Eine Hochzeit wie im Maerchen
zerlegen, unterschied er sich von seinen meist emotional reagierenden Brüdern.
Selbst nach dem Vorfall in Marcos Büro, bei dem es um Caitlyn gegangen war, hatte Lazz nach kurzer Zeit die Lage kühl von allen Seiten betrachtet, seine Schlüsse gezogen und war so darüber hinweggekommen.
Nur mit Ariana funktionierte das nicht … Er rieb sich den Nacken. Nein, ganz und gar nicht.
„Und was ist, wenn ich mich weigere, Aaron nicht mehr zu treffen?“, fragte sie.
Hatte sie ihn Aaron genannt? „Dann werfe ich persönlich den Brimstone ins Meer. Ich lasse mich von meiner Frau nicht zum Narren halten. Mit meinem Ring am Finger schläfst du mit keinem anderen Mann.“ Hilflos seinen Gefühlen ausgeliefert, fügte er hinzu: „Ariana, noch mehr Unaufrichtigkeiten und Geheimnistuerei kann ich nicht ertragen. Es ist aus und vorbei.“
Langsam kam sie auf ihn zu und sagte mit deutlicherem Akzent als sonst: „Lazz, bitte, ich habe nicht mehr Geheimnisse als du oder andere Menschen auch. Von Anfang an hast du auf dieser lächerlichen Geheimnisbedingung bestanden. Noch bevor ich dich überhaupt kannte! Woher hätte ich wissen sollen, dass ich dir trauen kann? Warum hätte ich dir vorbehaltlos mein Herz öffnen sollen?“
„Weil das meine Spielregeln sind.“
„Regeln? Ich rede von unserer Ehe, und du kommst mir mit Regeln?“ Empört stemmte sie die Arme in die Hüften. „Von mir erwartest du, dass ich dich in mein Innerstes schauen lasse. Aber du gewährst mir keine Einblicke in deine Seele.“
„Habe ich dir etwas vorenthalten? Wohl kaum. Im Gegenteil, ich habe alle deine Fragen ehrlich beantwortet.“
„Das Inferno hast du mir verschwiegen.“ Mit einer Handbewegung schnitt sie ihm das Wort ab. „Und du belügst mich – und dich –, wenn du behauptest, dass es nicht real ist. Schon nach deiner allerersten Berührung war ich für jeden anderen Mann verloren.“
„Verloren?“ Lazz war über diesen Ausdruck regelrecht erfreut.
Trotz ihrer Wut kämpfte Ariana mit den Tränen. „Ja. Verloren. Aber du hast es ja nicht für nötig gehalten, mir rechtzeitig von dem Inferno zu erzählen.“
„Weil es erfunden ist. Wer behauptet, dass es real ist, lügt. Nicht ich, wenn ich es leugne.“
„Das glaubst du?“ Entschlossen ging sie auf ihn zu und verschränkte ihre Finger mit seinen, sodass sich die Handflächen berührten. Sofort entstand prickelnde Wärme. „Dann leugne mal das hier, mein lieber Ehemann. Leugne die Dante-Tradition und das, was zu dieser starken Bindung zwischen uns geführt hat. Ob es dir nun gefällt oder nicht: Wir gehören zusammen.“
Gefallen war gar kein Ausdruck. Mehr denn je sehnte sich Lazz nach ihr, begehrte sie. Längst ging es nicht mehr nur um die körperliche Anziehung. Sonst hätte er sich kaum so aufgeregt, nur weil Ariana mit einem anderen Mann zu Mittag gegessen hatte. „Es ist Begierde. Lust“, sagte er, was nicht ganz seinen Empfindungen entsprach, aber letztendlich überwog der Selbstschutz.
„Du wiederholst diese Worte wie ein Mantra“, meinte sie, und ihre Finger zitterten leicht. „Aber in Wahrheit siehst du vor lauter Logik und kühler Überlegung das Nächstliegende nicht. Soll ich dir etwas verraten? Du hast Angst. Davor, die Kontrolle zu verlieren. Vor Entscheidungen, die mit dem Herzen und nicht mit dem Verstand getroffen werden. Und davor, dich einem anderen Menschen anzuvertrauen.“
„Stimmt nicht.“ Er wusste einfach nur, was er wollte. Und was nicht. „Ich bin nun mal praktisch veranlagt. Und dazu gehört für mich, dass ich mich nicht von Gefühlen leiten lasse.“
„So wie gerade beim Mittagessen?“, fragte sie lächelnd.
„Ja. Das ist der beste Beweis dafür“, entgegnete er ernst. „Verstehst du nicht? Ich komme aus einer sehr emotionalen Familie, wo man nur aufgrund von Gefühlen entscheidet. Und was haben meine Brüder davon?“
„Soviel ich weiß: sehr glückliche Ehen.“
„Weißt du, ich bin überzeugt, dass es auch bei meinen Eltern zuerst so war. Aber leider nicht auf Dauer. Und wenn es schiefgeht, dann gründlich. Legt man das eigene Wohlergehen erst in die Hände eines anderen Menschen, so wird man sehr verletzbar.“
„Im Leben erleidet man nun mal Verletzungen“, sagte Ariana, nicht mehr wütend, sondern teilnahmsvoll. „Wie man an der Geschichte mit Caitlyn sieht. Aber es ist einfach wundervoll, einen Menschen zu haben, mit dem man alles teilen kann: Freude und Leid, Sorgen und Glück. Kannst du nicht die Tür zu
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