Eine Insel
allerdings nicht sonderlich geschickt anstellte.
Sie wussten eigentlich gar nicht, was daran so lustig war.
Doch manchmal lachte man eben einfach, weil man schon zu viel geweint hatte. Manchmal lachte man aber auch, weil Tischsitten am Strand einfach komisch waren. Und manchmal lachte man, weil man noch am Leben war, obwohl man es eigentlich nicht sein sollte.
Und dann legten sie sich in den Sand und blickten in den Himmel, wo der Luftstern im Osten gelblich funkelte. Imos Lagerfeuer leuchtete grellrot über ihnen, und dann kam der Schlaf wie eine Welle über sie.
Mau schlug die Augen auf.
Die Welt war voller Vogelstimmen. Sie kamen von überall und von allen möglichen Vögeln. Angefangen bei den Großvatervögeln, die die Reste der vergangenen Nacht auswürgten, bis hin zu etwas, das aus der Richtung des unteren Waldes kam und eigentlich nicht als Vogelstimme zählte, denn es hörte sich an wie: »Polly will ’ne Feige, du bibelklopfender, alter Narr! Rraa! Zeig uns deinen Schlüpfer!«
Er setzte sich auf.
Das Mädchen war fort, aber ihre seltsamen, zehenlosen Fußabdrücke führten zum unteren Wald.
Mau blickte in den Tontopf. Es war kaum noch Suppe übrig geblieben, nachdem sie ihn mit den Muschelschalen ausgekratzt hatten, aber während sie schliefen, war der Topf von etwas Kleinem sauber geleckt worden.
Heute könnte er damit weitermachen, die Felder freizuräumen. Vielleicht gab es noch mehr Gemüse, das er…
ERSETZE DIE GOTTESANKER! SINGE DIE LIEDER!
Ach ja… bis eben war es trotz allem ein guter Tag gewesen.
Die Gottesanker… ein schwieriges Thema. Wer danach fragte, bekam zur Antwort, dass man noch zu jung war, um es zu verstehen. Mau wusste nur, dass sie die Götter daran hinderten, in den Himmel davonzutreiben. Natürlich hielten sich die Götter sowieso im Himmel auf, aber danach zu fragen war kindisch, eine von den dummen Fragen. Die Götter konnten immer überall sein. Doch aus Gründen, die zumindest den Priestern völlig klar waren, blieben sie in der Nähe der Gottesanker und brachten den Menschen Glück.
Welcher Gott hatte also die große Welle geschickt, und was hatte das mit Glück zu tun?
Es hatte schon einmal eine große Welle gegeben, sagten die Leute. Von ihr wird erzählt in den Geschichten über die Zeit, als alles anders war und der Mond noch nicht derselbe. Die alten Männer behaupteten, die Welle sei gekommen, weil die Menschen schlecht gewesen waren, aber alte Männer sagten so etwas ständig. Wellen kamen, Menschen starben, und den Göttern war es egal. Warum hatte Imo, der alles erschuf und alles war…? Sollte Er womöglich nutzlose Götter geschaffen haben?
Und schon wieder war aus der Dunkelheit in seinem Innern ein Gedanke gestiegen, den er noch vor wenigen Tagen überhaupt nicht hätte denken können und der so gefährlich war, dass er ihn schnellstens aus seinem Kopf vertreiben wollte.
Was sollte er mit den Gottesankern tun? Dummerweise beantworteten die Großväter keine Fragen. Auf der ganzen Insel hatten kleine Göttersteine aus Schlamm oder Holz gestanden.
Die Menschen stellten sie aus den unterschiedlichsten Gründen auf, um ein krankes Kind zu beschützen oder damit das Gemüse nicht verdarb. Und da es großes Unglück brachte, einen Götterstein zu entfernen, tat es auch niemand. Man ließ sie auf natürliche Weise verfallen.
Sie waren Mau schon so oft begegnet, dass er sie gar nicht mehr beachtet hatte. Die Welle musste Hunderte von ihnen zerstört und fortgespült haben. Wie sollte er die alle ersetzen?
Er betrachtete den Strand. Mittlerweile waren die meisten Äste und umgestürzten Bäume verschwunden, und zum ersten Mal sah er, was nicht mehr war.
Im Dorf hatte es drei ganz besondere Göttersteine gegeben – die Gottesanker. Doch es fiel ihm schwer, sich daran zu erinnern, wo genau sie gestanden hatten. Jetzt waren sie jedenfalls nicht mehr da. Diese Anker waren große würfelförmige Blöcke aus weißem Gestein gewesen, die ein Mann allein kaum anheben konnte. Aber die Welle hatte sogar die Pfähle der Häuser umgeknickt und mannsgroße Korallenbrocken quer durch die Lagune geschleudert. Mit ein paar Steinblöcken hätte sie erst recht keine Schwierigkeiten gehabt, ganz gleich, was sie verankerten…
Er ging am Strand entlang und hoffte, einen halb im Sand vergrabenen Stein zu finden. Doch da war nichts. Schließlich entdeckte er einen Götterstein auf dem Grund der Lagune, wo das Wasser mittlerweile wieder etwas klarer geworden war. Er
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