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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Grund stand auch die Papierrebenfrau dabei.
    Die Kanonen waren nutzlos, dachte sie. Das muss ihm doch klar sein. Also was sollte das alles? Aus der Ferne hörte sie jemanden »Bumm!« schreien und seufzte…
    Zwei der Hüter des Letzten Ausweges eilten an Deck und traten zum Captain an die Reling.
    »Was gibt es so Dringendes?«, fragte Mr. Black. »Wir können doch noch gar nicht in der Nähe der Muttertagsinseln sein, oder?«
    »Der Ausguck meldet, er hätte gesehen, wie eine Leuchtkugel abgefeuert wurde«, sagte der Captain mit dem Fernrohr am Auge. »Eine arme Seele, die Schiffbruch erlitten hat, wage ich zu behaupten. Da ist eine Insel. Sie ist nicht auf den Karten eingezeichnet. Theoretisch benötige ich Ihre Erlaubnis, den Kurs zu ändern.«
    »Natürlich müssen Sie… den Kurs ändern, Captain«, sagte Mr. Black. »In der Tat, und wie mir scheint, haben Sie es bereits getan.«
    »So ist es, Sir«, sagte der Captain vorsichtig. »Das Meer hat seine eigenen Gesetze.«
    »Gut gemacht, Captain. Ich sollte auf Ihren Rat hören.« Es folgte ein Moment des Schweigens, weil vorsichtshalber niemand die Tochter des Königs erwähnte.
    »Ich bin mir sicher, dass Roberts für ihre Unversehrtheit gesorgt hat, Sir«, sagte der Captain und sah sich noch einmal sorgfältig die entfernte Insel an.
    »Sehr freundlich, dass Sie das sagen.«
    »Unterdessen«, fuhr der Captain munter fort, »haben wir es hier mit einem schiffbrüchigen Seemann zu tun, der offensichtlich großes Glück hatte. Und es könnte sein, dass schon jemand anderer die Insel dort drüben entdeckt hat. Ich sehe ein Feuer und einen Mann, der seine Angelschnur von einem…«
    Er hielt inne und stellte das Fernrohr schärfer. »Nun, ich muss sagen, dass es den Anschein erweckt, als säße er in einem Sarg…«
    Am nächsten Tag wurde kein Alarm geschlagen, aber am übernächsten. Und Mau fand, dass es diesmal gut lief. Jeden Morgen wurden die Leute immer besser darin, »Burnm!« zu rufen.
    Und jeden Tag fragte sich Daphne, was Mau wohl wirklich im Schilde führen mochte.

13
Waffenstillstand
    Die Räuber kamen bei Sonnenaufgang.
    Sie kamen mit Trommeln, und ihre Fackeln leuchteten im Nebel wie kleine, rote Sonnen.
    Maus Ohren hörten sie. In seinen Augen spiegelten sich die Flammen. Dann erwachte er aus einem Zustand, der kein richtiger Schlaf war, und spürte, wie die Zukunft geschah.
    Wie funktionierte das?, fragte er sich. Seit dem ersten Tag, als er Wache über die Nation gehalten hatte, erinnerte er sich an dieses Ereignis. Sie war ihm aus der Zukunft entgegengeflogen.
    Er kannte diesen Trick mit dem silbernen Faden, mit dessen Hilfe er sich in Richtung jener Zukunft ziehen konnte, die er als Bild im Kopf hatte. Doch diesmal war es die Zukunft, die an ihm zog, sie hatte ihn zu dieser Zeit an diesen Ort geführt.
    »Sie sind da«, flüsterte jemand neben ihm. Er sah die Unbekannte Frau an. Ihr Gesicht hatte noch nie besonders ausgeprägte Gefühlsregungen gezeigt, aber jetzt erschreckte ihn der Ausdruck in ihren Augen fast zu Tode. Es war nackter, glühender Hass.
    »Schlag die Glocke!«, bellte er, und sie hastete über den Strand davon. Mau ging rückwärts und beobachtete den Nebel.
    Damit hatte er nicht gerechnet. Das hatte er nicht gesehen.
    Das Läuten der Glocke von der
Sweet Judy
war auf der ganzen Insel zu hören. Mau lief den Pfad hinauf und bemerkte zu seiner Erleichterung ein paar Gestalten, die durch den Dunst hetzten.
    Wo war die Sonne? Warum war sie noch nicht aufgegangen?
    Drüben im unteren Wald erbrach sich der erste Großvatervogel und wurde im nächsten Moment von seinem Erzfeind attackiert.
    »Rraa! Du verlogener, alter Heuchler!«
    Das war der Auftakt zum Sonnenaufgangschor, für den sich sämtliche Vögel, Frösche, Kröten und Insekten die Lungen aus dem Leib schrieen. Goldenes Licht rollte von Osten heran und schmolz vereinzelte Löcher in den Nebel. Es war ein wunderschönes Bild, wenn man von den schwarzen und roten Kriegskanus absah. Die meisten waren zu groß und konnten nicht in die Lagune einfahren, aber sie landeten auf der Landzunge neben der Kleinen Nation, und mehrere Gestalten sprangen auf den Strand.
    Ich höre keine Stimmen im Kopf, dachte Mau. Keine Toten.
    Hier bin nur ich. Ich muss alles richtig machen…
    Pilu kam mit einem schweren Paket, das in Tuch aus Papierreben gewickelt war, herbeigeeilt. »Es ist trocken geblieben. Es wird klappen.«
    Mau blickte sich auf dem Hügel um. An jeder Kanone stand jemand und

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