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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sprang hinein, um ihn zu holen, aber er war so schwer, dass Mau für die Bergung mehrere Tauchgänge benötigen würde. Die Lagune war von der Welle größtenteils eingeebnet worden und fiel am westlichen Ende ziemlich steil ab. Er musste den Stein über den Grund tragen und ihn immer wieder loslassen, um seine Lungen mit Luft aufzufüllen, bis er endlich eine Stelle gefunden hatte, die seicht genug war, um ihn ans Ufer zu bringen.
    Aber natürlich wog er außerhalb des Wassers noch viel mehr – aus irgendeinem magischen Grund, den niemand verstand.
    Mau war völlig außer Atem, als er ihn endlich auf den Strand gewälzt hatte.
    An diesen Stein konnte er sich erinnern. Er hatte neben dem Haus des Häuptlings gestanden. Es war der, in den ein seltsames Wesen eingeritzt war. Es hatte vier Beine, wie ein Schwein, nur viel länger, und einen Kopf wie ein elasginin. Die Menschen nannten ihn Wind und opferten ihm Fisch und Bier für den Gott der Luft, bevor sie auf eine lange Reise gingen. Vögel und Schweine holten sich die Fische, und das Bier versickerte im Sand, aber das spielte keine Rolle. Es ging sowieso mehr um den Geist des Fisches und den Geist des Bieres. Wenigstens hatten die Leute das gesagt.
    Wieder tauchte Mau unter. In der Lagune herrschte ein wildes Drunter und Drüber. Die Welle hatte überall hausgroße Brocken vom Riff abgebrochen und einen neuen Eingang für das Meer geöffnet. Aber da hinten hatte Mau etwas Weißes gesehen.
    Als er näher kam, wurde ihm klar, wie gewaltig die neue Öffnung war. Ein Zehnmannkanu hätte quer hindurchgepasst.
    Genau unter seinen Füßen lag ein weiterer Götterstein.
    Er tauchte, und ein Schwarm kleiner, silbriger Fische flüchtete vor ihm.
    Ah, die »Hand«, der Anker für den Feuergott. Er war kleiner als der andere, aber er lag tiefer im Wasser und war weiter vom Strand entfernt. Mau brauchte mehr als eine Stunde, um ihn dem Griff des Meeres zu entreißen. In vielen Tauchgängen rollte er ihn Stück für Stück über den weißen Sand am Grund der Lagune.
    Mitten in der neuen Rifflücke hatte er einen weiteren gesehen, genau dort, wo die Brandung gefährliche Wirbel erzeugte. Aber das konnte nur der Gott des Wassers sein, und Mau fand, dass dieser in letzter Zeit schon zu viele Opfer gefordert hatte. Wasser konnte warten.
    SAMMLE DIE STEINE UND DANKE IHNEN VOLLER DEMUT, SONST WIRST DU UNGLÜCK ÜBER DIE GANZE NATION BRINGEN!, sagten die Großväter in seinem Kopf.
    Wie kamen die überhaupt in seinen Kopf? Woher wussten sie so viel? Und warum verstanden sie so wenig?
    Die Nation war stark gewesen. Es gab zwar größere Inseln, aber sie waren weit entfernt und nicht so begünstigt. Entweder war die Insel zu trocken oder der Wind ungünstig, oder sie hatten nicht genug fruchtbaren Boden oder lagen an Stellen mit starken Strömungen oder schlechten Fischgründen, oder sie waren den Räubern zu nahe, die sich schon lange nicht mehr bis zur Nation vorgewagt hatten.
    Aber hier gab es einen Berg und immer frisches Quellwasser.
    Auf der Insel wuchsen viele verschiedene Gemüsearten, die anderswo nicht vorkamen, und es gab jede Menge Wildschweine und Dschungelhühner. Hier fand sich die Gaukelknolle, und die Menschen kannten das Geheimnis des Bieres. Sie konnten mit ihren Erzeugnissen Handel betreiben. So war die Nation auch an die Jadeperle gekommen, an die Stahlmesser und den dreibeinigen Kochtopf und Stoffe, die von weit her kamen. Die Nation war reich und stark, und manche behaupteten, das läge an ihren weißen Steinankern. Auf keiner anderen Insel gab es solches Gestein. Die Nation war gesegnet, sagten die Leute.
    Und nun irrte ein kleiner Junge darauf herum, gab sich alle Mühe und machte trotzdem immer wieder alles falsch.
    Er wälzte den Steinblock namens
Hand
nicht weit vom Feuer auf den Sand. Wer sich einen erfolgreichen Jagdoder Kriegszug wünschte, legte vorher eine Gabe auf den Hand-Anker. Und wenn man Erfolg gehabt hatte, war es vermutlich eine gute Idee, ihm auch nach der Rückkehr etwas zu opfern.
    Im Augenblick konnte Mau ihm allerdings nur seinen Hintern anbieten. Ich habe dich aus dem Meer gezogen, dachte er. Die Fische haben dir bestimmt keine Opfer gebracht! Also entschuldige bitte, wenn ich dir nur meine Müdigkeit geben kann.
    Er hörte den Zorn der Großväter, bemühte sich aber, nicht darauf zu achten.
    Du musst den Göttern danken, damit kein Unglück über dich kommt, dachte er. Doch was für ein Unglück sollte das schon sein? Was könnten die

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