„Das letzte halbe Jahr war für dich schwer genug. Etwas Erholung hast du dir redlich verdient.“ Er sah seinen Enkel teilnahmsvoll an.
„Die Romanos sind mit der königlichen Familie von Verdonia befreundet“, erklärte Penelope. „Mit ihnen haben wir alles für euren Aufenthalt dort arrangiert. Schon morgen fliegt ihr!“
„Wie nett von euch“, sagte Ariana. „Vielen herzlichen Dank, dass ihr es so gut mit uns meint.“ Auch Lazz bedankte sich und küsste seine Großeltern und Penelope auf die Wange. In der allgemeinen Freude fiel nicht
auf, dass Vittorio kaum Anteil daran nahm. Ariana, die den Grund für seine Besorgnis kannte, gab sich alle Mühe, ihn mit ihrem Charme aufzumuntern.
Findet er den Brimstone wieder, bevor Lazz den Verlust bemerkt, dann ist alles in Ordnung, tröstete sie sich. Anderenfalls … Nicht auszudenken. Sie bekam eine Gänsehaut.
Kaum dass sie einen Augenblick allein mit Lazz an der Tafel saß, meinte sie mit leicht unsicherer Stimme: „Du bist gar nicht so entsetzt, wie ich dachte.“
„Bin ich auch nicht.“
„Das überrascht mich.“
„So haben wir Gelegenheit, uns besser kennenzulernen. Wenn wir wieder zurück sind, können wir bestimmt viel entspannter miteinander umgehen.“
„Wie ein altes Ehepaar?“
„Ja, so ungefähr.“ Er betrachtete sie. „Jetzt siehst du entsetzt aus. Dir ist klar, dass wir alles tun müssen, um unsere Großeltern von unserem Glück zu überzeugen. Dafür kommt uns die Reise wie gerufen. Nach unserer Ehe auf Zeit gehen wir ja sowieso wieder getrennte Wege.“
„Früher oder später erfahren sie die Wahrheit“, sagte Ariana leise.
„Und denken, dass es mit uns beiden einfach nicht geklappt hat. Aber auf unseren eigentlichen Beweggrund kommen sie ganz bestimmt nicht.“
„Hoffentlich behältst du recht. Sie wären am Boden zerstört.“
„Wie ich Primo kenne, würde er mit voller Absicht den Brimstone wegwerfen“, flüsterte Lazz mit einem Blick in Richtung seines Großvaters. „Aber nun gibt es kein Zurück mehr. Also komm! Tun wir, was unsere Gäste von uns erwarten.“
Ariana schien die Hochzeitsfeier wie im Fluge zu vergehen. Und bevor dies Ariana richtig zum Bewusstsein kam, nahm Lazz sie bei der Hand und führte sie aus dem Ballsaal hinaus auf einen schattigen Balkon. Unter ihnen lag das Stadtzentrum von San Francisco. Als sie ihn fragend anschaute, lächelte er nur.
„Üblicherweise bleibt das Brautpaar nicht bis zum Schluss der Feier. Nicht vergessen, wir wollen wie frisch Verliebte wirken, die es nicht erwarten können …“
Belustigt schüttelte Ariana den Kopf. „Wie dumm von mir, nicht daran zu denken. Sicher wären die Gäste sehr verwundert, wenn wir die ganze Nacht durchtanzen würden. Trotzdem …“
Sie ging zur Brüstung und genoss die Aussicht auf die funkelnden Lichter der Stadt. Allmählich stieg Nebel von der Bucht hoch. „Es war wirklich eine wunderbare Hochzeit. Danke, dass du alles so gut organisiert hast.“
„Ich habe nicht –“
„Bitte nicht.“ Einen Moment wurde Ariana ernst, doch schon lächelte sie wieder. „Sag jetzt nicht, dass du nicht dafür verantwortlich warst, lass mich einfach in dem Glauben.“
„Eigentlich wollte ich nur sagen, dass die Feier meine Erwartungen übertroffen hat“, erklärte er sanft. „Verantwortlich war ich schon, hatte aber glücklicherweise Unterstützung.“
„Von Caitlyn?“
„Unter anderem. Komm!“ Er legte ihr den Arm um die Schultern. „Heute Nacht ist die Hochzeitssuite des ‚Le Premier‘ für uns reserviert.“
„Und morgen fliegen wir nach Verdonia.“ Auf keinen Fall wollte sie sich anmerken lassen, wie aufgeregt sie war. „Uns steht morgen ein ziemlich langer Flug bevor. Da müssen wir ausgeruht sein.“
„Also sollten wir uns jetzt besser zurückziehen.“ Lazz stand so, dass sein Gesicht im Dunkeln lag. Nur die Augen glänzten. „Und wenn wir erst in unserem Zimmer sind, kannst du immer noch entscheiden, ob du eine deiner Ehebedingungen aufgibst.“
3. KAPITEL
Von:
[email protected]Gesendet:
05.08.2008 18:41
mitteleuropäische Sommerzeit
An:
[email protected]Befreff:
Re: Ehevertrag, Heiratsbedingungen … meine!
Lieber Lazzaro,
sicher verstehst Du, dass nun auch ich meine erste Bedingung nenne. Da wir unsere Ehe nur auf Zeit schließen, lautet sie:
Arianas Bedingung 1: kein Sex.
Kurz und bündig, findest Du nicht auch?
Ciao
Ariana
PS.: Ich denke, wir brauchen getrennte Schlafzimmer. Soll ich