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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Worte nicht verstand.
    Hielt sie ihn für einen Zauberer? Frauen fütterten Babys, das wusste doch jeder! Es gab keine Milch auf der Insel. Warum begriff sie das nicht? Es gab einfach kei… Er stutzte, als ein Teil seines tobenden Gehirns sich ein Stück öffnete und ihm Bilder zeigte. Er starrte sie an: Konnte das klappen? Ja, und da war er wieder, dieser silberne Faden, der zu einem kleinen Teil ihrer Zukunft führte. Es könnte funktionieren. Es musste funktionieren.
    »Baby, Essen!«, wiederholte Daphne fordernd und versuchte, ihn hochzuziehen.
    Sanft wehrte er ihre Hände ab. Er musste nachdenken und sorgfältig planen. Der alte Mann sah ihn erschrocken an und wich hastig zurück, als Mau seinen Fischspeer aufhob und zielstrebig in die Lagune hinausmarschierte. Seine Schritte sollten selbstbewusst und männlich wirken, aber innerlich kochte er vor Zorn. Waren die Großväter völlig verrückt geworden? War Ataba wahnsinnig? Glaubten sie wirklich, dass er den Göttern für sein Leben danken sollte? Wenn das Geistermädchen nicht gewesen wäre, hätte er nicht gezögert, sich ins dunkle Wasser zu werfen!
    Babys und Milch waren das kleinere Problem, aber es machte sich lauter bemerkbar und lag näher. Er konnte die Lösung sehen. Denn er hatte ein Bild vor Augen, wie es klappen könnte.
    Allerdings hing es von vielen anderen Faktoren ab. Doch es gab einen Weg. Und wenn er ihm Schritt für Schritt folgte, sollte er am Ende Milch bekommen. Und es dürfte einfacher sein, Milch für ein Baby zu besorgen, als das Wesen der Götter zu verstehen.
    Er starrte ins Wasser, obwohl er eigentlich nichts anderes als seine Gedanken sah. Er brauchte Wurzelknollen und vielleicht etwas Bier, aber nicht zu viel. Doch zuerst musste er einen Fisch fangen…
    Und da war auch schon einer, nicht weit von seinen Füßen entfernt, weißer Fisch auf weißem Sand, so dass er sich nur durch seinen hellen Schatten verriet. Er schwamm dort wie ein Geschenk der Götter… Nein! Er schwamm dort, weil Mau sich völlig ruhig verhalten hatte, wie es ein Jäger tun sollte. Der Fisch bemerkte ihn überhaupt nicht.
    Er erlegte den Fisch mit dem Speer, nahm ihn aus und brachte ihn zum Priester, der zwischen den zwei großen Gottesankern saß.
    »Kannst du einen Fisch kochen, Priester?«
    »Bist du hier, um gegen die Götter zu lästern, Dämonenjunge?«, sagte Ataba.
    »Nein. Es wäre nur Gotteslästerung zu sagen, es gäbe sie nicht, wenn sie doch existieren«, sagte Mau mit ruhiger Stimme. »Also, kannst du Fisch kochen?«
    Ataba machte den Eindruck, als wollte er sich nicht weiter über Religionsfragen streiten, wenn es bald etwas zu essen gab.
    »Schon seit der Zeit vor deiner Geburt«, sagte der alte Mann und betrachtete den Fisch gierig.
    »Dann gib dem Geistermädchen etwas davon ab, und mach bitte eine Schleimsuppe für die Frau.«
    »Sie wird sie nicht essen«, sagte Ataba matt. »Auf ihrem Floß war Nahrung. In ihrem Kopf ist etwas nicht in Ordnung.«
    Mau sah sich die Unbekannte Frau an, die immer noch am Feuer hockte. Das Geistermädchen hatte mehr Decken von der
Sweet Judy
geholt, und inzwischen hatte sich die Frau aufgesetzt. Daphne saß an ihrer Seite, hielt ihre Hand und redete auf sie ein. Sie machen sich einen Frauenhain, dachte er. Die Sprache spielt keine Rolle.
    »Es werden weitere kommen«, sagte Ataba hinter ihm. »Viele Leute werden hier landen.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Der Rauch, Junge! Ich habe ihn aus vielen Meilen Entfernung gesehen. Sie werden kommen. Wir waren nicht die Einzigen. Und vielleicht werden auch die Räuber von ihrem großen Land kommen. Dann wirst du die Götter anrufen, o ja! Du wirst vor Imo kriechen, wenn die Räuber kommen.«
    »Nach allem, was geschehen ist? Was ist denn noch übrig?
    Was haben wir noch, was sie begehren könnten?«
    »Schädel. Fleisch. Ihr Vergnügen an unserem Tod. Das Übliche. Bete zu den Göttern, wenn du nicht willst, dass diese Kannibalen so weit kommen.«
    »Und das hilft?«, fragte Mau.
    Ataba zuckte mit den Schultern. »Was können wir sonst tun?«
    »Dann bete du zu den Göttern, dass sie uns Milch für das Kind geben«, sagte Mau. »So etwas Einfaches werden sie doch wohl schaffen.«
    »Und was willst du tun, Dämonenjunge?«
    »Etwas anderes.« Dann hielt Mau inne und dachte: Er ist ein alter Mann. Er ist viele Meilen über das Meer gefahren, und er hat sich um die Frau und ihr Baby gekümmert. Das ist wichtig.
    Er ließ seinen Zorn verrauchen. »Es war nicht

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