Eine Insel
war, besaß der Premierminister auch keine große, schwarze Kampfkeule, die mit Haizähnen gespickt war.
»Erstaunliche Ähnlichkeit, nicht wahr?«, sagte Cox, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Und da hinten ist noch einer, den man bei schlechter Beleuchtung mit dem Erzbischof von Canterbury verwechseln könnte. Daran zeigt sich mal wieder, was ein ordentlicher Haarschnitt und ein maßgeschneiderter Anzug ausmachen, nicht wahr?«
Er zwinkerte wieder auf seine fiese Art, und Daphne, die geschworen hatte, nicht auf so etwas einzugehen, hörte sich sagen: »Der Erzbischof von Canterbury, Mr. Cox, ist kein Kannibale!«
»Er hält sich nicht dafür, Fräulein. Ich sage nur: Wein und Hostien, Mylady, Wein und Hostien!«
Daphne erschauderte. Dieser Mann hatte die unheimliche Fähigkeit, einem in den Kopf zu schauen, so dass man sich hinterher beschmutzt fühlte. Selbst hier am Strand hätte sie sich am liebsten bei dem Sand dafür entschuldigt, dass Cox darauf herumtrampelte, aber als sie die Blicke der runzligen, alten Männer in seiner Begleitung bemerkte, machte ihr Herz einen Sprung. Deren Augen funkelten vor Zorn! Sie hassten ihn! Er hatte sie hierher gebracht, und nun steckten sie bis zum Hals im Kanonenrohr, sozusagen. Sie könnten hier getötet werden, und dabei hatten sie doch ihr ganzes Leben damit verbracht, nicht getötet zu werden. Nun gut, er hatte den letzten König getötet, aber das war ihm nur wegen dieses magischen Waffenstocks gelungen. Er roch nach Wahnsinn. Traditionen waren etwas Gutes, aber manchmal musste man praktisch denken…
»Sagen Sie, Mr. Cox, sprechen Sie eigentlich die Sprache Ihrer neuen Untertanen?«, fragte sie zuckersüß.
Cox sah sie erstaunt an. »Was, ich? Sehe ich so aus, als würde ich ihr heidnisches Gebrabbel ernst nehmen? Ugga wugga hier und lugga mugga dort! Das ist nichts für mich! Ich bringe ihnen Englisch bei, wenn Sie schon fragen. Ich werde sie zivilisieren, und wenn ich sie dazu der Reihe nach erschießen muss, das können Sie mir glauben. Apropos ugga wugga, was hat all das Kinnwackeln zu bedeuten?«
Daphne spitzte die Ohren und versuchte, etwas von dem Gespräch mitzubekommen. Diese Kriegsverhandlungen nahmen einen eher seltsamen Verlauf. Die feindlichen Krieger hörten Pilu zwar zu, schauten aber zu Milo auf, wenn sie antworteten, als hätte Pilu selbst überhaupt keine Bedeutung.
Mau hielt sich aus allem heraus. Er stand hinter den Brüdern, auf seinen Speer gestützt und lauschte. Daphne wollte sich zu ihnen durchschubsen, doch das war gar nicht nötig, denn die Kannibalenhäuptlinge machten ihr unverzüglich Platz.
»Was passiert hier?«, flüsterte sie. »Machen sie sich Sorgen wegen der Kanonen?«
»Ja. Sie glauben an den Kampf Mann gegen Mann, ein Häuptling gegen den anderen. Wenn unser Häuptling ihren besiegt, werden sie abziehen.«
»Kann man ihnen vertrauen, dass sie sich auch daran halten?«
»Ja. Es ist eine Frage des Glaubens. Wenn ihr Gott ihnen nicht freundlich gesinnt ist, werden sie nicht kämpfen. Aber Cox will, dass sie alle kämpfen, und sie wissen, dass sie ihm gehorchen sollten. Er will ein Massaker. Er sagt ihnen, dass die Kanonen nicht funktionieren werden.«
»Aber du glaubst, dass sie es doch tun«, sagte Daphne. »Ich glaube, dass eine funktionieren wird«, sagte Mau leise.
»Eine? Eine!«
»Nicht so laut! Ja, eine. Nur eine. Aber das spielt keine Rolle, wir haben sowieso nur genug Schießpulver für diesen einen Schuss.«
Daphne war sprachlos. Schließlich stieß sie hervor: »Aber es waren insgesamt drei Pulverfässer!«
»Das stimmt. Aber das kleine Fass aus deiner Kabine war halb leer, und die anderen sind nass geworden. Sie sind jetzt nur noch voller Schießpulversuppe.«
»Aber vor ein paar Wochen hast du doch eine Kanone abgefeuert!«
»In dem kleinen Fass war gerade genug Pulver für zwei Schüsse. Den ersten haben wir mit der Kanone ausprobiert, die am wenigsten lädiert zu sein schien. Es hat geklappt. Du hast es gesehen. Aber jetzt hat sie einen langen Riss, und es war die beste von allen. Aber mach dir keine Sorgen, wir haben sie repariert.«
Daphne runzelte die Stirn. »Wie wollt ihr denn eine Kanone reparieren? Ihr könnt hier doch gar keine Kanone reparieren!«
»Ein Hosenmensch kann es vielleicht nicht, aber ich schon«, sagte Mau stolz. »Vergiss nicht, dass du dir auch erst nicht vorstellen konntest, wie man eine Sau melken könnte!«
»Also gut. Wie habt ihr eine kaputte Kanone
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