lachte.
„Ein Baby!“
„Schau mal, wie Nonna Kiley die Hand auf den Bauch legt. Eine Geste, die überall auf der Welt das Gleiche bedeutet. Und nun Francesca …“, rief Ariana voller Freude. „Wie wunderbar. Los, gratulieren wir den beiden.“
„Den beiden?“
„Ja. Francesca und Kiley. Wann wird es wohl so weit sein?“
Schnell nahm sie Lazz bei der Hand und zog ihn zu den anderen. Weil alle lachten und sich unterhielten, dauerte es einen kurzen Moment, bis die Gruppe sich ihnen zuwandte. Herzlich umarmte Ariana ihre beiden Schwägerinnen.
„Sorry, ich wollte dir bestimmt nicht auf deiner Hochzeit die Schau stehlen“, entschuldigte sich Kiley. „Aber Nonna sah mich nur kurz an und fing sofort an zu weinen. Und als Francesca das mitbekam, brach sie auch in Tränen aus. Und so kam es …“
„Macht nichts! Ganz im Gegenteil. Dadurch wird dieser Tag noch viel schöner. Darf ich auch mal?“ Kiley nickte, und Ariana legte ihr vorsichtig die Hand auf den Bauch. „Viel Glück und Gottes Segen. Habt ihr lange üben müssen?“
„Gar nicht“, gestand Kiley und wurde rot. „Als ich unseren Hund retten wollte, wäre ich fast von einem Geländewagen überfahren worden. Danach waren Nicolò und ich ganz … Na ja, eins ergab eben das andere, und in unserer Verwirrung vergaßen wir etwas Wichtiges. So bin ich schwanger geworden. Aber wir sind alles andere als traurig darüber.“
„Ihr freut euch bestimmt riesig, stimmt’s?“
„Und wie.“ Mit Tränen in den Augen sah Kiley Nicolò an und nahm ihn bei der Hand. Nun beglückwünschte Ariana Francesca. „Dich brauche ich gar nicht erst zu fragen, wie es dir geht. Du strahlst ja förmlich.“
„Mir ist es nie besser gegangen. Allerdings ist mir nicht wie Kiley jeden Morgen übel.“
„Ach, das hört bald auf“, tröstete Nonna.
„Und Nonna, was meinst du, Junge oder Mädchen?“, fragte Primo seine Frau.
„Francesca und Kiley bekommen einen Jungen.“ Und zu Ariana gewandt – der die Ähnlichkeit ihrer Augen mit denen von Lazz auffiel –, sagte sie voller Freude: „Aber du kriegst eines Tages eine Tochter, denn zu meinem Leidwesen gibt es in jeder Dante-Generation immer nur ein Mädchen.“
„Nonna –“, setzte Lazz an.
Mit einer unauffälligen Handbewegung bedeutete Ariana ihm zu schweigen. Dann fragte sie Nonna: „Kannst du in die Zukunft sehen? Meine Urgroßmutter von der Romano-Seite konnte es auch, und all ihre Vorhersagen sind eingetroffen. Mein Brautschleier hat einmal ihr gehört.“
„Nonna hat auch mir meine Schwangerschaft vorausgesagt. An deiner Stelle würde ich gleich anfangen, rosafarbene Söckchen zu stricken“, schlug Francesca scherzend vor.
„Mache ich sofort. Aber erst nach den Flitterwochen.“ Zu Arianas Überraschung lachte sogar Lazz.
„Apropos Flitterwochen“, meldete sich Primo zu Wort. „Penelope, Nonna und ich haben uns eine kleine Überraschung für euch ausgedacht. Lazz, ich weiß, dass du eigentlich keine Zeit für eine Hochzeitsreise hast. Und ich habe Caitlyn gebeten, dich eine Zeit lang im Geschäft zu vertreten, damit du mit Ariana wegfahren kannst.“
Ariana spürte, wie Lazz sich neben ihr aufrichtete. „Das wäre nicht –“
Aber sein Großvater ließ ihn nicht ausreden.
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