Eine Hochzeit wie im Maerchen
schien ihr ganzer Körper vor heißer Begierde zu glühen. Beinahe schmerzlich erlebte sie ein intensives Sehnen, das all ihre Grundsätze infrage stellte. „Niemand weiß es“, flüsterte Lazz mit verführerischer Stimme.
„Aber ich weiß es.“ Ob er ihr leises Beben spürte? Ahnte er, wie sehr sie ihn begehrte? Irgendwie musste sie es schaffen, das Unvermeidliche zu verhindern, aber wie?
„Außerdem könnten wir die Ehe dann nicht mehr annullieren lassen. Bei kirchlichen Heiraten kommt für uns Romanos eine Scheidung grundsätzlich nicht infrage. Also lassen wir es lieber“, setzte sie hinzu.
Zu ihrer Erleichterung – oder Enttäuschung? – ließ Lazz sie sofort los. „Meinst du wirklich?“, fragte er.
Sie zog sich das Mieder des Kleides, das herunterzurutschen drohte, fester an die Brust. „Ja, glaub mir, es ist besser so“, sagte sie entgegen ihren innersten Empfindungen. Dabei wagte sie es nicht, ihm in die Augen zu schauen, denn bestimmt hätte er ihren Zwiespalt bemerkt. „Ich gehe jetzt ins Bad, wenn es dir recht ist.“
„Gut.“ Mit einer Berührung ihres Armes hielt er sie auf. Sofort erbebte Ariana aufs Neue. „Ach, Mrs. Dante, was ich noch sagen wollte: Hier gibt es nur ein Bett, und ich fürchte, ich bin nicht ritterlich genug, um auf dem Sofa zu schlafen. Vor allem, da uns morgen ein anstrengender Flug bevorsteht. Hoffentlich hast du nichts dagegen, dass wir zu zweit im Bett schlafen.“
„Natürlich nicht. Hier passt ja eine ganze Familie rein. Da dürfte es wohl kein Problem sein, Abstand zu halten“, antwortete sie, wobei sie im Stillen eine gewisse Wehmut nicht unterdrücken konnte.
Im Badezimmer zog sie das Brautkleid aus. Allmählich wurde sie ruhiger und konnte wieder klarer denken. Doch noch immer fühlte sie sich erhitzt und beschloss, dass nur eine kalte Dusche Abhilfe schaffen konnte.
Aber selbst danach spürte sie noch immer, wo Lazz sie berührt hatte: gewissermaßen der Nachhall ihrer Leidenschaft. Auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte, sie war ihren Gefühlen nahezu hilflos ausgeliefert.
Nachdem sie das hauchzarte Nachthemd angezogen hatte, wickelte sie sich in einen kuscheligen Hotel-Bademantel, der ihr allerdings zu groß war.
Zurück im Schlafzimmer sah sie, dass Lazz ausgestreckt auf dem Bett lag und Zeitung las. Unter der Bettdecke musste er fast völlig nackt sein, denn an einen Schlafanzug für ihn hatte Carolina sicher nicht gedacht. Diese Vorstellung genügte, um Ariana ins Italienische fallen zu lassen.
„Was für ein schönes Bild häuslichen Friedens“, zog sie ihn auf.
Er sah sie an und lachte, was vermutlich mehr mit dem übergroßen Bademantel als mit ihrem Scherz zusammenhing.
„Schau, ich habe eine Grenze zwischen uns gebaut“, sagte er und wies auf eine Reihe von Kissen, die das Bett in zwei Hälften teilte. „Ich hoffe, du fühlst dich damit wohler.“
„Du bist bestimmt ein Ehrenmann, der sein Wort hält.“
„Klar.“
„Dann vertraue ich dir auch so“, sagte sie und warf die Kissen auf den Boden.
Sobald sie den Bademantel ausgezogen und sich ins Bett gelegt hatte, knipste Lazz das Licht aus. Zunächst schien die Dunkelheit völlig undurchdringlich. Doch nach und nach gewöhnten sich Arianas Augen daran, und sie nahm die Umrisse der Möbel wahr. Und ihren Mann. Zwar hatte er die Zeitung weggelegt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt, aber ansonsten hatte er sich nicht bewegt. Er lag noch immer auf dem Rücken, auf einem großen Berg Kissen.
Sein Atem ging langsam und, wie es Ariana schien, schwer. Die Ruhe vor dem Sturm?
Schnell, bevor womöglich keine Gelegenheit mehr dazu war, fragte sie: „Du hast mir noch immer nicht erklärt, was in der Kirche mit uns los war. Woher kam dieser seltsame elektrische Schlag?“
„Wie ich schon sagte, es war nichts.“
Unruhig setzte sie sich im Bett auf und schüttelte das Kissen und die Bettdecke zurecht. Es müssen die Nerven sein, dachte sie, darum rede ich auch so viel. Vielleicht hätte sie doch ein zweites Glas Champagner trinken sollen, vorhin auf der Feier, während der vielen Trinksprüche und Glückwünsche.
Sie blickte zu Lazz: Nein, besser so, wer weiß, zu welchen Entscheidungen sie unter dem Einfluss des Alkohols fähig gewesen wäre …
„Trotzdem, etwas verschweigst du mir“, beharrte sie. „Auf der Herfahrt im Wagen, weißt du noch?“
„Da ist nichts. Nur eine Familienlegende.“
„Hm? Hört sich ja interessant an.“ Sie drehte sich auf die Seite und
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