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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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half. Von hier oben konnte sie die beiden am Schweinezaun beobachten, und wenn sie bis zum Ende der Felder ging, sah sie am Strand einen immer größer werdenden Haufen aus Planken, Sparren und Segeltuch. Da es offenbar doch eine Zukunft geben würde, benötigte sie auch ein Dach über dem Kopf.
    Die Judy lag im Sterben. Das war traurig, doch sie führten nur zu Ende, was die Welle begonnen hatte. Es würde allerdings recht lange dauern, weil es nicht einfach war, ein Schiff in seine Bestandteile zu zerlegen, selbst wenn man die Werkzeugkiste des Zimmermanns gefunden hatte. Sie war eine wahre Schatzkiste, besonders auf einer Insel, auf der es vor der Welle nur zwei Messer und vier kleine, dreibeinige Kochtöpfe gegeben hatte. Gemeinsam schlachteten Mau und die Brüder das Schiff aus, fast wie Großvatervögel, die an einem Kadaver herumpickten. Sie schleppten alles ans Ufer und dann den Strand entlang.
    Es war Schwerstarbeit.
    Pilu prahlte gerne damit, dass er die Namen der Werkzeuge in der Kiste kannte, doch Mau fand, dass es letztlich nur darum ging, dass ein Hammer ein Hammer war, ob nun aus Metall oder aus Stein. Das Gleiche galt natürlich auch für einen Meißel. Und Rochenhaut war mindestens genauso gut wie dieses Sandpapier!
    »Das mag schon sein, aber was ist mit einer Zange?«, sagte Pilu und hielt eine hoch. »Wir hatten nie Zangen.«
    »Aber wir hätten welche machen können«, erwiderte Mau, »wenn wir gewollt hätten. Wenn wir welche gebraucht hätten.«
    »Ja, aber das ist doch das Interessante daran. Man weiß gar nicht, dass man sie braucht, bevor man sie nicht hat.«
    »Wir hatten sie nie und wollten sie deswegen auch gar nicht brauchen!«, sagte Mau.
    »Du musst ja nicht gleich wütend werden.«
    »Ich bin nicht wütend!«, gab Mau zurück. »Ich finde nur, wir kommen sehr gut zurecht!«
    Und so war es auch. Auf der Insel waren sie immer gut zurechtgekommen. Aber die Sachen von der
Sweet Judy
ärgerten ihn auf eine Weise, die er selber nicht ganz verstand, was es für ihn sogar noch schlimmer machte. Wie war es den Hosenmenschen möglich, so viele Dinge zu haben? Mau und die Brüder hatten dort, wo der untere Wald an den Strand grenzte, Unmengen davon aufgehäuft, und das Zeug war schwer. Töpfe, Pfannen, Messer, Löffel, Gabeln… Darunter war auch eine große Gabel, die man nur an einem Stiel befestigen musste, und schon hatte man den besten Fischspeer aller Zeiten, und dergleichen gab es jede Menge mehr. Auch Messer, so groß wie Schwerter.
    Das alles war so… überheblich. Die Besatzung hatte dieses wunderbare Werkzeug behandelt, als hätte es kaum einen Wert.
    Alles war einfach zusammengeworfen worden, so dass es herumklapperte und zerkratzte. Auf der Insel wäre eine Gabel jeden Tag gereinigt und anschließend an die Wand einer Hütte gehängt worden.
    Wahrscheinlich gab es allein auf diesem Schiff mehr Metall als auf allen Inseln zusammen. Und Milo hatte erzählt, dass viele Schiffe in Port Mercia gewesen waren, und einige sogar noch größer als die
Sweet Judy
.
    Mau wusste, wie man einen Speer machte, vom Aussuchen des Schafts bis zur Herstellung einer scharfen Steinspitze. Und wenn er den fertigen Speer in Händen hielt, war es wirklich sein Speer, jeder Teil davon. Ein Metallspeer wäre sehr viel besser, aber er wäre nur… ein Ding. Und wenn der kaputtging, wüsste Mau nicht, wie er sich einen neuen machen sollte.
    Mit den Pfannen war es genauso. Wie wurden sie gemacht?
    Nicht einmal Pilu wusste es.
    Also sind wir letztlich genau wie die roten Krabben, dachte Mau, während sie eine schwere Kiste zum Strand schleppten.
    Die Feigen fallen von den Bäumen, und das ist alles, was sie wissen. Müssten wir es nicht schaffen, besser zu sein?
    »Ich will die Hosenmenschensprache lernen«, sagte Mau, als sie eine Pause einlegten, bevor sie erneut in die stickige, stinkende Hitze im Innern des Wracks stiegen. »Kannst du sie mir beibringen?«
    »Was möchtest du denn sagen?«, fragte Pilu. Dann grinste er.
    »Du willst mit dem Geistermädchen sprechen können, nicht wahr?«
    »Ja, wenn du schon so fragst. Wir sprechen wie Babys miteinander. Wir müssen Bilder in den Sand malen!«
    »Tja, wenn du mit ihr über das Be- und Entladen von Schiffen und das Ziehen an Seilen reden willst, kann ich dir vielleicht helfen«, sagte Pilu. »Vergiss nicht, wir waren fast immer auf einem Schiff und nur unter Männern. Die meiste Zeit haben sie über das Essen geschimpft. Ich glaube nicht, dass du einen Satz

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