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Eine Idee des Doctor Ox

Eine Idee des Doctor Ox

Titel: Eine Idee des Doctor Ox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Leitungen seien bereits gelegt, und binnen wenigen Monaten
     würde die Stadt mit brillanter Beleuchtung ausgestattet sein. Die beiden Notabeln hatten schon mit Genugthuung die Röhrenmündungen
     bemerkt, die in das Arbeitszimmer des Doctors ausliefen.
    Sodann erkundigte sich der Doctor nach dem Motiv, das ihm die Ehre verschaffe, den Herrn Bürgermeister und Rath Niklausse
     bei sich zu sehen.
    »Nun, wir wollten einmal bei Ihnen vorsprechen, um Sie zu sehen, Herr Doctor, begann Tricasse; es ist geraume Zeit her, daß
     wir das Vergnügen hatten. In unserer guten Stadt Quiquendone kommen wir wenig aus dem Hause, und unsere Schritte sind genau
     abgemessen. Wir finden es eben am besten, wenn das Gleichgewicht durch nichts gestört wird.«
    Niklausse sah seinen Freund erstaunt an; niemals, so lange er ihn kannte, hatte der Bürgermeister so lange hinter einander
     gesprochen, so viel gesagt, ohne seine Sätze durch breite Pausen zu trennen. Es schien beinahe, als drückte sich Tricasse
     mit einer gewissen Zungengeläufigkeit aus, die bei ihm vollständig abnorm war. Niklausse selber verspürte, ob von solchem
     Beispiel angestachelt oder durch irgend einen andern Beweggrund veranlaßt, eine unwiderstehliche Lust, sich in's Gespräch
     zu mischen.
    Doctor Ox schaute den Bürgermeister mit einem eigenthümlich boshaften Zuge um den Mund aufmerksam an.
    Tricasse, der sonst immer erst auf eine Discussioneinging, wenn er sich bequem in einem Lehnsessel eingeschachtelt hatte, führte heute seine Unterredung stehend. Eine sonderbare,
     nervöse Überreiztheit, die bis jetzt seiner Gemüthsstimmung ganz fern gelegen hatte, erfaßte ihn von Minute zu Minute mehr.
     Noch gesticulirte er zwar nicht, aber auch das konnte nicht mehr lange auf sich warten lassen. Was Rath Niklausse anlangt,
     so rieb er sich mit steigender Vehemenz die Schenkel und holte tief und schwer Athem, wie Jemand, der nur auf die Gelegenheit
     wartet, dem Freunde und Vertrauten beizuspringen.
    Van Tricasse war, wie bereits erwähnt, aufgestanden, hatte einige Schritte gethan und sich schließlich dem Doctor gerade gegenüber
     gestellt.
    »Und in wie viel Monaten gedenken Sie mit Ihren Arbeiten fertig zu werden, Herr Doctor? fragte er jetzt mit leichter Betonung.
    – In einem Vierteljahr oder etwas darüber, antwortete Doctor Ox.
    – Also in drei bis vier Monaten, meinte der Bürgermeister; das ist noch lange hin, Herr Doctor.
    – Ja, gewiß, viel zu lange! fügte Niklausse hinzu, der sich nicht länger auf seinem Platz halten konnte und gleichfalls aufgesprungen
     war.
    – Wir brauchen diese Zeit nothwendig für unsere Zurüstungen, entgegnete der Doctor; die Arbeiter – wir haben sie hier aus
     der Bevölkerung von Quiquendone wählen müssen – sind eben nicht sehr rasch und gewandt.
    – Wie, die hiesigen Arbeiter wären Ihnen nicht rasch und gewandt genug? rief der Bürgermeister, der diese Aeußerung als eine
     persönliche Beleidigung aufzufassen schien.
    – Nein, Herr Bürgermeister, das kann manwohl nicht behaupten, erwiderte der Doctor nicht ohne Absicht. Ein französischer Arbeiter würde an einem Tage mehr leisten,
     als zehn von Ihren Leuten in derselben Zeit. Sie wissen, es sind echte Flamänder!...
    – Wie, Flamänder! rief Rath Niklausse, und seine Fäuste ballten sich; was für eine Bedeutung verbinden Sie mit diesem Wort,
     wenn man fragen darf, Herr?
    – Nun, die – liebenswürdige Bedeutung, die ihm von Jedermann beigelegt wird, begütigte lächelnd der Doctor.
    – Aber, Herr Doctor, begann von Neuem der Bürgermeister, indem er das Zimmer von einem Ende bis zum andern durchmaß, ich muß
     mir die Bemerkung erlauben, daß ich dergleichen Insinuationen durchaus nicht liebe. Die Handwerker Quiquendone's können es
     mit den Arbeitern jeder andern Stadt aufnehmen, und wir gedenken, weder in Paris noch London in dieser Beziehung unsere Vorbilder
     zu suchen. Was Ihre Zurüstungen betrifft, so muß ich dringend bitten, sie so sehr wie irgend möglich zu beschleunigen. Das
     Straßenpflaster ist, wie Sie wissen, zur Legung der Röhren aufgerissen, und das ist ein sehr unangenehmes Hinderniß für den
     Verkehr. Der Handel könnte sich schließlich beklagen, und ich, als erster Verwaltungsbeamter der Stadt, möchte mir nicht so
     gerechtfertigte Vorwürfe zuziehen.«
    Der wackere Mann! er hatte von Handel und Verkehr gesprochen, und die so ungewohnten Worte waren ihm nicht in der Kehle stecken
     geblieben? Aber was in aller Welt

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