Eine Insel
lernen möchtest wie ›Dieses Fleisch schmeckt, als hätte man es von einem Hundearsch abgeschnitten‹. Den könnte ich dir beibringen.«
»Nein, du hast recht. Aber es wäre nett, mit ihr zu sprechen, ohne die ganze Zeit nach Wörtern fragen zu müssen.«
»Cahle sagt, dass das Geistermädchen unsere Sprache ziemlich schnell lernt«, brummte Milo. »Und sie macht besseres Bier als alle anderen.«
»Ich weiß! Aber ich will wie ein Hosenmensch mit ihr reden!«
Pilu grinste. »Nur du mit ihr allein, wie?«
»Was?«
»Na ja, sie ist ein Mädchen und du bist ein…«
»Das Geistermädchen interessiert mich nicht! Ich meine, ich …«
»Überlass das einfach mir! Ich weiß genau, was du brauchst.«
Pilu kramte im Haufen der Sachen, die sie bereits aus dem Schiff geholt hatten, und hob etwas hoch, das für Mau auf den ersten Blick wie ein altes Brett aussah. Aber nachdem Pilu eine Weile darauf herumgeklopft hatte, verwandelte es sich in…
»Eine Hose«, sagte Pilu und zwinkerte seinem Bruder zu.
»Und?«, fragte Mau.
»Die Hosenmenschenfrauen sehen einen Mann lieber in Hosen«, sagte Pilu. »Als wir in Port Mercia waren, durften wir erst an Land gehen, nachdem wir welche angezogen hatten. Weil die Hosenmenschenfrauen uns ansonsten komisch angesehen und geschrien hätten.«
»So etwas werde ich hier auf gar keinen Fall tragen!« »Das Geistermädchen denkt dann vielleicht, dass du ein Hosenmann bist«, sagte Milo, »und lässt dich…«
»Das Geistermädchen interessiert mich nicht!«
»Ach ja, das sagtest du schon.« Pilu zerrte noch ein bisschen an der Hose herum und stellte sie dann auf den Strand. Sie war so stark mit Schlamm und Salz verkrustet, dass sie von allein stand. Irgendwie furchteinflößend.
»Hosen sind ein mächtiger Zauber«, sagte Milo. »Sie sind die Zukunft. Ganz klar.«
Mau versuchte, nicht auf die roten Krabben zu treten, als sie durch die Schneise zum Wrack zurückkehrten. Wahrscheinlich wussten die Krabben gar nicht, ob sie lebten oder tot waren, dachte er. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht an kleine, seitwärtslaufende Krabbengötter glauben, aber sie haben die Welle überlebt, und es waren so viele wie eh und je. Auch die Vögel hatten gewusst, dass die Welle kam. Wir nicht. Aber wir sind doch so klug! Wir machen Speere und Fischfallen und erzählen Geschichten! Als Imo uns aus Lehm geformt hat, warum hat Er den Teil vergessen, der uns gesagt hätte, dass die Welle kommt?
Wieder auf der
Sweet Judy
pfiff Pilu fröhlich vor sich hin, während er Deckplanken mit einer langen Metallstange aus der Werkzeugkiste aushebelte. Es war eine unbeschwerte Melodie, wie Mau sie noch nie zuvor gehört hatte. Wenn sie auf der Jagd gewesen waren, hatten sie nach ihren Hunden gepfiffen, aber dies klang irgendwie… komplizierter.
»Was ist das?«, fragte er.
»Das ist ein Lied der Hosenmenschen«, sagte Pilu. »Einer der Männer auf der John Dee hat es mir beigebracht.«
»Und wovon handelt es?«
»Es erzählt davon, dass jemand einen ordentlichen Batzen Kokosnüsse hat und nun möchte, dass man etwas dagegenwirft«, erklärte Pilu, als sich langsam eine Planke löste.
»Aber man muss doch nichts gegen die Kokosnüsse werfen, wenn sie schon gar nicht mehr an der Palme hängen«, gab Mau zu bedenken und lehnte sich gegen die Werkzeugkiste.
»Ich weiß. Aber die Hosenmenschen bringen die Kokosnüsse in ihr eigenes Land, stecken sie auf Stöcke und werfen dann Sachen nach ihnen.«
»Warum?«
»Ich glaube, zum Spaß. Das Spiel heißt ›Triff die scheue Kokosnuss‹.«
Die Planke hob sich mit einem langgezogenen Kreischen der Nägel. Es war ein grauenvolles Geräusch. Für Mau hörte es sich an, als würde etwas sterben. Jedes Kanu hatte eine Seele.
»Scheu? Was heißt das?« Es war immer noch besser, sich über diesen Unsinn zu unterhalten als über den Tod der Judy.
»Das heißt, die Kokosnüsse wollen sich vor den Menschen verstecken«, versuchte Milo es zu erklären, doch offensichtlich war er selbst nicht sonderlich überzeugt. »Verstecken? Aber sie sind doch in den Palmen! Wir können sie sehen.«
»Warum stellst du so viele Fragen, Mau?«
»Weil ich so viele Antworten haben will! Was bedeutet ›schüchtern‹ wirklich?«
Pilus Miene war ernst, wie immer, wenn er nachdenken musste. Meistens war ihm das Reden lieber.
»Scheu? Die Seemänner haben manchmal zu mir gesagt: ›Du bist nicht so scheu wie dein Bruder.‹ Weil Milo nicht sehr oft mit ihnen geredet hat. Er
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